Kein spannendes Regietheater

Von Franziska Stürz |
Von der facettenreichen musikalischen Sprache Verdis werden die Zuschauer nicht mit visuellen Reizen abgelenkt – bei den diesjährigen Tiroler Festspielen in Erl spielt die Musik die Hauptrolle. Die Bühne ist entsprechend schlicht, spannende Inszenierungen bleiben aus.
Die Tiroler Festspiele Erl präsentieren Verdi musikalisch facettenreich und szenisch eher eindimensional im neuen Festspielhaus: Gustav Kuhn legt den Schwerpunkt seiner Rolle als Dirigent und Regisseur von Giuseppe Verdi´s „Trilogia popolare“, bestehend aus Rigoletto, Il Trovatore und La Traviata, eindeutig auf die musikalische Darbietung.

Obwohl ihm nun seit Ende letzten Jahres das futuristisch anmutende und akustisch hervorragend gebaute neue Festspielhaus mit allem technischen Komfort zur Verfügung steht, bleibt die geräumige Bühne in allen drei Neuproduktionen einheitlich schlicht. Die Szene besteht aus einer schrägen Rampe, einem Steg und zwei seitlichen Treppenaufgängen. Nur in der Mitte der Bühne wird mit wenigen Requisiten ein Schauplatzwechsel angedeutet. Die Personenführung ist konventionell, die Massenszenen in synchroner Reihenbewegung aufgestellt, und die gesamte Aufführung prägt somit eine teilweise konzertante Anmutung.

Saal fast gesprengt
Wo das Auge nicht ablenkt, kann das Ohr schwelgen, denn umso mehr kommt in Erl die facettenreiche musikalische Sprache Verdi´s zum Ausdruck, wenn Gustav Kuhn sein Festspielorchester zu großen, satten Klängen aufwühlt, die den neuen Saal fast zu sprengen drohen. Gustav Kuhn´s Solisten zeichnen sich allesamt durch hervorragende, eher leichte Stimmführung aus.

Besonders hervorzuheben ist Hermine Haselböck als dramatisch-edle Azucena neben Ferdinand von Bothmer als jugendlichem Manrico und Anna Princeva´s fein gestaltender Leonora. Alle wurden in der Academia di Montegral von Kuhn über längere Zeit auf ihre Rollen vorbereitet, und er kennt seine Sänger so genau, dass er stets als einfühlsamer Begleiter aus dem Graben agiert. Spannendes Regietheater darf man in Erl also nicht erwarten, jedoch das musikalische Erlebnis im neuen architektonischen Festspielhaus-Juwel ist allemal eine Reise in die malerische Alpenlandschaft des Kaiserwinkels wert.
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