Weiblicher Blick auf die Geschichte

Kunst ohne Männer

07:19 Minuten
Selbstporträt der Barockmalerin Artemisia Gentileschi.
Selbstporträt der Barockmalerin Artemisia Gentileschi. © imago / United Archives International
Laura Helena Wurth im Gespräch mit Gabi Wuttke · 30.12.2022
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Künstlerinnen wie Artemisia Gentileschi oder Rosalba Carriera, die in ihrer Epoche berühmt waren, sind in Vergessenheit geraten. Die Kunsthistorikerin Katy Hessel will dies nun mit ihrem Buch „The Story of Art without Men“ ändern.
Schaut man sich die Ankäufe US-amerikanischer Museen aufgeschlüsselt nach Repräsentation an, bekommt man erstaunliche Zahlen. Nur elf Prozent der in den Jahren 2018 bis Mitte 2022 angeschafften Kunstwerke stammen von Frauen; 2,2 Prozent von Schwarzen Amerikanern und 0,5 Prozent von Schwarzen Amerikanerinnen. Zu diesen Ergebnissen kommt der sogenannten Burns Halperin Report von Charlotte Burns und Julia Halperin.
„Da sieht man natürlich, dass die Einkaufspraxis auf Rassismus und Sexismus beruht“, sagt die Kunstkritikerin Laura Helena Wurth. Erklärt wird diese Ankaufspraxis nach wie vor damit, dass man sagt, es gebe nicht genug gute Kunst von Frauen auf dem Markt. Doch das stimmt nicht.

Wer kennt heute Rosalba Carriera?

Die britische Kunsthistorikerin Katy Hessel hat sich vorgenommen, die männlich dominierende Sichtweise auf Kunst aufzubrechen, indem sie eine Kunstgeschichte von Frauen verfasst hat: The Story of Art without Men. Es ist eine Art Gegenentwurf zum Klassiker von Ernst Gombrich. Seine seit 1950 wiederholt aufgelegte "Geschichte der Kunst" kommt ganz ohne Frauen aus, wie Wurth berichtet.
In Hessels Buch lernen wir hingegen Künstlerinnen wie die Barockmalerin Artemisia Gentileschi (1593-1654) kennen. Schon zu Lebzeiten war sie eine internationale Berühmtheit. 2020 wurde ihr in der National Gallery in London eine große Ausstellung ausgerichtet. Sie war genauso in Vergessenheit geraten wie Rosalba Carriera (1675-1757),die in der Zeit des Rokoko als Königin des Pastells bekannt war“, so Wurth.

Die ökonomischen Umstände in den Blick nehmen

Die 28-jährige Kunsthistorikerin Katy Hessel hat schon vor der Veröffentlichung ihres Buchs den Instagram-Account The Great Women Artists und den gleichnamigen Podcast betrieben. Beides ist angelehnt an den berühmten Essay von Linda Nochlin von 1971: "Why Have There Been No Great Women Artists?"
"Das ist natürlich die Frage, die man sich stellt. Und Nochlin hat schon in den 70er-Jahren gefragt: Was sind die ökonomischen Umstände, die dazu führen, dass wir so wenig Kunst von Frauen kennen? Es gibt diese Kunst ja durchaus. Das zeigt zum einen Linda Nochlin, aber jetzt eben auch Katy Hessel ganz komprimiert zusammengefasst – und das ist sehr, sehr beeindruckend", sagt Kunstkritikerin Laura Helena Wurth.

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