"Kein Pilger geht im Zickzack"
Pilgern hat Konjunktur, und ein Platz am Jakobsweg ist für Gemeinden mittlerweile ein Standortvorteil. Doch das neu eröffnete Teilstück in Nordrhein-Westfalen richtet sich soweit wie möglich nach der historischen Route, erzählt die Archäologin Ulrike Spichal.
Stephan Karkowsky: Der Jakobsweg, das war eine hochmittelalterliche Hauptverkehrsachse, die reichte von den Pyrenäen bis zum Jakobsgrab. Aber auch die vielen alten Pilgerwege bis dorthin gelten als Jakobswege. Der Europarat nennt sie europäische Kulturrouten. Im westfälischen Städtchen Minden wird heute Nachmittag bereits die dritte durchgehende Wegstrecke des alten Pilgerwegs in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Sie führt von Minden über Herford, Bielefeld und Lippstadt nach Soest. Geleitet wurden die Forschungen von der Archäologin Ulrike Spichal von der Altertumskommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Guten Morgen!
Ulrike Spichal: Guten Morgen!
Karkowsky: Nun ist Nordrhein-Westfalen ja nicht gerade ein verkehrsarmes Bundesland. Liegen die weitesten Teilstücke der alten Jakobswege nicht längst unter Bundesautobahnen begraben?
Spichal: Im Grunde ist so die Richtung dieselbe, von den heutigen Bundesstraßen und eben den damaligen Handelsrouten, die dann auch die Pilger benutzt haben. Aber die tatsächlichen Trassen führen dann eben doch oft immer mal so ein bisschen rechts und links der heutigen Bundesstraßen.
Karkowsky: Und wie findet die eine Archäologin?
Spichal: Im Prinzip ist das Arbeit, die das Sammeln verschiedenster Hinweise auch aus verschiedenen Zeiten beinhaltet. Also, wir suchen nach allen Hinweisen auf das Vorhandensein einer historischen Straße. Für die Archäologin im Vordergrund natürlich erst mal die Geländedenkmäler, wie Hohlwege, die sich durch das stetige Befahren im Mittelalter dann tief in die Erde eingegraben haben, aber auch Hinweise in altem Kartenmaterial, wo mal etwas eingezeichnet ist, oder Hinweise auf alte Einrichtungen, die sich im Mittelalter typischerweise entlang dieser großen Straßen befanden, wie beispielsweise Galgen, Gasthäuser oder Schmieden.
Karkowsky: Warum war denn dieser Jakobsweg im Mittelalter eigentlich so beliebt?
Spichal: Letztlich ist es so, dass es schon im Mittelalter auch so ein bisschen politisch gefördert wurde, diesen Jakobsweg zu gehen. Spanien war damals von den Mauren erobert worden und die Christen wollten das Land wieder zurückerobern, sodass man Jakobus als Symbolfigur für diese Rückeroberung quasi hervorgerufen hat und dann dadurch auch versucht hat, eben Leute, nicht nur fromme Pilger, sondern auch Kreuzfahrer und Ritter eben dort hinzuziehen, um eben diese Rückeroberung wichtig zu machen und durchzuziehen.
Karkowsky: Heute sind die Jakobswege für die Anrainer vor allem wieder wichtige Wirtschaftsfaktoren geworden. Was sagen Sie denn Gemeinden, die Sie anrufen und anflehen, diesen Weg doch durch ihr Dorf zu verlegen, damit auch dort ein paar der Tausenden von Pilgern jährlich einkehren und womöglich übernachten?
Spichal: Ja, das ist immer so eine … ja, eine Situation, die mir gar nicht so lieb ist, denn man will natürlich gerne alle irgendwie zufriedenstellen, aber da muss ich dann halt sagen, dass wir uns sehr nach dem historischen Weg richten und eben nicht jede Gemeinde einbeziehen können. Kein Pilger geht im Zickzack durch Westfalen, um irgendwann anstatt nach 2500 Kilometern erst nach 6000 Kilometern in Santiago anzukommen. Von daher muss eben diese Zielausrichtung auf Santiago zu da sein, und ganz wichtig eben, dass wir mit den Pilgerwegen den historischen Routen folgen wollen. Und die waren ja auch recht zielstrebig dann.
Karkowsky: Ulrike Spichal von der Altertumskommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Ihnen besten Dank!
Spichal: Ja, gerne!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Ulrike Spichal: Guten Morgen!
Karkowsky: Nun ist Nordrhein-Westfalen ja nicht gerade ein verkehrsarmes Bundesland. Liegen die weitesten Teilstücke der alten Jakobswege nicht längst unter Bundesautobahnen begraben?
Spichal: Im Grunde ist so die Richtung dieselbe, von den heutigen Bundesstraßen und eben den damaligen Handelsrouten, die dann auch die Pilger benutzt haben. Aber die tatsächlichen Trassen führen dann eben doch oft immer mal so ein bisschen rechts und links der heutigen Bundesstraßen.
Karkowsky: Und wie findet die eine Archäologin?
Spichal: Im Prinzip ist das Arbeit, die das Sammeln verschiedenster Hinweise auch aus verschiedenen Zeiten beinhaltet. Also, wir suchen nach allen Hinweisen auf das Vorhandensein einer historischen Straße. Für die Archäologin im Vordergrund natürlich erst mal die Geländedenkmäler, wie Hohlwege, die sich durch das stetige Befahren im Mittelalter dann tief in die Erde eingegraben haben, aber auch Hinweise in altem Kartenmaterial, wo mal etwas eingezeichnet ist, oder Hinweise auf alte Einrichtungen, die sich im Mittelalter typischerweise entlang dieser großen Straßen befanden, wie beispielsweise Galgen, Gasthäuser oder Schmieden.
Karkowsky: Warum war denn dieser Jakobsweg im Mittelalter eigentlich so beliebt?
Spichal: Letztlich ist es so, dass es schon im Mittelalter auch so ein bisschen politisch gefördert wurde, diesen Jakobsweg zu gehen. Spanien war damals von den Mauren erobert worden und die Christen wollten das Land wieder zurückerobern, sodass man Jakobus als Symbolfigur für diese Rückeroberung quasi hervorgerufen hat und dann dadurch auch versucht hat, eben Leute, nicht nur fromme Pilger, sondern auch Kreuzfahrer und Ritter eben dort hinzuziehen, um eben diese Rückeroberung wichtig zu machen und durchzuziehen.
Karkowsky: Heute sind die Jakobswege für die Anrainer vor allem wieder wichtige Wirtschaftsfaktoren geworden. Was sagen Sie denn Gemeinden, die Sie anrufen und anflehen, diesen Weg doch durch ihr Dorf zu verlegen, damit auch dort ein paar der Tausenden von Pilgern jährlich einkehren und womöglich übernachten?
Spichal: Ja, das ist immer so eine … ja, eine Situation, die mir gar nicht so lieb ist, denn man will natürlich gerne alle irgendwie zufriedenstellen, aber da muss ich dann halt sagen, dass wir uns sehr nach dem historischen Weg richten und eben nicht jede Gemeinde einbeziehen können. Kein Pilger geht im Zickzack durch Westfalen, um irgendwann anstatt nach 2500 Kilometern erst nach 6000 Kilometern in Santiago anzukommen. Von daher muss eben diese Zielausrichtung auf Santiago zu da sein, und ganz wichtig eben, dass wir mit den Pilgerwegen den historischen Routen folgen wollen. Und die waren ja auch recht zielstrebig dann.
Karkowsky: Ulrike Spichal von der Altertumskommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Ihnen besten Dank!
Spichal: Ja, gerne!
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