Katalysator für die Protestbewegung in Iran
Freuen wird sich über den Tod von Hussein Ali Montaseri niemand in Iran – selbst die von ihm zuletzt heftig kritisierte Führungselite um das geistige Oberhaupt Chamenei und den von ihm getragenen Präsidenten Ahmadinedschad nicht.
Mit Großajatollah Montaseri, einem Wegbegleiter von Revolutionsführer Khomeini, ist einer der wichtigsten Geistlichen, einer der großen Alten der islamischen Revolution gestorben, der früh zum Kritiker der Verhältnisse in der real existierenden islamischen Republik mutierte. Wohl nur seine Bekanntheit, Beliebtheit und sein Status als "Quelle der Nachahmung" hat ihn in all den Jahren davor bewahrt, mundtot gemacht zu werden.
Montaseris viel beachtete "Fatwa", sein religiöses Rechtsgutachten nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Juni, in dem er der Regierung Mord, unislamische Tyrannei, Folter, Lüge, Wahlmanipulation und Zensur vorwarf und indirekt die Proteste der Opposition legitimierte, machte ihn endgültig zu einer theologischen Referenzgröße der Opposition.
"Das Land gehört dem Volk, nicht irgendjemandem. Das Volk trifft die Entscheidungen, die Amtsträger haben im Dienst des Volkes zu stehen", schrieb Monataseri darin unter anderem. Und: "Das Volk muss das Recht haben, sich frei zu versammeln und sein Recht in mündlicher und schriftlicher Form zu verteidigen."
Wie viele Iranerinnen und Iraner jetzt anlässlich Montaseris Tod von diesem Recht Gebrauch machen, kann man von hier aus schwer überblicken. Ausländischen Journalisten ist die Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten versagt. So lassen sich im Moment auch Berichte von gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften, von denen auf oppositionellen Internetseiten die Rede ist, schwer verifizieren. Dass die Zeichen bei den Machthabern auf Alarm stehen, ist aber nachvollziehbar.
Der Verlust für die Opposition durch den Tod des unbeugsamen Geistlichen, der viele einer jüngeren, reformoffeneren Theologengeneration beeinflusst hat, ist ein nicht zu unterschätzender. Glaubwürdiger vielleicht noch als Oppositionspolitiker wie Mussawi und Karrubi fanden ihn viele, als jemanden, der schon länger als diese außerhalb des Establishments stand, der nichts mehr werden wollte, nichts mehr zu verlieren hatte.
Sein Tod kann als Katalysator für ein verstärktes Wiederaufleben der Rebellion im gar nicht mehr so göttlichen, eher von Militär und Sicherheitsapparat dominierten Gottesstaat wirken. Jedenfalls könnten das die Machthaber in Iran mit einigem Recht befürchten.
Denn schon die vergangenen Wochen rund um den iranischen "Nationalen Studententag" hatten gezeigt: Der Protest in Iran, die "grüne" Opposition, ist zwar leiser geworden, aber trotz massiver Repressionen nicht gänzlich verstummt, scheint sich in Teilen eher inhaltlich zu radikalisieren. Nicht mehr nur gegen den mutmaßlichen Wahlbetrug richtete sich zuletzt der Protest, sondern stellte vereinzelt erstmals auch die Fundamente des islamischen Staates selbst infrage.
Der Westen würde sich etwa vormachen, wenn er glaubte, dass das Regime nicht noch immer viele treue Unterstützer hat. Zu viele der 125.000 Mann zählenden Revolutionsgarden und der rund 1,5 Millionen Basidschi Milizen sind den Machthabern existentiell verbunden, haben ihnen Posten, Einfluss, Einkommen zu verdanken. Sie sind auch bereit, ihre Pfründe mit Gewalt zu verteidigen. Aber der Druck des Teils der Gesellschaft, der Reformen will, wenn auch mehrheitlich sicher noch immer im System, ist nicht abgeklungen. Das zeigen diese Tage.
Montaseris viel beachtete "Fatwa", sein religiöses Rechtsgutachten nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Juni, in dem er der Regierung Mord, unislamische Tyrannei, Folter, Lüge, Wahlmanipulation und Zensur vorwarf und indirekt die Proteste der Opposition legitimierte, machte ihn endgültig zu einer theologischen Referenzgröße der Opposition.
"Das Land gehört dem Volk, nicht irgendjemandem. Das Volk trifft die Entscheidungen, die Amtsträger haben im Dienst des Volkes zu stehen", schrieb Monataseri darin unter anderem. Und: "Das Volk muss das Recht haben, sich frei zu versammeln und sein Recht in mündlicher und schriftlicher Form zu verteidigen."
Wie viele Iranerinnen und Iraner jetzt anlässlich Montaseris Tod von diesem Recht Gebrauch machen, kann man von hier aus schwer überblicken. Ausländischen Journalisten ist die Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten versagt. So lassen sich im Moment auch Berichte von gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften, von denen auf oppositionellen Internetseiten die Rede ist, schwer verifizieren. Dass die Zeichen bei den Machthabern auf Alarm stehen, ist aber nachvollziehbar.
Der Verlust für die Opposition durch den Tod des unbeugsamen Geistlichen, der viele einer jüngeren, reformoffeneren Theologengeneration beeinflusst hat, ist ein nicht zu unterschätzender. Glaubwürdiger vielleicht noch als Oppositionspolitiker wie Mussawi und Karrubi fanden ihn viele, als jemanden, der schon länger als diese außerhalb des Establishments stand, der nichts mehr werden wollte, nichts mehr zu verlieren hatte.
Sein Tod kann als Katalysator für ein verstärktes Wiederaufleben der Rebellion im gar nicht mehr so göttlichen, eher von Militär und Sicherheitsapparat dominierten Gottesstaat wirken. Jedenfalls könnten das die Machthaber in Iran mit einigem Recht befürchten.
Denn schon die vergangenen Wochen rund um den iranischen "Nationalen Studententag" hatten gezeigt: Der Protest in Iran, die "grüne" Opposition, ist zwar leiser geworden, aber trotz massiver Repressionen nicht gänzlich verstummt, scheint sich in Teilen eher inhaltlich zu radikalisieren. Nicht mehr nur gegen den mutmaßlichen Wahlbetrug richtete sich zuletzt der Protest, sondern stellte vereinzelt erstmals auch die Fundamente des islamischen Staates selbst infrage.
Der Westen würde sich etwa vormachen, wenn er glaubte, dass das Regime nicht noch immer viele treue Unterstützer hat. Zu viele der 125.000 Mann zählenden Revolutionsgarden und der rund 1,5 Millionen Basidschi Milizen sind den Machthabern existentiell verbunden, haben ihnen Posten, Einfluss, Einkommen zu verdanken. Sie sind auch bereit, ihre Pfründe mit Gewalt zu verteidigen. Aber der Druck des Teils der Gesellschaft, der Reformen will, wenn auch mehrheitlich sicher noch immer im System, ist nicht abgeklungen. Das zeigen diese Tage.