"Running Up that Hill" von Kate Bush

Dank "Stranger Things" wieder in den Charts

07:18 Minuten
Eine Frau mit dunklen, langen Haaren hält ein Mikrofon. Durch die Beleuchtung hintrelässt ihr Haar an den Konturen einen rötlichen Eindruck.
Kate Bush präsentiert 1985 in der ZDF-Sendung "Peter's Pop Show" ihren Hit "Running Up that Hill". Jetzt wurde ihrem Lied "neues Leben eingehaucht", wie sie schreibt. © picture alliance / United Archives / ZIK Images
Kristoffer Cornils in Gespräch mit Carsten Beyer · 07.06.2022
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"Running Up that Hill" ist 37 Jahre alt. Nun steht der Hit von Kate Bush wieder in den Charts, weil er in Staffel vier der Netflixserie "Stranger Things" prominent auftaucht. Musikjournalist Kristoffer Cornils hält das für zynische Cross-Promotion.
"Running up that Hill" vom Album "Hounds of Love" zählt zu den erfolgreichsten Songs von Kate Bush. Das Lied erschien 1985 und stürmte die Charts in vielen Ländern der Welt – in Deutschland erreichte es damals ebenso wie im Vereinigten Königreich Platz drei. Auch wenn der Song nie ganz weg war bei der Auswahl der Radiosender, so oft wie heute war er lange nicht mehr zu hören – und in den Charts steht er auch wieder.
Der plötzliche neue Erfolg hat seinen Grund in einer Netflixserie: Der 37 Jahre alte Klassiker ertönt in der vierten Staffel der Netflixserie "Stranger Things" an prominenter Stelle. Die sonst eher öffentlichkeitsscheue Kate Bush, inzwischen 63 Jahre alt, schrieb auf ihrer Webseite, dem Song sei „neues Leben eingehaucht worden“.

Musik zu Marketingzwecken

Ein Zufall sei das nicht, betont Kristoffer Cornils. Vielmehr gehe es darum, dass über die Serie geredet werde, und dazu könne auch die Musik beitragen: "Ich würde sagen, dass die Musikauswahl immer mehr solchen Marketingzwecken angepasst wird", sagt der Musikjournalist.
Das beste Beispiel einer erfolgreichen Cross-Promotion für Musik sei das Queen-Lied "Bohemian Rhapsody" aus dem Biopic über den Sänger der Band, Freddie Mercury. "Mittlerweile ist das das meistgestreamte Stück Musik aus dem 20. Jahrhundert überhaupt", sagt Cornlis.

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Aber auch in die andere Richtung funktioniere die Cross-Promotion. "Wir kennen das zum Beispiel von den James-Bond-Filmen: Wer da den Titelsong singt, ist an sich immer schon ein ganzes Spektakel – und das ist dann natürlich auch immer prima Werbung für den jeweiligen Film."

Bewährtes Rezept bei "Stranger Things"

"Stranger Things" bewirkte bereis in der dritten Staffel einen Erfolgssprung für ein Lied aus den 80er-Jahren: "Never Ending Story" von Limahl. Der Song des einstigen Sängers von Kajagoogo, läuft bei einer emotional sehr aufgeladenen Schlüsselszene:
"Natürlich macht eine dermaßen populäre Serie so ein Stück dann auch wieder zum Chartserfolg", sagt Cornils und macht einen Trend aus, "gerade auch, weil es sich um ohnehin schon populäre Songs handelt, die die meisten von uns zumindest schon kennen, zu denen wir auch eine emotionale Bindung haben."
Wenn diese dann wieder die Charts hochkletterten, berichteten auch die Medien darüber und ohnehin werde wieder viel über die Lieder gesprochen.
"Dann wollen natürlich auch wieder alle wissen, welche Rolle so ein Song nun genau in so einer Serie spielt. Ich würde sagen, auf eine Art und Weise funktioniert das wie umgekehrtes Product Placement – das kennen wir ja, dass in so einer Serie echte Produkte beworben werden", so Cornils. "Hier ist es aber eher so, dass ein echtes Produkt, der Song, die Serie bewirbt."
Aus seiner Sicht haben sowohl Musikindustrie als auch Filmindustrie beziehungsweise Firmen wie Netflix aus kommerziellen Gründen ein Interesse daran, dass wir "immer mehr olle Kamellen neu serviert bekommen", sagt Cornils, der das aber nicht gut findet: "Ich würde meinen, dass es in Kunstformen wie dem Fernsehen und der Musik doch eigentlich nicht darum gehen sollte."

Zuschauer als Werbetreibende

Er wolle niemandem den Spaß an Kate Bush & Co. verbieten, sagt Cornils weiter, aber es nehme schon manipulative Züge an, denn die Zuschauerinnen und Zuschauer und auch die Musikerinnen und Musiker würden als unabhängige Werbetreibende für einen Service wie Netflix eingespannt.
"Ich denke, das ist schon zynisch, vor allem natürlich auch, weil es dann meistens um alte Musik geht, die dem Publikum dann als neuester Schrei noch mal neu verkauft wird", kritisiert er.

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