Kampf ums Öl
Nicht nur die chinesische, sondern auch die amerikanische Politik hat ein langes Sündenregister, wenn es um die sudanesischen Ölquellen geht. Jetzt werden die Karten neu gemischt.
Es geht um den Frieden im Sudan. Um die bittere Armut geht es ebenfalls, um Selbstbestimmung und darum, Christen vor islamistischer Unterdrückung zu schützen. Vor allem jedoch geht es ums Öl.
Fließt es nach Osten oder nach Westen, lautet seit Jahrzehnten die wichtigste Frage – in Washington ebenso wie in Peking. Egal ob Chinesen oder Amerikaner gerade die Partner der sudanesischen Herrscher waren, stets dachten die Großmächte weit mehr ans Öl als an die Menschen in der Region. Und daran wird sich auch jetzt nichts ändern, wenn der Süden unabhängig wird. Nicht nur die chinesische, sondern eben auch die amerikanische Politik hat ein langes Sündenregister.
Die Chinesen sind erst seit Mitte der 90er-Jahre im Sudan in der Vorderhand. Und daran sind vor allem die Amerikaner schuld. Die US-Regierung hatte 1997 Sanktionen gegen das Land durchgesetzt – und sich dabei gründlich verkalkuliert. China war schon mächtig genug, sich darüber hinweg zu setzen. Heute arbeiten gut 10 000 Chinesen im Sudan. Peking erhält rund 60 Prozent des sudanesischen Öls, ist an den wichtigsten Ölunternehmen beteiligt und hat in großem Stil Straßen, Pipelines und Kraftwerke gebaut.
Mit dem Referendum ist es den Amerikanern jedoch nun gelungen, die Karten neu zu mischen. Das meiste Öl liegt nämlich nun im Süden. Noch in den Siebzigern war es genau andersrum. Die USA waren sehr eng mit dem Regime Kartoum. Der amerikanische Ölkonzern Chevron hatte gut eine Milliarde US-Dollar im Sudan investiert. Die Amerikaner lieferten bis Ende der 80er Waffen im Wert von 230 Millionen US-Dollar an Khartoum für den Kampf gegen die Rebellen im Süden.
Im zweiten Bürgerkrieg 1983 starben mehr als zwei Millionen Menschen und doppelt so viele wurden obdachlos. Und es waren ausgerechnet amerikanische Berater, die in den Achtzigern dem damaligen sudanesischen Präsidenten Dschafar an-Numairi den Rat gaben, die Provinzgrenzen so zu verschieben, dass die Chevron-Ölfelder dem Norden zugeschlagen wurden. Ein großer Fehler. Denn der Bürgerkrieg flammte wieder auf und an-Numairi wurde gestürzt.
Nachdem der heutige Präsident Omar Hassan al-Bashir 1989 an die Macht gelangt war, flogen die Amerikaner aus dem Land. Nun lieferten die Chinesen die Waffen, um den aufmüpfigen Süden in Schach zu halten. Die Amerikaner unterstützen hingegen die südsudanesischen Rebellen. Während die Kämpfe andauerten, setzte Washington den Sudan auf seine Liste der Terrorländer - ohne Erfolg.
Erst 2005 machten die Amerikaner wieder einen Stich. Als Vermittler in Verhandlungen zwischen dem Norden und dem Süden gelang es ihnen überraschend, ein Unabhängigkeitsreferendum für Anfang 2011 durchzusetzen. Die Chinesen hofften derweil lange, das Referendum werde doch nicht kommen.
Erst im vergangenen Sommer, als klar wurde, dass al-Bashir die alleinige Kontrolle über die Ölfelder verlieren würde, änderte Peking seine Taktik. Man will nun gute Beziehungen zu beiden Sudans aufbauen. Ein Botschafter für den Süden ist schon ernannt. Peking will eine neue Pipeline vom Süden nach Kenia bauen, und den dortigen Hafen.
Doch jetzt sind erst einmal die Amerikaner wieder am Ruder. Obama stellt al-Bashir schon in Aussicht, den künftigen Nordsudan von der Liste der Terrorstaaten zu streichen, wenn in den anstehenden Verhandlungen um die Aufteilung des Öls tut, was von ihm verlangt wird. Al-Bashir gilt zwar in Washington weiterhin als Schurke. Aber nun hat er die Chance, wieder ihr Schurke zu werden.
Fließt es nach Osten oder nach Westen, lautet seit Jahrzehnten die wichtigste Frage – in Washington ebenso wie in Peking. Egal ob Chinesen oder Amerikaner gerade die Partner der sudanesischen Herrscher waren, stets dachten die Großmächte weit mehr ans Öl als an die Menschen in der Region. Und daran wird sich auch jetzt nichts ändern, wenn der Süden unabhängig wird. Nicht nur die chinesische, sondern eben auch die amerikanische Politik hat ein langes Sündenregister.
Die Chinesen sind erst seit Mitte der 90er-Jahre im Sudan in der Vorderhand. Und daran sind vor allem die Amerikaner schuld. Die US-Regierung hatte 1997 Sanktionen gegen das Land durchgesetzt – und sich dabei gründlich verkalkuliert. China war schon mächtig genug, sich darüber hinweg zu setzen. Heute arbeiten gut 10 000 Chinesen im Sudan. Peking erhält rund 60 Prozent des sudanesischen Öls, ist an den wichtigsten Ölunternehmen beteiligt und hat in großem Stil Straßen, Pipelines und Kraftwerke gebaut.
Mit dem Referendum ist es den Amerikanern jedoch nun gelungen, die Karten neu zu mischen. Das meiste Öl liegt nämlich nun im Süden. Noch in den Siebzigern war es genau andersrum. Die USA waren sehr eng mit dem Regime Kartoum. Der amerikanische Ölkonzern Chevron hatte gut eine Milliarde US-Dollar im Sudan investiert. Die Amerikaner lieferten bis Ende der 80er Waffen im Wert von 230 Millionen US-Dollar an Khartoum für den Kampf gegen die Rebellen im Süden.
Im zweiten Bürgerkrieg 1983 starben mehr als zwei Millionen Menschen und doppelt so viele wurden obdachlos. Und es waren ausgerechnet amerikanische Berater, die in den Achtzigern dem damaligen sudanesischen Präsidenten Dschafar an-Numairi den Rat gaben, die Provinzgrenzen so zu verschieben, dass die Chevron-Ölfelder dem Norden zugeschlagen wurden. Ein großer Fehler. Denn der Bürgerkrieg flammte wieder auf und an-Numairi wurde gestürzt.
Nachdem der heutige Präsident Omar Hassan al-Bashir 1989 an die Macht gelangt war, flogen die Amerikaner aus dem Land. Nun lieferten die Chinesen die Waffen, um den aufmüpfigen Süden in Schach zu halten. Die Amerikaner unterstützen hingegen die südsudanesischen Rebellen. Während die Kämpfe andauerten, setzte Washington den Sudan auf seine Liste der Terrorländer - ohne Erfolg.
Erst 2005 machten die Amerikaner wieder einen Stich. Als Vermittler in Verhandlungen zwischen dem Norden und dem Süden gelang es ihnen überraschend, ein Unabhängigkeitsreferendum für Anfang 2011 durchzusetzen. Die Chinesen hofften derweil lange, das Referendum werde doch nicht kommen.
Erst im vergangenen Sommer, als klar wurde, dass al-Bashir die alleinige Kontrolle über die Ölfelder verlieren würde, änderte Peking seine Taktik. Man will nun gute Beziehungen zu beiden Sudans aufbauen. Ein Botschafter für den Süden ist schon ernannt. Peking will eine neue Pipeline vom Süden nach Kenia bauen, und den dortigen Hafen.
Doch jetzt sind erst einmal die Amerikaner wieder am Ruder. Obama stellt al-Bashir schon in Aussicht, den künftigen Nordsudan von der Liste der Terrorstaaten zu streichen, wenn in den anstehenden Verhandlungen um die Aufteilung des Öls tut, was von ihm verlangt wird. Al-Bashir gilt zwar in Washington weiterhin als Schurke. Aber nun hat er die Chance, wieder ihr Schurke zu werden.