Kein "Tage wie dieser" im Wahlkampf

Von Kerstin Poppendieck · 21.09.2013
Wenn in den USA Präsidentschaftswahlen anstehen, dann scheinen die ganz Großen der Musikbranche Schlange zu stehen, um ihren Kandidaten zu unterstützen. Stars wie Beyoncé Knowles und Madonna betreiben ganz offen Wahlkampf für ihren Favoriten.
Es ist eine geheime Wahl morgen und genau dabei wollen es offensichtlich auch die meisten Musiker in Deutschland belassen. Deutsche Superstars, die sich im Wahlkampf engagieren? Fehlanzeige. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Die Toten Hosen haben beispielsweise ausdrücklich verboten, dass ihr Lied "Tage wie dieser" im Wahlkampf verwendet wird, weil sie nicht mit irgendeiner Partei und deren Inhalten in Verbindung gebracht werden wollen:

Sowohl SPD als auch CDU haben den Titel gerne bei Wahlkampfveranstaltungen gespielt. Eindeutig unterstützt wird die CDU dagegen von Rapper Afrob. Er ist der Meinung, die Partei habe in den vergangenen Jahren viel für das Urheberrecht und damit für die Qualität und Vielfalt von Musik, Literatur, Film und Kunst getan.

Die Christdemokraten hoffen, durch Afrobs Unterstützung vor allem junge Wähler mobilisieren zu können. Diesen Effekt erhofft sich die CDU auch bei DJane Marusha, die sich ebenfalls zu der Partei bekennt. Weitere namhafte, musikalische Unterstützer der CDU gibt es nicht.

Und auch bei der SPD ist die Liste nicht viel länger. Wie schon seit Jahren tritt auch diesmal Roland Kaiser regelmäßig bei SPD Wahlkampfveranstaltungen auf. Der Schlagersänger ist seit zehn Jahren Parteimitglied.

Auch Paul van Dyk, einer der erfolgreichsten DJs Deutschland, ist SPD-Mitglied. Es kam zwar nie für ihn in Frage, selbst aktiv am Wahlkampf teilzunehmen, aber er macht auch keinen Hehl aus seinem Parteibuch.

Zur FDP und den Linken will sich dagegen kaum ein Musiker öffentlich bekennen. Und auch die Piraten, die namhafte Musiker angeschrieben und um Unterstützung geben haben, hatten dabei keinen Erfolg.

Einzig die Grünen haben es geschafft, einige junge und innovative Musiker für sich zu gewinnen. Zum Beispiel Jaqee. Die in Berlin lebende ugandische Sängerin ist so multikulturell wie ihre Musik, ein Mix aus Soul und Reggae.

Auch Sänger Peter Fox engagiert sich politisch. Ihm geht es dabei allerdings nicht um eine einzelne Partei. Der Berliner ist Teil einer Internetkampagne, die sich für einen Politikwechsel stark macht. Unter www.es-geht-auch-anders.de fordert Peter Fox, die derzeitige Regierung abzuwählen.