Kein Berufsverbot für Sodann

Von Günter Hellmich |
Wer den Tatort-Kommissar Ehrlicher am Montag Seit an Seit mit Oskar Lafontaine und Lothar Bisky erlebte, konnte schon ahnen, dass Peter Sodann sich nur für ein Gastspiel bei der PDS engagieren lassen wollte. Dass er die Kandidatenrolle nur zwei Tage lang spielte, war indes überraschend.
Einen endgültigen Wechsel ins Politikerfach hatte der 69-Jährige schon bei jener Präsentation im Karl-Liebknecht-Haus ausgeschlossen. Seine Begründung für den Ausflug in die Politik, der neuen Linken helfen zu wollen, ein Gewicht im Bundestag zu werden, ließ eher auf Wahlkampfunterstützung denn auf eine tatsächlich angestrebte Karriere als Parlamentarier schließen. Die aber käme bei Platz eins der sächsischen Landesliste nicht ganz unerwartet auf ihn zu. Es kann natürlich sein, dass "jene drei Herren" die Sodann, wie er sagte, für die Kandidatur gewannen, das waren Gregor Gysi, Lothar Bisky und Dieter Dehm - auf ein bekanntes Vorbild hinwiesen: Stefan Heym der nach seinem spektakulären Auftritt als Alterspräsident für die PDS, nicht mal ein Jahr lang im Bundestag blieb. Die künstlerische Freiheit seinen Platz bald für einen Nachrücker freizumachen, dürften die PDS-Spitzen dem Hallenser schon eingeräumt haben.

Wenn Peter Sodann die drei Herren jetzt im Regen stehen ließ, dann lag das vielleicht wirklich daran, dass er sich über die Unvereinbarkeit von Mandat und Tatortrolle nicht voll im Klaren war. Obwohl er ja am Montag sagte, es gäbe eine Vereinbarung mit dem MDR. Hier von Berufsverbot gegen Linke zu sprechen, wie es frustrierte PDS Funktionäre jetzt tun, ist allerdings eine typische Propagandalüge. Die bekannten Regelungen gelten bekanntlich für alle Parteien und Peter Sodann wäre der letzte gewesen, der - hätte er sich unziemlich unter Druck gesetzt gefühlt - dies nicht sagen würde. Gerade wegen seiner Unerschrockenheit der Obrigkeit gegenüber hatte ihn doch die PDS nominiert. Er selbst hatte noch am Montag unterstrichen, dass er die Marxsche Formel von der Freiheit, die die Einsicht in die Notwendigkeit sei, schon zu DDR Zeiten nicht akzeptiert habe und dafür ins Gefängnis gewandert sei.

Aber vielleicht hat ja neben der späten Einsicht, dass der Schuster doch bei seinem Leisten bleiben soll, und Peter Sodann der Kommissar Ehrlicher, für seine Entscheidung noch etwas anderes eine Rolle gespielt: Jener Auftritt an der Seite, des designierten Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei Oskar Lafontaine, bei dem dieser nun zum wiederholten Male seine Formulierung "Fremdarbeiter" rechtfertigte. Allein das wäre Grund genug gewesen, "Ehrlicher" zu bleiben.