Kampf der Maschinen

Von Konrad Lindner |
Ingenieurswissenschaft muss nicht trocken sein – das haben Studenten auf der Eurobot 2009 erfahren. Dort traten sie mit selbstgebauten Robotern zum Wettkampf an. Nach dem Studienabschluss kann aus dem Spaß schnell Ernst werden: Roboter werden auch in der Industrie benötigt.
Das Team TURAG von der Technischen Universität Dresden geht mit „Elefant“ an den Start. Der Roboter tritt gegen seinen Rivalen vom Team LeoBot der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig an. Beide Roboter eilen auf dem blauen Spielfeld hin und her. Jeder sammelt Holzklötze ein. Der eine die grünen und der andere die roten Scheiben. In der Mitte des Feldes stapeln die Roboter Türme und Brücken auf. Wer in 90 Sekunden Bauzeit den höchsten Tempel zusammen setzt, ohne den anderen Roboter zu behindern, wird zum Sieger gekürt. Alles nur Spiel? Martin Bischoff studiert Maschinenbau in Leipzig.

Bischoff: „Nein. Auf keinen Fall. Auf keinen Fall. Es ist zwar ein Spiel an sich, aber im Endeffekt geht es darum, Kompetenzen, die wir an der Hochschule erwerben, aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen – Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik – zu bündeln und gemeinsam einen Roboter zu bauen, der halt auch in der Industrie angewendet werden könnte, theoretisch, aber nicht spielerisch, sondern ernst.“

Roboter werden überall im Lande gebaut. In Aachen und München ebenso wie in Leipzig und Dresden. Das Team TURAG der Technischen Universität wurde vor einigen Jahren von Arne Sonnenburg gegründet. Der Doktorand baute nicht mehr aktiv am neuesten Roboter mit, nimmt aber umso intensiver Anteil. Sein Team wurde vor zwei Jahren Vizeweltmeister. In diesem Jahr arbeiteten die 15 jungen Leute in vielen Nachtschichten daran, den Roboter weiter zu verbessern. „Elefant“ bekam auch einen neuen Rüssel.

Sonnenburg: „Dieser Roboterarm zum Beispiel ist eine ganz feine Sache. Einfach, weil man damit sehr schön manipulieren kann, im Vergleich zu den letzten Jahren, wo wir einfach nur über die Spielsteine drüber gefahren sind und die dann eingesammelt haben. Also es ist schon deutlich komplexer. Daran merkt man eben, dass inzwischen schon einige Jahre Erfahrung da ist.“

Der Roboter darf nicht die Steine des Gegners stehlen. Dazu sind Sensoren notwendig, die die Farbe erkennen. „Elefant“ muss sich den richtigen Steinen millimetergenau nähern, um sie aufnehmen zu können. Keine Kleinigkeit. Sven Burghard, Student der Mechatronik, war an der Konstruktion des Rüssels beteiligt.

Burghard: „Es ist kompliziert, die Steine mit dem Saugnapf genau, passgenau aufzunehmen. Dazu muss die Position des Armes ganz genau stimmen. Es muss im richtigen Moment der Druck erzeugt werden in der Pumpe.“

Bauen zwei Roboter auf der blauen Plattform um die Wette, sind keine dummen Metallkisten in Aktion, sondern intelligente Maschinen. Doktor Volker Quarz, Maschinenbauingenieur im Bereich Fahrzeugmodellierung der TU Dresden, über „Elefant“ und seine Rivalen.

Quarz: „Ganz dumm sind sie nicht, denn sie haben ja eine künstliche Intelligenz an Bord. Sie müssen sich eigenständig orientieren. Dafür haben sie Sensoren, mit denen sie selbst erkennen müssen, wo sie sich auf dem Spielfeld befinden. Sie müssen auch erkennen, wo der Gegner-Roboter oder der Mitspieler, wo der sich auf dem Feld befindet. Denn sie sollen sich nicht gegenseitig stören. Das ist halt bei diesem Wettkampf eine ganz wichtige Randbedingung. Sodass also der Roboter zwar vorher programmiert wird, aber er wird nicht vorher so programmiert, dass schon von vornherein klar ist, wie er sich auf dem Spielfeld bewegen wird.“

Auch wenn sein Team noch nicht zu den Favoriten gehört, ist Physikstudent Sven Friedmann von der Universität Heidelberg mit Leidenschaft bei der Sache.

Friedmann: „Naja, das ist einfach toll, wenn man jetzt hier so eine Maschine sieht und von Grund auf selbst gebaut hat, selbst programmiert und sich selbst ausgedacht hat, und dann sieht, dass das manchmal doch irgendwie funktioniert.“

Das Team aus Aachen konnte sich für Eurobot 2009 in Paris qualifizieren. Jan Behrens baute für den Roboter „Numerobis“ einen Greifer, der hoch und runter fahren kann. Der Maschinenbaustudent ist in diesem Jahr erstmals bei Wettkämpfen dabei.

Behrens: „Ja, das ist Spiel. Das macht auch Spaß. Aber man lernt auch eine Menge dabei. Die Sachen, die man im Studium theoretisch lernt, kann man dann mal praktisch ausprobieren. Viel geht schief. Viel klappt. Später dann doch. Macht unheimlich viel Spaß.“

Zu den Organisatoren von Eurobot 2009 gehört Michael Beitelschmidt. Der Professor für Fahrzeugmodellierung von der TU Dresden moderiert die Wettkämpfe beim deutschen Vorentscheid. Für den Technikwissenschaftler gehören Roboterbau und Ingenieurausbildung durchaus zusammen.

Beitelschmidt: „Ich glaube schon, dass das sehr viel mit Wissenschaft und Technik zu tun hat. Eigentlich vor allem auch mit der Ausbildung. Das heißt man kann hier an einem eigentlich spielerisch aussehenden Beispiel im Grunde das Zusammenwirken technischer Disziplinen wie – ich nenne es mal – in Profiingenieurprodukten erproben.“

„Nun fährt er los. Wie heißt er? Leo nennen wir ihn!“

Ist „Leo“ in Aktion, rasselt es laut. Noch ist das Team LeoBot aus Leipzig nicht zufrieden, auch wenn es sich zur Weltmeisterschaft in Paris qualifizieren konnte. Und in Paris dabei sein – das ist schon viel. Arne Sonnenburg von TURAG Dresden kennt das Treiben.

Sonnenburg: „In Paris ist das einfach eine tolle Atmosphäre. Es wird gebastelt. Es wird gefeiert. Es gibt Maskottchen. Es macht wirklich Spaß.“

„Elefant“ wird beim Finale in Dresden vom coolen Roboter des Vereins der tunesischen Akademiker in Stuttgart geschlagen. Trotzdem will Richard Schröter von TURAG in Paris nicht nur dabei sein.

Schröter: „Oh, wir wollen Weltmeister werden im Eurobot!“

Weitere Informationen im Internet: Eurobot 2009
Team TURAG von der Technischen Universität Dresden auf der Eurobot 2009
Team TURAG von der Technischen Universität Dresden auf der Eurobot 2009© Konrad Lindner