Karrieren in der Wissenschaft

Männer sind forsch, Frauen stellen gute Fragen

08:27 Minuten
Die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff im Porträt
Sie setzte sich in den männerdominierten Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft durch: Helga Rübsamen-Schaeff. © imago / teutopress
Helga Rübsamen-Schaeff im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 29.04.2021
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Virologin, Managerin, Unternehmerin: Helga Rübsamen-Schaeff hat Karriere gemacht und sich nicht um männlich dominierte Strukturen geschert. In der Forschung beobachtet sie mittlerweile eine positive Entwicklung für Frauen.
Die Virologin und Chemikerin Helga Rübsamen-Schaeff ist Professorin, war bei der Bayer AG in der Forschung, hat später ihre eigene Firma gegründet – und verfügt damit über viel Erfahrung in klassischen Männerdomänen. Über Vorurteile und fehlende Geschlechtergerechtigkeit hat sie sich schon im Chemie-Studium hinweggesetzt. Dort habe der Frauenanteil nur zehn Prozent betragen - und sie habe öfter gehört, sie habe das Fach nur gewählt, um einen Mann "abzukriegen", berichtet Rübsamen-Schaeff: "Es ist immer die Frage, ob man sich den Schuh dann anzieht oder nicht. Ich habe gedacht: Ihr könnt mich mal!"

Den Frauen fehlen die Netzwerke

Nach diesem Motto verfolgte Rübsamen-Schaeff, die mit 24 Jahren promovierte, ihren Weg. Dass Frauen um Anerkennung und Aufstieg in der Wissenschaft immer noch kämpfen müssen, zeigt die aktuelle Dokumentation "Picture a Scientist". Rübsamen-Schaeff beobachtet das ebenfalls: "Ein Teil des Problems liegt sicherlich darin, dass man normalerweise nicht diese Netzwerke hat, die Männer haben."
"Ich glaube, dass Frauen dazu neigen, da schließe ich mich durchaus ein, ihr Licht eher unter den Scheffel zu stellen", sagt die Wissenschaftlerin. Das habe sie beispielsweise bei der Gründung ihrer Firma AiCuris erlebt. Von Bayer habe sie "sehr talentierte Frauen" mitnehmen wollen: "Die haben sich das nicht zugetraut." Männer hingegen schon. Diese seien immer "forsch" gewesen, während die Frauen gefragt hätten: Habt ihr auch an dieses oder jenes gedacht? "Sie waren immer die, die wichtige und sehr gute Fragen stellten", betont Rübsamen-Schaeff.
Während der Pandemie erkennt Rübsamen-Schaeff nun durchaus einen "Schub" für Wissenschaftlerinnen wie Melanie Brinkmann oder Sandra Ciesek. "Aber natürlich ging dem voraus, dass gerade heute in den medizinnahen Fächern sehr viele Frauen arbeiten, Frauen hervorragende Forscherinnen sind, gar keine Frage. Und ich glaube, da hat sich schon etwas verändert."
(bth)
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