Kapital ist stärker als Moral
Es war Friedrich Nietzsche, der den Begriff der Moralpredigt eingeführt hat. Und Moralprediger haben jetzt ihre große Zeit. Es ist fast alles wahr, was den Griechen vorgehalten wird. Sie haben ihre Olivenbäume doppelt gezählt, sie haben bestechlichen Beamten ein dreizehntes und, man glaubt es kaum, ein vierzehntes Monatsgehalt spendiert.
Die Dame in Berlin hat nicht gleich in die Schatulle greifen wollen. Merkel und unsere ganze politische Führungsschicht wussten von Anfang an, dass wir das Land, welches die deutschen Studienräte auch heute noch mit der Seele suchen, nicht untergehen lassen dürfen.
Es sind nicht DIE Griechen, die auf die Anklagebank gehören. Söhne sollen ihre Väter ehren, sagt man. Der Vater des Giorgos Papandreou, Andreas, Professor der Ökonomie, war einer jener Männer im Amt des Ministerpräsidenten, ein sogenannter Sozialist, die eine hemmungslose Klientel- und Verteilungspolitik betrieben haben, nicht anders seine konservativen Nachfolger.
Und dann die Milliardäre mit ihren Luxusyachten im Hafen von Piräus. Steuern bezahlten sie nur symbolisch, ihre Gewinne schafften sie nach Amerika. Die griechische Oberklasse dachte nicht sozial und schon gar nicht patriotisch. Es ist nun sicher, dass wir zahlen werden, ohne Begeisterung, das ist richtig, denn unsere eigenen Schulden sind furchterregend.
Simple Erkenntnis, in einer Gemeinschaft wie der Europäischen Union gilt das Gesetz der Solidarität. Obendrein hat die Kommission in Brüssel eine erhebliche Mitverantwortung für das hellenische Desaster. Dort hätte man die Mogeleien der Griechen früh schon erkennen können, hat es aber nicht.
Moralpredigten sind wohlfeil. Kollisionen zwischen den Gesetzen der Ökonomie und denen der politischen Moral hat es immer schon gegeben. In unseren Tagen sind sie so dramatisch wie lange nicht. Soll man, ein Beispiel nur, die christlichen Kirchen für naiv halten, wenn sie sich darüber entrüsten, dass die Bundesrepublik an dritter Stelle der Waffen exportierenden Staaten rangiert? Halten wir uns aber zurück, machen andere die Millionengeschäfte und wir verlieren Arbeitsplätze. So ist es und so bleibt es.
Übrigens war Griechenland einer der besten Kunden unserer Rüstungsindustrie. Warum die Hellenen Milliarden für Waffen ausgegeben haben? Es ist das scheinbar unheilbare Trauma von der Bedrohung durch die Türken. Absurd, denn beide Länder gehören zur NATO.
Die erbitterten Gegner eines, wie wir hoffen, stetig zusammenwachsenden Europa, angeführt von einem radikalen Marktwirtschaftler, dem Tschechen Vaclav Klaus, werden nun nicht Ruhe geben. Sie sind unter Deutschlands Ökonomen eine Minderheit, doch sie führen ein schwer zu widerlegendes Argument ins Feld: Einen auf Dauer stabilen Euro, sagen sie, wird es nicht ohne eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik der 27 EU-Mitglieder geben. Da sieht es bis heute trübe aus.
Giorgos Papandreou wird zu einem rigorosen Sparkurs genötigt. Dafür wird man ihn nicht lieben, denn es wird schmerzen, viele hassen ihn schon jetzt. Vielleicht tröstet er sich mit der Weisheit eines anderen Griechen. Der Tragödiendichter Aischylos wusste, lange vor Christus: "Wer, außer den Göttern, wird sein ganzes Leben hindurch ohne Schaden bleiben ..."
Klaus Bölling, geboren 1928 in Potsdam, arbeitete für Presse und Fernsehen, war unter anderem NDR-Chefredakteur, Moderator des "Weltspiegel", USA-Korrespondent und Intendant von Radio Bremen. 1974 wurde er unter Helmut Schmidt zum Chef des Bundespresseamts berufen, 1981 übernahm er die Leitung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen "Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt", "Die fernen Nachbarn - Erfahrungen in der DDR" und "Bonn von außen betrachtet".
Es sind nicht DIE Griechen, die auf die Anklagebank gehören. Söhne sollen ihre Väter ehren, sagt man. Der Vater des Giorgos Papandreou, Andreas, Professor der Ökonomie, war einer jener Männer im Amt des Ministerpräsidenten, ein sogenannter Sozialist, die eine hemmungslose Klientel- und Verteilungspolitik betrieben haben, nicht anders seine konservativen Nachfolger.
Und dann die Milliardäre mit ihren Luxusyachten im Hafen von Piräus. Steuern bezahlten sie nur symbolisch, ihre Gewinne schafften sie nach Amerika. Die griechische Oberklasse dachte nicht sozial und schon gar nicht patriotisch. Es ist nun sicher, dass wir zahlen werden, ohne Begeisterung, das ist richtig, denn unsere eigenen Schulden sind furchterregend.
Simple Erkenntnis, in einer Gemeinschaft wie der Europäischen Union gilt das Gesetz der Solidarität. Obendrein hat die Kommission in Brüssel eine erhebliche Mitverantwortung für das hellenische Desaster. Dort hätte man die Mogeleien der Griechen früh schon erkennen können, hat es aber nicht.
Moralpredigten sind wohlfeil. Kollisionen zwischen den Gesetzen der Ökonomie und denen der politischen Moral hat es immer schon gegeben. In unseren Tagen sind sie so dramatisch wie lange nicht. Soll man, ein Beispiel nur, die christlichen Kirchen für naiv halten, wenn sie sich darüber entrüsten, dass die Bundesrepublik an dritter Stelle der Waffen exportierenden Staaten rangiert? Halten wir uns aber zurück, machen andere die Millionengeschäfte und wir verlieren Arbeitsplätze. So ist es und so bleibt es.
Übrigens war Griechenland einer der besten Kunden unserer Rüstungsindustrie. Warum die Hellenen Milliarden für Waffen ausgegeben haben? Es ist das scheinbar unheilbare Trauma von der Bedrohung durch die Türken. Absurd, denn beide Länder gehören zur NATO.
Die erbitterten Gegner eines, wie wir hoffen, stetig zusammenwachsenden Europa, angeführt von einem radikalen Marktwirtschaftler, dem Tschechen Vaclav Klaus, werden nun nicht Ruhe geben. Sie sind unter Deutschlands Ökonomen eine Minderheit, doch sie führen ein schwer zu widerlegendes Argument ins Feld: Einen auf Dauer stabilen Euro, sagen sie, wird es nicht ohne eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik der 27 EU-Mitglieder geben. Da sieht es bis heute trübe aus.
Giorgos Papandreou wird zu einem rigorosen Sparkurs genötigt. Dafür wird man ihn nicht lieben, denn es wird schmerzen, viele hassen ihn schon jetzt. Vielleicht tröstet er sich mit der Weisheit eines anderen Griechen. Der Tragödiendichter Aischylos wusste, lange vor Christus: "Wer, außer den Göttern, wird sein ganzes Leben hindurch ohne Schaden bleiben ..."
Klaus Bölling, geboren 1928 in Potsdam, arbeitete für Presse und Fernsehen, war unter anderem NDR-Chefredakteur, Moderator des "Weltspiegel", USA-Korrespondent und Intendant von Radio Bremen. 1974 wurde er unter Helmut Schmidt zum Chef des Bundespresseamts berufen, 1981 übernahm er die Leitung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen "Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt", "Die fernen Nachbarn - Erfahrungen in der DDR" und "Bonn von außen betrachtet".

Klaus Bölling© privat