Kein Sport zweiter Klasse mehr
Zu Sportlern zweiter Klasse herabgewürdigt fühlten sich einst die Fußballer bei den Olympischen Spielen. Deshalb erfand der 1904 in Paris gegründete Weltfußballverband FIFA die Fußballweltmeisterschaft. Obwohl aus Europa nur vier Mannschaften die Reise nach Urugay antraten, verhalf das Turnier dem Fußball generell und dem Profitum zum Durchbruch.
Als der belgische Schiedsrichter unter dröhnenden Tango-Klängen im Centenario-Stadion in Montevideo das Finale abpfiff, gab es für das Publikum kein Halten mehr. Begleitet von den Freudenschüssen zahlreicher Pistoleros jubelten fast 100.000 Zuschauer ihren "Urus" frenetisch zu. Mit 4:2 hatte Gastgeber Uruguay den großen Nachbarn Argentinien entzaubert. Die Endphase des Finales blieb auch für Jules Rimet, FIFA-Präsident und Organisator dieser ersten Fußballweltmeisterschaft 1930, unvergesslich:
"Nie zuvor habe ich solche Beispiele von emotionaler Leidenschaft und Begeisterung erlebt, wie sie dieser Sieg freisetzte. Als die Fahne Uruguays am Siegesmast hochstieg, die Spieler des Weltmeisters weinend dem Fahnentuch nachschauten, schien sich das ganze Volk des Weltmeisters im Stolz auf diesen Erfolg zu verbinden."
Dieses rein südamerikanische Finale war eine Demütigung des europäischen Fußballs. Seit Gründung der FIFA 1904 in Paris gab es zwar die Idee einer eigenständigen Fußballweltmeisterschaft, doch erst zu den Olympischen Spielen 1924 und 1928 kam es zu zwei Turnieren, allerdings ausschließlich für Amateure. Doch schon damals gewann der Berufsfußball an Attraktivität. 1926 erkannte der französische Verbandschef Henri Delaunay:
"Der internationale Fußball kann nicht länger innerhalb der Beschränkungen der Olympischen Spiele existieren; viele Länder, in denen der Professionalismus nun anerkannt und organisiert ist, können so nicht länger durch ihre besten Spieler repräsentiert werden."
Darüber hinaus fühlten sich die Fußballer bei Olympia zu Sportlern zweiter Klasse herabgewürdigt. 1928 in Amsterdam mussten sie ihr Turnier vier Wochen vor Beginn der eigentlichen Olympiade durchführen. So beschloss die FIFA ab 1930 alle vier Jahre ein eigenes Weltturnier auszutragen, das auch Profis offenstand. Deutschland oder Österreich waren als Ausrichter des ersten im Gespräch. Doch die Amateure des Deutschen Fußballbundes lehnten es ab, an einem Turnier mit Profibeteiligung teilzunehmen. Andere Europäer scheuten die finanziellen Risiken in der Weltwirtschaftskrise. Als sich der zweifache Olympiasieger Uruguay bewarb, war die Skepsis in Europa groß. Niemand traute dem kleinen südamerikanischen Land die Organisation solch einer Veranstaltung zu. Doch FIFA-Präsident Jules Rimet hatte keine andere Wahl, wollte er das Turnier nicht ganz ausfallen lassen. Schließlich nahmen insgesamt 13 Mannschaften teil; zur Enttäuschung der Südamerikaner nur vier aus Europa, zumal Frankreich, Jugoslawien, Rumänien und Belgien nicht zu den Top-Teams zählten. Für die Europäer hatte die Überseereise nach Montevideo denn auch eher etwas von einem Kreuzfahrtunternehmen. Der jugoslawische Verbandssekretär Mihailo Andrejevic erinnerte sich:
"Auf dem Schiff waren wir eine Attraktion, weil wir zweimal täglich trainierten, vorwiegend mit Gymnastik. Das Publikum lud die erschöpften Fußballer dann stets zum Tanzen, Trinken und Singen ein. Am fröhlichsten ging es im Unterdeck zu. Als wir nach achtzehn Tagen Seefahrt drüben ankamen, hatte unser Torwart Jakcic sechzehn Kilo zugenommen."
Andere, etwa die Franzosen hielten sich mit nächtelangen Skat-Turnieren fit. In Uruguay blieben die europäischen Mannschaften chancenlos. Zwar gab es einige Skandalspiele, weil die Schiedsrichter aus Angst vor den temperamentvollen Fans dubiose Entscheidungen trafen. Insgesamt aber zahlte sich die modernere Spielweise der Südamerikaner aus, die mit viel Bewegung im Spiel dem europäischen Standfußball überlegen war. Star des Turniers wurde der Uruguayer Jose Leandro Andrade, der Pele der 20er und 30er Jahre. Nebenbei ein begnadeter Tangotänzer, der nicht selten mit 75 Meter-Alleingängen elegant durch die gegnerischen Reihen tänzelte. Die Zeitschrift "Fußball" wunderte sich:
"Bei den Läufern vertrat ein waschechter Neger namens Andrade die exotische Note mit Couleur. Aber der Mann kann mehr, als nur dadurch die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ein zielbewussteres, taktisch vollendeteres Spiel lässt sich kaum denken. Sein fabelhaftes Können rief spontan Beifall hervor."
Ansonsten war die Berichterstattung in deutschen Blättern von Ignoranz gezeichnet. Sechs Wochen nach Ende des Turniers meldete die "Fußball-Woche":
"Wir können unsere Originalberichterstattung erst jetzt fortsetzen, da die Schnelldampfer-Verbindung von Südamerika im August so schlecht war, dass wochenlang kein Brief expediert werden konnte."
Allen Unkenrufen zum Trotz bilanzierte die FIFA das Turnier als großen wirtschaftlichen Erfolg. Das verhalf dem Fußball generell und vor allem dem Profitum zum Durchbruch. Zur zweiten Weltmeisterschaft 1934 in Italien bewarben sich schon 32 Nationen. Nur Titelverteidiger Uruguay verzichtete beleidigt. Schließlich war Italien dem Turnier 1930 auch ferngeblieben.
"Nie zuvor habe ich solche Beispiele von emotionaler Leidenschaft und Begeisterung erlebt, wie sie dieser Sieg freisetzte. Als die Fahne Uruguays am Siegesmast hochstieg, die Spieler des Weltmeisters weinend dem Fahnentuch nachschauten, schien sich das ganze Volk des Weltmeisters im Stolz auf diesen Erfolg zu verbinden."
Dieses rein südamerikanische Finale war eine Demütigung des europäischen Fußballs. Seit Gründung der FIFA 1904 in Paris gab es zwar die Idee einer eigenständigen Fußballweltmeisterschaft, doch erst zu den Olympischen Spielen 1924 und 1928 kam es zu zwei Turnieren, allerdings ausschließlich für Amateure. Doch schon damals gewann der Berufsfußball an Attraktivität. 1926 erkannte der französische Verbandschef Henri Delaunay:
"Der internationale Fußball kann nicht länger innerhalb der Beschränkungen der Olympischen Spiele existieren; viele Länder, in denen der Professionalismus nun anerkannt und organisiert ist, können so nicht länger durch ihre besten Spieler repräsentiert werden."
Darüber hinaus fühlten sich die Fußballer bei Olympia zu Sportlern zweiter Klasse herabgewürdigt. 1928 in Amsterdam mussten sie ihr Turnier vier Wochen vor Beginn der eigentlichen Olympiade durchführen. So beschloss die FIFA ab 1930 alle vier Jahre ein eigenes Weltturnier auszutragen, das auch Profis offenstand. Deutschland oder Österreich waren als Ausrichter des ersten im Gespräch. Doch die Amateure des Deutschen Fußballbundes lehnten es ab, an einem Turnier mit Profibeteiligung teilzunehmen. Andere Europäer scheuten die finanziellen Risiken in der Weltwirtschaftskrise. Als sich der zweifache Olympiasieger Uruguay bewarb, war die Skepsis in Europa groß. Niemand traute dem kleinen südamerikanischen Land die Organisation solch einer Veranstaltung zu. Doch FIFA-Präsident Jules Rimet hatte keine andere Wahl, wollte er das Turnier nicht ganz ausfallen lassen. Schließlich nahmen insgesamt 13 Mannschaften teil; zur Enttäuschung der Südamerikaner nur vier aus Europa, zumal Frankreich, Jugoslawien, Rumänien und Belgien nicht zu den Top-Teams zählten. Für die Europäer hatte die Überseereise nach Montevideo denn auch eher etwas von einem Kreuzfahrtunternehmen. Der jugoslawische Verbandssekretär Mihailo Andrejevic erinnerte sich:
"Auf dem Schiff waren wir eine Attraktion, weil wir zweimal täglich trainierten, vorwiegend mit Gymnastik. Das Publikum lud die erschöpften Fußballer dann stets zum Tanzen, Trinken und Singen ein. Am fröhlichsten ging es im Unterdeck zu. Als wir nach achtzehn Tagen Seefahrt drüben ankamen, hatte unser Torwart Jakcic sechzehn Kilo zugenommen."
Andere, etwa die Franzosen hielten sich mit nächtelangen Skat-Turnieren fit. In Uruguay blieben die europäischen Mannschaften chancenlos. Zwar gab es einige Skandalspiele, weil die Schiedsrichter aus Angst vor den temperamentvollen Fans dubiose Entscheidungen trafen. Insgesamt aber zahlte sich die modernere Spielweise der Südamerikaner aus, die mit viel Bewegung im Spiel dem europäischen Standfußball überlegen war. Star des Turniers wurde der Uruguayer Jose Leandro Andrade, der Pele der 20er und 30er Jahre. Nebenbei ein begnadeter Tangotänzer, der nicht selten mit 75 Meter-Alleingängen elegant durch die gegnerischen Reihen tänzelte. Die Zeitschrift "Fußball" wunderte sich:
"Bei den Läufern vertrat ein waschechter Neger namens Andrade die exotische Note mit Couleur. Aber der Mann kann mehr, als nur dadurch die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ein zielbewussteres, taktisch vollendeteres Spiel lässt sich kaum denken. Sein fabelhaftes Können rief spontan Beifall hervor."
Ansonsten war die Berichterstattung in deutschen Blättern von Ignoranz gezeichnet. Sechs Wochen nach Ende des Turniers meldete die "Fußball-Woche":
"Wir können unsere Originalberichterstattung erst jetzt fortsetzen, da die Schnelldampfer-Verbindung von Südamerika im August so schlecht war, dass wochenlang kein Brief expediert werden konnte."
Allen Unkenrufen zum Trotz bilanzierte die FIFA das Turnier als großen wirtschaftlichen Erfolg. Das verhalf dem Fußball generell und vor allem dem Profitum zum Durchbruch. Zur zweiten Weltmeisterschaft 1934 in Italien bewarben sich schon 32 Nationen. Nur Titelverteidiger Uruguay verzichtete beleidigt. Schließlich war Italien dem Turnier 1930 auch ferngeblieben.