Katja Kipping über Corona-Lockerungen

Das trügerische Gefühl, über den Berg zu sein

05:44 Minuten
Menschen in einer Bar in Stockholm
Ist die Coronazeit bald vorüber? Erst mal noch nicht, findet Katja Kipping. © www.imago-images.de
Moderation: Anke Schaefer · 05.05.2020
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Die Corona-Regeln werden schrittweise gelockert, vielen geht es aber immer noch nicht schnell genug. Verständlich, sagt die Linken-Vorsitzende Katja Kipping. Man werde jedoch unvorsichtig - das habe sie auch bei sich selbst beobachtet.
Kaum ist die Zahl der Corona-Ansteckungen gesunken, werden die Rufe nach einer baldigen Lockerung der Vorsichtsmaßnahmen immer lauter. Einige Bundesländer haben bereits die ersten Schritte unternommen und verschiedene Restriktionen teilweise aufgehoben. Dass die Menschen zur Normalität zurückkehren wollen, kann Linken-Vorsitzende Katja Kipping verstehen, warnt aber vor abnehmender Vorsicht.
Jede einzelne Lockerung sei verständlich – das Problem sei aber die Summe und die Dynamik, die das auslöse, sagt Kipping. Das habe sie auch bei sich selbst beobachtet: "Nachdem so zwei, drei Tage im Fernsehen immer eine Lockerung nach der anderen durchgekaut wurde, habe ich gemerkt, wie wir in meiner Familie total lax geworden sind, weil wir so ein inneres Gefühl hatten, jetzt haben wir uns wochenlang total angestrengt mit dem Infektionsschutz – jetzt, wo überall über Lockerungen gesprochen wird, müssen wir ja über den Berg sein."

Mehr Kontakt bedeutet abnehmende Vorsicht

Sie habe sich dann allerdings noch einmal mit dem wissenschaftlichen Analysen beschäftigt und feststellt, das sei ja gar nicht so, so Kipping. "Wenn ich lese, in dem Moment, wo es mehr Kontakt gibt, ist die Gefahr sehr groß, dass sich das ausbreitet." Schon jetzt könne man überall eine abnehmende Vorsicht bei den Leuten beobachten.
Kipping sprach sich außerdem dafür aus, für Orte, wo sich Menschen auf engstem Raum aufhalten, zusätzlichen Wohnraum zu akquirieren – etwa Sammelunterkünfte für Arbeiter oder Geflüchtete. "Momentan würde das nicht mal an Räumlichkeiten scheitern. Jugendherbergen oder Ferienwohnungen sind gerade frei und stehen leer. Und da müssten einfach die Kommunen diese Örtlichkeiten anmieten, damit man da auch eine Entlastung hinbekommt."
(cmk)
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