Kameramann Philipp Timme

"Ohne Beziehungen läuft in der Filmbranche gar nichts"

Philipp Timme
Kameramann Philipp Timme © Roman Schauerte
Philipp Timme im Gespräch mit Britta Bürger · 15.07.2016
Er hat viele Jahre in Hollywood gearbeitet und an den Erfolgen des berühmtesten deutschen Hollywood-Regisseurs Roland Emmerich entscheidend mitgewirkt: Der Kameramann Philipp Timme ist praktisch immer ausgebucht.
Timme war noch Student als er nach Hollywood ins Team von Roland Emmerich gerufen wurde, um zusammen mit anderen die Spezialeffekte des ersten "Independance Day" Filmes zu kreieren: New York wurde zerstört, das Weiße Haus in die Luft gesprengt. 20 Jahre danach seien angesichts der weltweiten Terroranschläge solche Szenen schwierig und Sätze wie "Ich habe das Weiße Haus gesprengt" eigentlich unvorstellbar, meint Timme. "Die Realität hat die Fiktion eingeholt." Im ersten "Independance" Film arbeiteten die Trickfilmer noch mit zwei Gipsmodellen des Weißen Hauses. Die Spezialeffekte im gerade neu angelaufenen Emmerich Film "Independent Day – Wiederkehr" entstehen nur noch am Computer. Dadurch droht die Gefahr, "sich in den Effekten zu verlieren", meint Timme.

Film-Netzwerk ist vorwiegend von Männern dominiert

Er gehörte zu den ersten 40 Studenten, die 1991 den ersten Jahrgang der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg besuchten. Die inzwischen weltweit renommierte Filmschule feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Einen Abschluss machte Timme dort nie: Nach zwei Jahren flog er von der Filmakademie, weil er schon als Student zu viele Kamerajobs hatte und deshalb selten lernte. Geschadet hat ihm das nicht. "Beziehungen sind das A und O – auch in dieser Branche – und das ist auch Das, was ich wirklich als das Positivste der Akademie mitnehmen würde, dass man einfach Menschen kennenlernt, mit denen man dann auch eventuell für den Rest seines Lebens immer wieder zusammen arbeitet. Das ist mit das Wertvollste, was man aus dem Studium, an der Filmhochschule Filmakademie mitnehmen kann." Dieses noch heute funktionierende Netzwerk ist vorwiegend von Männern dominiert: "Die Schattenseite dieser beziehungsbasierten Branche."

Kein Beruf für ein Familienleben

Schon seit vielen Jahren dreht Timme vor allem fürs deutsche Fernsehen. "Wenn man Zuschauer erreichen möchte und letztendlich machen wir, glaube ich, alle Filme um Zuschauer zu erreichen, weil wir etwas sagen möchten oder etwas ausdrücken möchten, dann ist man im Fernsehen vermutlich ein bisschen besser aufgehoben." Sein Beruf hat sich durch die Digitalisierung sehr verändert. Neben den technischen Veränderungen – vom analogen Film zur Digitalkamera – gingen die Arbeitszeiten über das normale Maß hinaus und seien mit einer Familie schwer vereinbar. Auch die Verkürzung der Drehzeiten führe zu psychischer Belastung. "Es ist ein Beruf, den man glaube ich, nur machen sollte, wenn man ihn wirklich liebt."