Kein Crossover-Tausendsassa

Von Holger Hettinger |
Der Schweizer Musiker und Komponist Dieter Amman wirkt beim diesjährigen Lucerne Festival als "composer in residence". Für ihn gilt dabei, seinen musikalischen Erfahrungen und Einflüssen subtil nachzuspüren.
Nähert man sich Dieter Ammann über seine Biografie, so könnte man einen Paradiesvogel erwarten: ausgebildet an der Swiss Jazz School in Bern, aber auch an der Akademie für Schul- und Kirchenmusik Luzern; er war Stammgast auf den großen Jazz-Festivals in Köln, Lugano und Willisau, hat aber auch Auftragskompositionen geschrieben für das Ensemble für neue Musik Zürich und für das Lucerne Festival Er hat mit dem Panik-Rocker Udo Lindenberg zusammengearbeitet, aber auch mit der Neue-Musik-Ikone Pierre Boulez.

Beschäftigt man sich jedoch mit dem kompositorischen Schaffen von Dieter Ammann, merkt man schnell: Hier ist kein Crossover-Tausendsassa am Werk. Sondern ein Komponist, der in seinen Werken seinen musikalischen Erfahrungen und Einflüssen subtil nachspürt, ohne plakativ unterschiedliche Stile zusammenzuwürfeln. Im Gegenteil: die Musik des diesjährigen "composers in residence" beim Luzern-Festival ist trotz der Verschiedenartigkeit der Quellen erstaunlich homogen, ebenmäßig.

Aus der Improvisationspraxis leitet der Schweizer sein untrügliches Gefühl ab für Zeitempfinden und Werkdramaturgie, aus seiner Lehrzeit bei Wolfgang Rihm sein Gespür für die Tiefenwirkungen von Klängen und Verläufen. Beim diesjährigen Lucerne-Festival wird Ammans neue Komposition "Turn" die in den Jahren 2001 und 2002 entstandenen Orchesterstücke "Core" und "Boost" bespiegeln.
Mehr zum Thema