"Kebab Connection"

Von Jörg Taszman · 21.04.2005
"Kebab Connection" ist eine kleine Kiez-Komödie aus Hamburg nach einer Idee von Fatih Akin. Darin will der junge Türke Ibo den ersten deutschen Kung Fu-Film drehen, sieht sich aber stattdessen mit einer schwangeren Freundin und einem wütenden Vater konfrontiert. Ein Porträt der beiden Hauptdarsteller Denis Moschito und Nora Tschirner.
Die beiden verstehen sich gut und gehen bereitwillig auf die spontane Idee ein, aus zwei Einzelinterviews ein Doppelinterview zu machen. Nora Tschirner und Denis Moschitto sind in "Kebab Connection" erstmals in zwei wirklichen Hauptrollen zu sehen. Bisher spielten sie eher kleine, aber feine Nebenrollen.

Die gebürtige Ost-Berlinerin Nora Tschirner debütierte im Kino mit der Ost-West-Romanze "Wie Feuer und Flamme", wo sie ironischerweise eine junge Westberlinerin spielte. Kurz darauf begann sie eine Fernsehkarriere als Moderatorin bei MTV und war 2003 dann wieder auf der großen Leinwand in "Soloalbum" zu sehen.

Denis Moschitto spielte erstmals in Marco Petrys Komödie "Schule" an der Seite des damals unbekannten Daniel Brühl, mit dem er auch in "Nichts bereuen" von Benjamin Quabeck gemeinsam agierte. Wollten Nora Tschirner und Denis Moschitto, die beide nie auf einer Schauspielschule waren eigentlich schon immer Schauspieler werden?

Denis Moschitto: " Bei mir war das schon immer da. Ich weiß, dass ich als Kind das schon machen wollte, aber da hat man dann natürlich andere Beweggründe. Ich wollte auch Detektiv und Müllmann werden, weil ich das so toll fand, wie die Müllmänner am Wagen immer mitfahren, aber da wusste ich ja auch nicht, was das bedeutet Müllmann zu sein. Das mit dem Spielen ist dann einfach so gekommen. "

Nora Tschirner: " Ich krieg dann immer so leichte Unsicherheiten, wenn Leute so sagen und sie haben schon... und das war schon immer klar und sie können gar nicht anders als spielen... dann denke ich immer, ich bin hier gar nicht richtig. Aber letztendlich ist es schon so. Ich hab das jetzt nie formuliert und gesagt, wenn ich nicht Schauspielerin werden darf, dann steh ich sofort auf dem Fenstersims, aber es lässt sich, glaube ich nicht von der Hand weisen, dass ich schon immer den Drang hatte, mich vor Leuten gewissermaßen zum Napf zu machen." (lacht)

In "Kebab Connection" geht es viel um Kung Fu. Ibo, den Denis Moschitto leicht überdreht und jungenhaft, selbstbewusst verkörpert, möchte den ersten deutschen Kung Fu-Film drehen. Er übt schon einmal mit actionreichen Werbeclips für den Dönerladen seines Onkels Ahmet. Diese schön choreographierten Action- und Kung Fu-Sequenzen aus Ibos Werbespots sind formell bestechend und überlagern die ansonsten konventionelle Liebesgeschichte.

Wie empfanden die beiden Hauptdarsteller Nora Tschirner und Denis Moschito die gewollten Stilbrüche und die damit verbundene Gefahr, dass der Film im Film beim Betrachter stärker wirkt als der Rest der Geschichte.

Denis Moschitto: "Es stimmt schon. Im Grunde genommen hätten wir uns ein wenig zurücknehmen müssen für diese Szene, aber alle waren so scharf darauf, das zu machen und auch Anno hatte Lust darauf, das einmal zu drehen. Es sind so Hochglanzspots daraus geworden."

Nora Tschirner: "Ich finde auch, das muss schon so sein. Man muss ja auch daran glauben, dass der Typ ein Genie ist. Aber vielleicht hätte man dann erst später damit herein gehen müssen, oder so. Aber der Anfang ist natürlich schon gemein, weil der einen so unklar lässt. Das finde ich aber schön. Ich mag es, dass man bei dem Film nach einer Viertelstunde immer noch nicht so genau weiß, woran man ist. "

"Kebab Connection" ist ein origineller Genremix mit jeder Menge Multikulti und Filmklischees um Türken, Griechen und Italiener; Mafiosi und Vegetarier. Der Film erzählt aber auch von Ibos Panik, als seine Freundin Titzi schwanger wird. Nora Tschirner spielt sie, wie bisher all ihre Filmfiguren, sehr charmant und natürlich. Mal wirkt sie mädchenhaft, verletzlich und temperamentvoll, dann auch reifer, realistischer und nachdenklicher als beispielsweise Ibo.

Wie empfinden nun beide diese zentrale Angst ihrer Figuren, plötzlich ein Kind zu bekommen. Ist dies für ihre Generation der Anfang/Mitte 20-Jährigen typisch?

Nora Tschirner: " Natürlich würde es mich nicht grundsätzlich zu Tode schockieren, mal schwanger zu sein, oder ein Kind zu bekommen. Aber wenn mir das jetzt passieren würde, dann würde ich wahrscheinlich noch ein bisschen krasser abgehen als Titzi. …Ich halte es aber für eine reelle Problematik bei Leuten in unserem Alter, wenn so was Anfang 20 auch noch passiert, dann ist heutzutage schon Polen offen."

Denis Moschitto: " Ich glaube, ich wäre schon sehr schockiert, wenn ich schwanger werden würde. (Nora lacht) Aber mit Anfang 20 Vater werden, da hätte ich noch sehr anders reagiert als Ibo. Aber jetzt... ich plane nicht Vater zu werden, aber jetzt, glaube ich, könnte ich schon damit umgehen."