Kaum Rätsel

Von Josef Schnelle |
Der Deutsche Filmpreis gilt als wichtigste Auszeichnung, die ein Film hierzulande bekommen kann. Nun wurden die Nominierten vorgestellt.
Dreimal Produktionen aus München. Einmal Hamburg. Zweimal Berlin. Drei große, teure Filme. Drei kleine unabhängige Filme. Die Nominierungen zum deutschen Filmpreis geben eigentlich kaum Rätsel auf.

Sie wirken wie sorgfältig nach einem geheimnisvollen Proporz ausgesucht. Ausgewogen nennt man so etwas wohl. Für den besten Film sind die Filme nominiert, die für Gesprächsstoff gesorgt haben und deren Produzenten können sich schon einmal über jeweils 250.000 Euro aus dem prall gefüllten Säckel des mit 2,8 Millionen höchstdotierten deutschen Kulturpreises freuen.

Siebenmal wurde John Rabe von Florian Gallenberger in den insgesamt 14 Kategorien nominiert. Der ist noch gar nicht im Kino, hat aber schon den Bayrischen Filmpreis kassiert.

Das ist ein bisschen geheimnisvoll, wird aber offenbar von Reglement gedeckt. Natürlich ist das Haus Constantin von Bernd Eichinger, dem Gründervater der Deutschen Filmakademie, mit 12 Nominierungen vertreten. Zwei Filme der Münchner Produktionsfirma: „Der Baader Meinhof Komplex“ und „Im Winter ein Jahr“ konkurrieren um den Titel „Bester Film“ und um jeweils weitere 250.000 Euro.

Vetternwirtschaft kann man aber nicht erkennen. Immerhin ist auch Christian Petzold mit „Jerichow“ nominiert und Andreas Dresen mit „Wolke 9“. Beide Filme waren eher kleine Programmkinoerfolge. Ihr künstlerischer Rang ist unbestritten, aber sie gehören wohl nicht zu den Großproduktionen, die Akademiepräsident Günther Rohrbach in seiner Polemik vor drei Jahren ausdrücklich vor der bösen Filmkritik schützen wollte. Christian Petzold hatte seinerzeit sogar heftig gegen den Plan protestiert, der Deutschen Filmakademie die Vergabe der Gelder der Filmförderung des Kulturministers zu überlassen. Nun ist auch er außer in der Hauptkategorie als bester Regisseur nominiert. Alles brav.

Keine Überraschungen, auch wenn man sich wundert, dass Jerichow bester Film sein soll und Petzold einer der vier besten Regisseure ist, aber die Hauptdarsteller dieses Films Nina Hoss und Benno Fürmann keine Erwähnung finden. Trotzdem kommt die Nominierungsliste einem Friedensschluss auch mit den Kritikern gleich. Es sind ja auch harmonische Zeiten.

Der deutsche Film hat einen Marktanteil von 27 Prozent und wird allenthalben gelobt als erfolgreiche und vielfältige Branche. Nicht einmal Til Schweiger, der letztes Jahr wegen der Nichtnominierung von „Keinohrhasen“ aus der Akademie aus und wieder eintrat hat sich gemeldet seine Klamotte „1 ½ Ritter“ hat er wohl selbst als Film nicht ernst gemeint.