Karwochenmusik von Bach und Zelenka

Geniale Zeitgenossen

Das Collegium 1704 und das Collegium Vocale 1704 mit Václav Luks
Das Collegium 1704 und das Collegium Vocale 1704 mit Václav Luks © Petra Hajská/Collegium 1704
12.04.2017
Das Collegium 1704 hat unter Leitung von Václav Luks Musik zur Passionszeit aufgeführt - von den beiden großen Barockmeistern Jan Dismas Zelenka und Johann Sebastian Bach. Wir bringen einen Ausschnitt aus den "Lamentationes Jeremiae" und das De Profundis von Zelenka und Bachs Kantate "Ich habe genug".
Ganz auf die Kontraste in der Musik zweier Zeitgenossen des Spätbarock setzten Václav Luks und seine hervorragenden Vokalisten und Instrumentalisten vom Prager Collegium 1704 in ihrem Konzert zur Passionszeit. Jan Dismas Zelenka und Johann Sebastian Bach, sie lebten und wirkten gleichzeitig nur wenige Kilometer voneinander entfernt, in der Dresdner Hofkapelle und der Leipziger Thomaskirche. Doch Welten trennen ihre Musik, nicht was Qualität oder Originalität angeht, aber der Ausdruck ist doch sehr verschieden - und nicht einmal der Hinweis auf Zelenkas stärkere Orientierung an der italienischen Musik verfängt dabei richtig. Denn wer hat zum Beispiel Vivaldis Konzerte studiert und bearbeitet - der angeblich urdeutsche Lutheraner Bach.
Der tschechische Komponist Jan Dismas Zelenka gilt Fachleuten schon seit langem als genialer Widerpart des Thomaskantors Johann Sebastian Bach. Ihr jeweiliger Hauptwirkungsort lag ja innerhalb eines kleinen Kurfürstentums, das zu den Vorreitern des lutherischen Glaubens gehört hatte. Dass ein von Jesuiten ausgebildeter katholischer Musiker wie Zelenka zum Leiter der sakralen Hofmusik in Dresden werden konnte, hing natürlich mit den politischen Gegebenheiten zusammen. Um Könige Polens werden zu können, waren die sächsischen Herrscher rekonvertiert. Zelenka stand aber nicht deshalb im Schatten der musikalischen Welten - quasi als Katholik in einer Diaspora, die vom strengen Luthertum geprägt wurde - sondern weil er sich nicht der wichtigsten Kunstform der Zeit, der Oper verschrieben hatte. Johann Adolf Hasse zum Beispiel war der Star des Dresdner Musiklebens, auch er ein nordischer Protestant, der zum italienischen Meister geworden war. Zelenka blieb der undankbare Teil der lateinischen Kirchenmusik - doch was er da komponiert hat, gehört zu den Prätiosen der Musikwelt.
Bei allen Unterschieden zwischen Bach und Zelenka - in der tiefernsten Musik über Trauer und Passion haben beide ihre größten Momente gehabt - sie trösten uns damit noch heute. "Ich habe genug" - Bachs Kantate zum Fest "Mariae Reinigung" ist eigentlich kein Werk der Passionszeit, aber hat mit seinem Grundgehalt doch viel mit Bachs Passionen und Zelenkas Lamentationen zu tun - der leidende Heiland tut Buße für unsere Sünden und erlöst uns durch seine Qual.
Rudolfinum Prag
Aufzeichnung vom 17. März 2017
Jan Dismas Zelenka
"Lamentationes Jeremiae prophetae" I ZWV 203
Jan Dismas Zelenka
De profundis ZWV 50
Johann Sebastian Bach
"Ich habe genug", Kantate BWV 82

Aneta Petrasová, Alt
Václav Čížek, Tenor
Tomáš Král, Bass
Lukáš Zeman, Bass
Jan Martinik, Bass
Collegium Vocale 1704
Collegium 1704
Leitung: Václav Luks

Im Anschluss
Kirche der Heiligen Sophia, Sofia
Aufzeichnung vom 5. März 2017
Dobri Hristov
Troparia und Gesänge zur Auferstehung Christi

Bulgarischer Rundfunkchor
Leitung: Georgi Elenkov

Verkündigungskirche, Ljubljana
Aufzeichnung vom 14. März 2017
Janez Matičič
Gloria op. 70
Olivier Messiaen
Jésus accepte la souffrance (Nr. 7 aus "La Nativité du Seigneur")

Polona Gantar, Orgel