Ursula Engelen-Kefer

Im Herzen immer noch Gewerkschafterin

Ursula Engelen-Kefer im Studio des Deutschlandradio Kultur.
Ursula Engelen-Kefer war von 1990 bis 2006 stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds. © Deutschlandradio / Melanie Croyé
Moderation: Klaus Pokatzky · 08.06.2015
Die Gewerkschafterin Ursula Engelen-Kefer hat als starke Frau mit ihrer kämpferischen Art das Bild des DGB geprägt. Meinungsfreude und Engagement hat sie auch im Ruhestand nicht verloren - das zeigt unser Gespräch mit ihr.
Jahrelang hat Ursula Engelen-Kefer als starke Frau das Bild des Deutschen Gewerkschaftsbundes geprägt. Mit ihrer kämpferischen Art und ihrer prägnanten Stimme war sie bald eine Marke, die allen vertraut war. Engelen-Kefer konnte manchmal auch diejenigen für die Sache der Gewerkschaften gewinnen, die naturgemäß nicht auf ihrer Seite standen.
Auch heute noch verteidigt Engelen-Kefer die gewerkschaftlichen Interessen. Das Tarifeinheitsgesetz findet sie nicht richtig: "Auch Gewerkschaften müssen akzeptieren, dass es Konkurrenz gibt." Und die Sozialpolitik sieht sie insgesamt auf dem absteigenden Ast. Wegen der Schwäche des DGB hätten die Dienstleistungen in Deutschland nicht so "entwickelt" werden können, "wie es erforderlich gewesen wäre", sagt sie. So verdienten Lokführer in Deutschland nur die Hälfte von dem, was in anderen Ländern bezahlt werde. Und auch Erzieherinnen hätten "eine ganz miese Einkommenssituation", klagt sie.
Die Frau, die ihren Karriereweg aus eigener Kraft ging, hält entgegen früherer Überzeugungen auch die Frauenquote für notwendig.
"Als ich damals anfing im Beruf, habe ich gesagt, nein, brauche ich nicht, ich leiste, ich bin qualifiziert, ich setze mich durch. Aber nach dem ich gesehen habe, wie Männer-Seilschaften (...) funktionieren, und das Frauen dem nichts Adäquates gegenüber zu setzen haben, trotz ihrer Qualifikation, (...) bin ich der Auffassung, ohne Frauenquote kommen wir nicht weiter, dann wird der Fortschritt noch mehr zur Schnecke, dann brauchen wir noch mehrere hundert Jahre, bis wir überhaupt mal eine faire Situation im Beruf und der Familie haben."
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