Kampf gegen den IS

Türkei ist ein "unsicherer Kantonist" in der Nato

Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat
Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat © imago stock & people
Harald Kujat im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 21.07.2016
Die von Präsident Erdogan angekündigten "Säuberungen" in der Türkei dauern an. Kann die Nato sich noch auf das Land verlassen? Der ehemalige Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Harald Kujat, hält das Land für einen "unsicheren Kantonisten".
Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, warnt davor, die Bedeutung der Türkei als Partner zu stark zu betonen. Im Deutschlandradio Kultur sagte Kujat, die Europäer hätten sich in der Flüchtlingsfrage von der Türkei abhängig gemacht. Zwar sei es richtig, dass das Land geostrategische Bedeutung habe. Die Türkei sei allerdings auch schon immer ein Verbündeter gewesen, auf den man sich nicht hundertprozentig habe verlasse können. Man dürfe die Bedeutung der Türkei vor diesem Hintergrund nicht überbetonen.
So könne der Kampf gegen den Islamischen Staat beispielsweise auch ohne die Türkei geführt werden, sagte Kujat. Ohnehin habe das Land hier in der Vergangenheit eine "dubiose Rolle" gespielt. Man könne auch von Jordanien aus fliegen – "und wenn die Amerikaner im Rotationsverfahren zwei Flugzeugträger stationieren, dann haben wir die gleichen Möglichkeiten wie bisher", sagte der ehemalige Vorsitzende des Nato-Militärausschusses.
Die Nato als Bündnis habe keine Sanktionsmöglichkeiten gegenüber der Türkei, räumte Kujat ein. Man könne das Land auch nicht ausschließen. Zwar sei es möglich, in den Nato-Gremien Druck auszuüben – sein Eindruck sei aber, dass sich Erdogan momentan nur wenig beeindrucken lasse, sagte Kujat.
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