Kein neues Kapitel in der Beleidigungskultur
Manch einer befürchtete den Zorn erregter Islamisten angesichts der geplanten Dramatisierung von Salman Rushdies "Satanischen Versen" in Potsdam. Doch dafür gab die Inszenierung keinen Anlass: vier verworrene Theaterstunden mit Kostümen wie bei den Bad Segeberger Karl-May-Festspielen und einer plakativen Regie verrauschten folgenlos.
Unter den Oberbegriff "Metamorphosen" hat das Hans-Otto-Theater sein Wochenende mit "Faust 1", "Den satanischen Versen" und Katharina Schlenders "Der Zufriedene" gestellt. Um den Gegensatz von Glaube und Zweifel, Glück und Sinnvakuum, Anpassung und Kompromisslosigkeit soll es dabei gehen.
Wo Faust durch die mephistophelische Anleitung vom grauen Studium in die sinnliche Welterkundung und in die Erfahrung von Entgrenzung und Geschwindigkeit geführt wird, will der Harz-IV-Empfänger Kurt Gromann im Stück der jungen deutschen Autorin entgegen allen Aufrufen zu Veränderung in seiner ruhevollen Zufriedenheit verbleiben, sich nicht vom Motivationstrainer in den modernen Strudel unglücklich machender Bewegung zwingen lassen.
In dieses Spannungsfeld hat Intendant Uwe Eric Laufenberg seine zusammen mit Marcus Mislin erstellte Theaterfassung von Salman Rushdies über 700 Seiten langem Roman gestellt. Kaum jemand hat ihn je ganz gelesen, aber alle kennen seinen religionspolitischen Zündstoff: Der Prophet Mohammed, hier Mahound genannt, tritt auf, seine mekkanische Islamisierungspolitik wird als Traum eines indischen England-Immigranten erzählt. Wir sollen begreifen, dass selbst das große Buch der Muslime, der heilige Qur'an nicht ausschließlich dem vom Erzengel Gabriel vermittelten Wort Allahs entspricht. Eine später getilgte Koran-Passage, in der drei damals sehr beliebte weibliche Gottheiten verehrt werden, soll satanischer Einflüsterung entstammen.
Diese titelgebenden "satanischen Verse" sind Rushdies zentrales Argument für seinen kulturellen und religiösen Relativismus: Es gibt keine Gewissheiten, alles bewegt sich im Spannungsfeld von Gut und Böse, wir haben keinen sicheren Bereich des Heiligen.
Das religiöse Verbot der Darstellung des Propheten verletzen Buch und Aufführung. Aber anders als bei Geert Wilders, der Galerie Nord und den dänischen Karikaturisten löste dies am Potsdamer Theater keine Erregungszustände aus. Gleich mehrere Kamerateams waren für ein weiteres Kapitel in der Geschichte der medial vermittelten Beleidigungskultur angetreten - vergeblich. Vier verworrene Theaterstunden verrauschten folgenlos: Mit Kostümen wie bei den Bad Segeberger Karl-May-Festspielen, Dschelaba, Sari, Turban und Kaftan, einer plakativen Regie, die für die Londoner Migrantengeschichte, die religiöse Allegorie, das Phantasmagorische des Romans nur eine Ebene kennt.
Am Ende ist der riskierte kulturelle Flurschaden völlig überflüssig gewesen. Ging es dann doch nur ums Surfen auf der medialen Erregungswelle. Am Ende des Theaterwochenendes haben sich die angekündigten Querverbindungen nicht ergeben, der Faustische Weg vom "Himmel durch die Hölle ins Leben" hat sich nicht offenbart.
Wo Faust durch die mephistophelische Anleitung vom grauen Studium in die sinnliche Welterkundung und in die Erfahrung von Entgrenzung und Geschwindigkeit geführt wird, will der Harz-IV-Empfänger Kurt Gromann im Stück der jungen deutschen Autorin entgegen allen Aufrufen zu Veränderung in seiner ruhevollen Zufriedenheit verbleiben, sich nicht vom Motivationstrainer in den modernen Strudel unglücklich machender Bewegung zwingen lassen.
In dieses Spannungsfeld hat Intendant Uwe Eric Laufenberg seine zusammen mit Marcus Mislin erstellte Theaterfassung von Salman Rushdies über 700 Seiten langem Roman gestellt. Kaum jemand hat ihn je ganz gelesen, aber alle kennen seinen religionspolitischen Zündstoff: Der Prophet Mohammed, hier Mahound genannt, tritt auf, seine mekkanische Islamisierungspolitik wird als Traum eines indischen England-Immigranten erzählt. Wir sollen begreifen, dass selbst das große Buch der Muslime, der heilige Qur'an nicht ausschließlich dem vom Erzengel Gabriel vermittelten Wort Allahs entspricht. Eine später getilgte Koran-Passage, in der drei damals sehr beliebte weibliche Gottheiten verehrt werden, soll satanischer Einflüsterung entstammen.
Diese titelgebenden "satanischen Verse" sind Rushdies zentrales Argument für seinen kulturellen und religiösen Relativismus: Es gibt keine Gewissheiten, alles bewegt sich im Spannungsfeld von Gut und Böse, wir haben keinen sicheren Bereich des Heiligen.
Das religiöse Verbot der Darstellung des Propheten verletzen Buch und Aufführung. Aber anders als bei Geert Wilders, der Galerie Nord und den dänischen Karikaturisten löste dies am Potsdamer Theater keine Erregungszustände aus. Gleich mehrere Kamerateams waren für ein weiteres Kapitel in der Geschichte der medial vermittelten Beleidigungskultur angetreten - vergeblich. Vier verworrene Theaterstunden verrauschten folgenlos: Mit Kostümen wie bei den Bad Segeberger Karl-May-Festspielen, Dschelaba, Sari, Turban und Kaftan, einer plakativen Regie, die für die Londoner Migrantengeschichte, die religiöse Allegorie, das Phantasmagorische des Romans nur eine Ebene kennt.
Am Ende ist der riskierte kulturelle Flurschaden völlig überflüssig gewesen. Ging es dann doch nur ums Surfen auf der medialen Erregungswelle. Am Ende des Theaterwochenendes haben sich die angekündigten Querverbindungen nicht ergeben, der Faustische Weg vom "Himmel durch die Hölle ins Leben" hat sich nicht offenbart.