Karate digital

Voll in Kontakt beim Training im Netz

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Der britische Karatetrainer Iain Abernethy hat nicht nur sein Training ins Internet verlegt, sondern lässt auch bei einem virtuellen Pub-Quiz rätseln. © Iain Abernethy
Von Anja Röbekamp · 31.05.2020
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Karate im Park oder Wohnzimmer. In Zeiten geschlossener Sporthallen ist das die einzige Möglichkeit, im Training zu bleiben. Der Brite Iain Abernethy coacht die Kampfkunst-Community aus dem Netz.
Der Brite Iain Abernethy ist Karateka und Träger des 7. Dan. Das ist der siebte Meistergrad im Karate. Seit seiner Kindheit widmet er sich der Kampfkunst – und er gibt sein Wissen gern weiter. Seit März bietet er wegen der Coronapandemie nur virtuelles Training an.
"Ich vermisse die Leute, mit denen ich normalerweise trainiere. Also habe ich mir überlegt, wie ich die Leute dazu bringen könnte, online in Kontakt zu bleiben."
Abernethy meint, der Begriff "Social Distancing" sei falsch. Wir brauchen "räumliche Distanz", um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermeiden. Aber auf der sozialen Ebene brauchen wir Nähe.

Teil der Kampfkunstgemeinschaft

Training per Streaming ist in vielen Wohnzimmern angekommen. Aber danach?
"Was ich sagen möchte ist, dass es bei allen Dingen immer auf die Gemeinschaft ankommt, nicht wahr? Wir sind Teil einer lokalen Kampfkunstgemeinschaft und natürlich auch der globalen."
Abernethy ist ein Pionier des Karatetrainings im Internet. Bereits seit 20 Jahren hat er seine Homepage, auf der er Lehrvideos, Bücher, DVDs, Artikel und Podcasts anbietet, mit denen Karateka zu Hause üben und mehr über die Hintergründe dieser Kampfkunst erfahren können. Aber das ist gedacht als Ergänzung zum normalen Trainingsalltag.
Vor Coronazeiten gingen viele Breitensportler nach dem Training gemeinsam etwas trinken. Das ist auch ein Bestandteil der Trainings- und Vereinskultur. In Deutschland ging es dann in die Stammkneipe, in England in den Pub.
"Ein paar der Pubs haben eine Quiznacht. Dann kommen Leute, um mit ihren Freunden zusammen zu sein, ein paar Bier zu trinken und gemeinsam zu raten. Und der Wirt stellt Fragen, in dem Format wie ich jetzt."

Über 200 Menschen beim virtuellen Pub-Quiz

Das vom Wirt geleitete Quiz ist in England sehr beliebt. Also lag es für Abernethy nah, diese Idee aufzugreifen. Natürlich stellt er Fragen rund um Karate, beispielsweise nach verschiedenen japanischen Schreibarten des Wortes. Diese Idee des virtuellen Miteinanders kam auch außerhalb Englands so gut an, dass schon bei den ersten beiden Runden des "Virtuellen Pub-Quiz" mehr als 200 Menschen aus Europa, den USA und Kanada mitgemacht haben.
Abernethy hat selbst hörbar großen Spaß an der Sache. Er ist auch bereit, in unregelmäßigen Abständen weiterhin den virtuellen Pub zu öffnen und den Quizmaster zu geben. Aber noch besser fände er es, wenn die begeisterten Mitspieler selbst aktiv würden und ihren eigenen Pub oder Stammtisch organisieren würden. Er setzt auf die Eigenverantwortung von Karateka, auch und gerade für ihr Solotraining im Wohnzimmer.
"Unser Training ist uns wirklich wichtig. Es ist ein Teil von uns, es definiert uns, wie wir also in diesem Chaos diesen kleinen Teil Normalität finden, an dem wir uns festhalten können."
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