Fünf-Finger-Technik beim Protest
Melanie Zimmermann im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 03.06.2015
Die Ästhetik der Choreographie: Das gibt es nicht nur beim Tanztheater, sondern auch bei politischen Protesten. Mit verwandten künstlerischen Strategien beschäftigt sich ein Festival auf Kampnagel in Hamburg.
Auf Kampnagel in Hamburg beginnt heute unter dem Motto "Choreographie und Protest" das "Life Art Festival". Es sollen Parallelen zwischen organisierten Protestformen und den Choreographien des Tanztheaters hinterfragt werden. Darüber hinaus soll es ein "Trainingscamp für den Aufstand" geben.
Die Organisatoren von Protesten würden häufig selbst das Wort Choreographie benutzen, sagte Melanie Zimmermann, Kuratorin des Projekts, im Deutschlandradio Kultur:
"Sie meinen damit, dass die Körper zu einem bestimmten Zweck und Ziel organisiert sind. Das war etwa in Heiligendamm so, wo verschiedene Techniken verwendet wurden, zum Beispiel die Fünf-Finger-Technik. Das ist eine Aufsplittung der Protestler in verschiedene Richtungen, sodass sich der Polizeikörper auch aufsplitten muss."
Masken aufsetzen und den kollektiven Körper aufspalten
Weitere künstlerische Strategien bei Demonstrationen bestünden etwa im Aufsetzen von Masken, meinte Zimmermann. Damit wolle man dem "schwarzen Block der Polizisten" etwas entgegensetzen. Bei den letzten Protesten gegen die EZB in Frankfurt habe man die Protestler am Römer versammelt und dann in zwei Gruppen aufgeteilt:
"Sodass der kollektive Körper sich sozusagen aufgespalten hat, um mehr Leute zu erreichen. Und dann wurde er wieder an der Oper zusammengeführt. Dort wurde der Zug zur Party, er bewegte sich selbst als künstlerische Aktion in den Raum hinein."
Im bayerischen Elmau treffen sich am Wochenende die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen (G7). Gipfelgegner wollen in Garmisch und München dagegen demonstrieren.
