Kein Dorf, nirgends
Wo bitte ist Hohenpeißenberg? Schwerer, dichter Nebel hängt über dem Asphalt, als ich mich am Morgen des 23. Oktober der Ortschaft nähere, die angeblich die schönste Aussicht über Bayern bietet. Da hilft kein Augenblinzeln mehr und auch keine moderne Lüftungsanlage im Mietwagen: Die weiße Suppe lässt nicht einmal eine Ahnung davon aufkommen, was sich unter ihr verbirgt.
Von Anfang an war der Wurm drin. Nein, es war gar nicht einfach, jemanden zu finden, der Auskunft geben wollte über Dorf und Bewohner, Sitten und Gebräuche in Hohenpeißenberg. Von Berlin aus telefonierte ich mich durch verschiedene Vereine und Behörden und kündigte freundlich meinen Besuch an. Verhaltene Reaktionen. Dann endlich erbarmte sich eine Hohenpeißenbergerin: "des passt scho" befand sie, und wir verabredeten uns für heute.
Aber gestern Abend - ich lag auf dem Bett in meinem Hotelzimmer, die Tagesschau war schon vorbei - klingelte das Handy, und meine Hohenpeißenberger Hoffnung meldete sich mit krächzender Stimme: Halsschmerzen, Fieber - krank. Shit happens.
Nun bin ich hier im Nieselregen, kein Dorf, nirgends. Nicht einmal ein Café. Ich finde das Rathaus. Die Damen und Herren sind der Berliner Reporterin gegenüber etwas reserviert: Warum hier, wieso Reportage und überhaupt: Wozu soll das gut sein?
Ich erkundige mich höflich nach dem ortsansässigen Gewerbe: Der Metzger hat zugemacht, eine Backstube gibt es auch nicht mehr, ich könnte höchstens noch zum Tischler gehen, das ist ein Familienbetrieb. Aber wozu? Das Wichtigste im Dorf ist der Berg mit seiner schönen Aussicht, mit der Wallfahrtskirche oben drauf sowie der Gaststätte daneben.
Obwohl ich erahne, was mich auf dem Gipfel erwartet, willige ich ein und fahre die schmalen Windungen hinauf. Mühsam erkenne ich die Umrisse der Gaststätte, den Parkplatz finde ich genauso wenig wie die Kirche: Nebelschwaden überall. Der Nieselregen wird stärker.
Ich flüchte in die Kneipe. Als einziger Gast bekomme ich sofort mein Kännchen Kaffee, der Ausblick ist bemerkenswert: Ich sehe, dass ich nichts sehe.
Ratlos und leer im Inneren, stehe ich wieder draußen im Regen. Kein bisschen hat sich der Nebel verzogen. Ich suche die Wallfahrtskirche, sie ist abgeschlossen, ich gehe einmal an den Mauern entlang, stolpere über eine Baumwurzel, torkele zurück zum Auto.
Hohenpeißenberg. Ich fürchte wir kommen nicht zusammen. Abfahrt nach ergebnisloser Recherche, hinunter geht es wieder in das Dorf, das ich nicht kenne.
In einer Kurve schimmert etwas Blaues durch den Schleier, ich bremse. Ein enger Feldweg, ein großes Schild davor: Fairer Preis für faire Milch - 40 Cent pro Liter, entziffere ich. Ich schlussfolgere: Hier lebt ein geknechteter Milchbauer. Nein, nicht einer, viele natürlich.
Und ich sehe grüne Wiesen, gelbe Butterblumen, geschecktes Milchvieh. Einen Bauern im Kuhstall - Melkmaschine, Milchtank, Mistgabel. Im Stroh liegen Kälbchen und Kätzchen.
Und ein Radio spielt im Hintergrund.
Der Nebel hat sich gelichtet. Hier wohnt mein Mann.
Aber gestern Abend - ich lag auf dem Bett in meinem Hotelzimmer, die Tagesschau war schon vorbei - klingelte das Handy, und meine Hohenpeißenberger Hoffnung meldete sich mit krächzender Stimme: Halsschmerzen, Fieber - krank. Shit happens.
Nun bin ich hier im Nieselregen, kein Dorf, nirgends. Nicht einmal ein Café. Ich finde das Rathaus. Die Damen und Herren sind der Berliner Reporterin gegenüber etwas reserviert: Warum hier, wieso Reportage und überhaupt: Wozu soll das gut sein?
Ich erkundige mich höflich nach dem ortsansässigen Gewerbe: Der Metzger hat zugemacht, eine Backstube gibt es auch nicht mehr, ich könnte höchstens noch zum Tischler gehen, das ist ein Familienbetrieb. Aber wozu? Das Wichtigste im Dorf ist der Berg mit seiner schönen Aussicht, mit der Wallfahrtskirche oben drauf sowie der Gaststätte daneben.
Obwohl ich erahne, was mich auf dem Gipfel erwartet, willige ich ein und fahre die schmalen Windungen hinauf. Mühsam erkenne ich die Umrisse der Gaststätte, den Parkplatz finde ich genauso wenig wie die Kirche: Nebelschwaden überall. Der Nieselregen wird stärker.
Ich flüchte in die Kneipe. Als einziger Gast bekomme ich sofort mein Kännchen Kaffee, der Ausblick ist bemerkenswert: Ich sehe, dass ich nichts sehe.
Ratlos und leer im Inneren, stehe ich wieder draußen im Regen. Kein bisschen hat sich der Nebel verzogen. Ich suche die Wallfahrtskirche, sie ist abgeschlossen, ich gehe einmal an den Mauern entlang, stolpere über eine Baumwurzel, torkele zurück zum Auto.
Hohenpeißenberg. Ich fürchte wir kommen nicht zusammen. Abfahrt nach ergebnisloser Recherche, hinunter geht es wieder in das Dorf, das ich nicht kenne.
In einer Kurve schimmert etwas Blaues durch den Schleier, ich bremse. Ein enger Feldweg, ein großes Schild davor: Fairer Preis für faire Milch - 40 Cent pro Liter, entziffere ich. Ich schlussfolgere: Hier lebt ein geknechteter Milchbauer. Nein, nicht einer, viele natürlich.
Und ich sehe grüne Wiesen, gelbe Butterblumen, geschecktes Milchvieh. Einen Bauern im Kuhstall - Melkmaschine, Milchtank, Mistgabel. Im Stroh liegen Kälbchen und Kätzchen.
Und ein Radio spielt im Hintergrund.
Der Nebel hat sich gelichtet. Hier wohnt mein Mann.