Nicht länger ein Sehnsuchtsort
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Attraktive Jobs, Sonne, Strand und Glamour: Lange Zeit war Kalifornien ein boomender Staat und ein Bevölkerungsmagnet. Doch jetzt ziehen viele weg. Einer der Gründe für den Exodus: der Klimawandel, der dort bereits sehr deutlich spürbar ist.
Für viele Menschen ist Kalifornien ein Sehnsuchtsort: Hollywood, das Silicon Valley versprechen viel Geld und schnellen Erfolg. Aber der Schein trügt. Immer mehr Menschen verlassen den "Golden State". Mehr Menschen, als wieder zuwandern. Horrend hohe Mieten und ungewöhnlich hohe Steuern lassen nur wenig Geld zum Leben übrig.
Durch den Klimawandel ist der Bundesstaat einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Jedes Jahr zerstören Waldbrände ganze Landstriche und vernichten Existenzen. Wochenlang ist die Luft hoch belastet.
Statt Goldgräberstimmung wie vor mehr als hundert Jahren, die die Menschen magisch an die Westküste gezogen hat, verlassen viele Kalifornien, um ihr Glück woanders zu suchen. Und die Coronaviruskrise hat diesen Trend nur noch verstärkt.
Umzug ins Vorstadtidyll nach Nevada
Kim Hurwitz, platinblondes Haar und einen großen Edelstein um den Hals, und ihr Mann Gregg, im lässigen T-Shirt mit grauer Jogginghose, öffnen die Tür ihres großen einstöckigen Hauses. Wir sind in Henderson, einem Vorort von Las Vegas im Bundesstaat Nevada.
Im Gegensatz zur Glitzermetropole Las Vegas wirkt Henderson sehr brav, Einfamilienhäuser reihen sich hier aneinander, amerikanisches Vorstadtidyll.
Kims und Greggs Haus mit der gelben Fassade hat einen Swimming- und Whirlpool im Garten, Palmen und ziemlich warmes Wetter inklusive. Im November sind die beiden mit ihren Kindern, 21 und 16 Jahre alt, von Los Angeles hierhergezogen. Kim Hurwitz ist in Kalifornien geboren, hat dort ihr Leben verbracht.
"Es wurde uns in den letzten Jahren sehr klar, dass es nicht besser wird. Sogar vor Covid hatten wir mit der Idee gespielt, woanders hinzuziehen, denn es schien, als würden die Steuern ständig erhöht, aber damit wurde nichts gemacht, nicht investiert oder zum Beispiel den Obdachlosen geholfen, deren Zahl sehr zugenommen hat."
Es ist nicht leicht gewesen, Kalifornien zu verlassen
Wir sitzen draußen am Pool, ohne geht es nicht in Nevada, wo es im Sommer oft über 40 Grad hat. Mehr als zwanzig Jahre haben Kim und Gregg in Encino gelebt, einem Teil der Großstadt von LA. Es sei nicht leicht gewesen, aus Kalifornien wegzugehen, sagen sie. Doch zu dem Gefühl, dass Los Angeles sich zum Schlechteren verändere, seien auch noch finanzielle Erwägungen hinzugekommen.
Vom Balkon aus haben sie nachts fast freien Blick auf die Neonschilder von Las Vegas, den so genannten Strip, an dem sich die meisten Casinos entlangziehen. In Henderson sind sie weit genug weg, sodass sie beschaulich und sicher leben können, den Trubel aber in greifbarer Nähe haben.
53 Prozent der Kalifornier können sich vorstellen zu gehen
Kim und Gregg sind mit ihrer Entscheidung, aus Kalifornien wegzuziehen, nicht allein. 53 Prozent der Kalifornier können sich zumindest vorstellen, den Bundesstaat zu verlassen, so das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2019. Einer der Hauptgründe sind die hohen Immobilienpreise, Mieten oder Grundstückssteuern für Hausbesitzer. Ein Haus mit drei Schlafzimmern kostet in Los Angeles je nach Lage schnell mehr als eine Million Dollar. In Las Vegas und Umgebung gibt es vergleichbare Häuser schon für 300.000 bis 400.000 US-Dollar.
Nevada gehört zu den Top-Fünf-Staaten, in die Kalifornier ziehen, wenn sie ihre Heimat verlassen. Viele Kalifornier müssen dort nicht auf das warme beziehungsweise heiße Wetter verzichten, außerdem ist Las Vegas mit seinen etwas mehr als 600.000 Einwohnern nur etwa vier Autostunden von LA entfernt.
Aber wegen der Coronapandemie sei sowieso alles ganz anders, sagen Gregg und Kim. Vor allem, seitdem ihre Kinder nur noch digitalen Unterricht haben:
"Sie sitzen sowieso den ganzen Tag am Computer, dann ist es auch egal, wo man lebt. Ich arbeite zu Hause, ich arbeite bei einer Streamingfirma namens FITE, die Boxwettkämpfe streamt. Gregg arbeitet auch von zu Hause – also dachten wir, vielleicht ist das eine gute Zeit."
Corona hat die Entwicklung beschleunigt
Gregg Hurwitz ist Musiker, Programmierer, Produzent. Er hat bereits mit Musikgrößen wie Stevie Wonder oder Fleetwood Mac zusammengearbeitet. Da passt die Nähe zur Spaß- und Entertainmentmetropole Las Vegas sogar ganz gut. Und die Coronakrise habe die letzten Zweifel am Umzug beseitigt, sagt Gregg.
Entgegen den schlimmsten Befürchtungen von Immobilienmakler Rich Farnsworth läuft das Geschäft mit Häusern und Apartments nach wie vor glänzend. Wir reden vom Norden des Bundesstaates, genauer: San Francisco und dem angrenzenden Silicon Valley.
Diese Region boomt seit 70 Jahren. Hier sitzen Milliardenunternehmen wie Google, Apple oder Facebook. Sie haben die Bay Area zu einer der teuersten Gegenden der USA gemacht und jetzt sorgen sie dafür, dass viele Tausend Kalifornien verlassen, weil sie von zu Hause aus arbeiten können.
"Der Immobilienmarkt hat sich grundlegend verändert, weil die Leute aus dem Homeoffice arbeiten können. Niemand will jetzt eng auf eng wohnen. Deshalb sind besonders Einfamilienhäuser gefragt. Hier gibt es auf eine Immobilie oft viele Gebote. Die Preise steigen hier kontinuierlich um fünf bis acht Prozent pro Jahr. Viele geben ihre Wohnungen in den Hochhäusern von San Francisco auf."
Vor allem junge Leute gehen
Familien ziehen entweder weg aus der Bay Area in andere Bezirke oder sie verlassen Kalifornien dauerhaft. Vor allem junge Leute, die bislang in teuren Apartments gewohnt haben, für die sie umgerechnet zwischen 2500 und 4000 Euro im Monat bezahlt haben, kehren dem Bundesstaat den Rücken.
"Eine Abwanderung aus San Francisco beobachten wir insbesondere bei kleinen Mietwohnungen, in denen vor allem Leute aus der Techbranche gelebt haben. Die haben oft dreitausend Dollar für eine Einzimmerwohnung ausgegeben. Jetzt ziehen sie in andere Regionen und bekommen für ihr Geld deutlich mehr Wohnraum. Sie können weiter ihrer Arbeit nachgehen, haben nun aber deutlich mehr Platz und weniger andere Menschen um sich."
Mittlerweile sinken die Mieten für Ein- bis Zweizimmerwohnungen um 25 Prozent und mehr, sagt Immobilienmakler Farnsworth. Mieter, die ihre Jobs verloren haben und die die Miete nicht mehr bezahlen können, dürfen per Gesetz nicht zwangsgeräumt werden. Diese ungewisse Situation hat Auswirkungen auf den Wert von Hochhäusern mit überwiegend kleinen Wohnungen. Bei Einfamilienhäusern erlebt der Immobilienmakler dagegen einen regelrechten Boom.
"Wir sehen hier einen Wandel in der Art und Weise, wie Menschen leben wollen. Das eigene Haus erfährt eine neue Wertschätzung. Die Preise sind zwar hoch, die Zinsen sind aber sehr niedrig. Ohne große Probleme bekommt man für drei Prozent bereits eine 30-jährige Finanzierung. Das sorgt für niedrigere monatliche Raten."
Ist Texas wirklich billiger?
Trotz eines Wegzugs aus Kalifornien, das Preisgefüge bleibt hoch – ein Indikator für Farnsworth, dass es nicht ganz so schlimm um die Immobiliensituation bestellt sein kann. Der Bundesstaat Texas – und im speziellen Austin – mag in den Augen vieler Kalifornier attraktiv erscheinen. Diese Einschätzung, so mahnt Farnsworth, sei aber möglicherweise voreilig:
"Ich habe mich mit mehreren Kollegen ausgetauscht, die ursprünglich aus Austin, Texas kommen. Und die haben mir gesagt: Vielen ist die Kostensituation dort nicht bekannt. Die Immobiliensteuer ist dort nicht nur sehr hoch, auch die Preise für Strom, Wasser und Gas sind sehr teuer. Das sind zwei Punkte, über die kaum einer spricht."
Eine malerische Avocadofarm in Malibu nahe der Pazifikküste. Hier lebt Cornelia Funke, eine der berühmtesten Kinderbuchautorinnen Deutschlands. 2005 zog sie mit ihrer Familie nach Kalifornien – fast unverhofft verliebte sie sich nämlich, als sie für eine Buchmesse hierherkam:
"Und plötzlich saß ich mit meiner Familie in Los Angeles, die mochten das alle unheimlich gern und ich fand das auch sehr faszinierend in seiner Andersartigkeit. Ich hatte fast das Gefühl, in der Tintenwelt gelandet zu sein, es ist alles, alles ganz anders."
Die Autorin der "Tintenherz" -Reihe hat die Freiheiten der USA, insbesondere Kaliforniens genossen, sich mit der Farm auch einen Traum erfüllt. Hier hat sie eine Künstlerresidenz eingerichtet, fördert junge Literaten. Sie selbst hat hier den vierten Teil ihrer "Reckless"-Serie geschrieben, Ölbilder gemalt. Gerade ist sie dabei, den vierten "Drachenreiter"-Band zu illustrieren.
Cornelia Funke zieht von Kalifornien in die Toskana
Doch damit ist bald Schluss. Funke verlässt Kalifornien und zieht in die italienische Toskana. Umzugstermin soll der 1. September sein. Ein paar Kisten sind schon gepackt, darunter natürlich viele Bücher, Notizen und Bilder. Grund für ihren Umzug sei vor allem die Klimaveränderung, deren Auswirkungen sie hautnah mitbekommen hat, als sie mehrmals aus ihrem Zuhause evakuiert wurde, sagt Funke.
"All das, was ich gelernt habe, was ich noch machen möchte in meinem Leben, das Projekt für junge Künstler, verstärkt im Naturschutz aktiv werden, das vereint sich auf die Dauer damit nicht, dass man in einer Dürresituation lebt, in einer Feuersituation. All das, was im Grunde den eigenen Zielen widerspricht. Gerade als dieser Winter jetzt so brutal trocken war, wir hatten, glaube ich, viermal Feueralarm in Malibu!"
Die Dürre ist ein ständiger Begleiter für viele Kalifornier. Die daraus oft resultierenden Waldbrände sind für einige Menschen der Hauptgrund wegzuziehen. Für Prominente und auch weniger prominente Menschen, wie zum Beispiel Kelsey Lahr. Auch sie kennt die Angst, dass ein Feuer alles vernichten kann, was man besitzt:
"Ich wurde wegen Waldbränden mehrere Male evakuiert und 2018 nach dem schlimmen Ferguson-Feuer blieb der Rauch wochenlang in der Luft. Da dachte ich: So kann man nicht mehr leben und es wird nur noch schlimmer."
Trockene Sommer, extreme Wetterbedingungen
Kelsey Lahr nennt sich selbst einen Klimaflüchtling. Lahr schreibt über Umweltthemen, hat in mehreren Nationalparks gearbeitet und die Folgen des Klimawandels in Kalifornien selbst erlebt: trockene Sommer, extreme Wetterbedingungen und zwar viele Jahre in Folge.
"Ich habe gesehen, wie sich die Landschaft radikal verändert hat. Es hat aufgehört, sich nach meiner Heimat anzufühlen. Flüsse trocknen aus, die Sierra Nevada kann bis zu 90 Prozent ihrer Pinienbäume verlieren. Und das war so hart mitanzusehen."
Im vergangenen Sommer hat Lahr dann die Reißleine gezogen und ist nach North Carolina umgezogen. Dort, hat sie nachgelesen, soll der Klimawandel keine so große Rolle spielen wie in Kalifornien. Bereits eine Studie aus dem Jahr 2018 der Universität Chicago prophezeite, dass zehn Prozent der Amerikaner aus dem Süden des Landes in den nächsten 45 Jahren abwandern werden. Grund dafür sei der Klimawandel. Im Jahr 2020 waren die Waldbrände in Kalifornien so schlimm wie nie zuvor. Die kalifornische Regierung nennt als Grund dafür ebenfalls die Erderwärmung, denn die sorge für höhere Temperaturen und Dürre. Und das wiederum begünstigt die Waldbrände.
Und dann noch die Erdbeben
Nicht nur Brände, auch Erdbeben sind für Kalifornier Alltag. Ähnlich wie bei den Bränden kann man sich zwar gegen einige Schäden aus den heftigeren Erdstößen versichern, aber das ist mitunter sehr teuer. Gestiegene Kosten sind auch für die deutsche Schriftstellerin Cornelia Funke ein Thema. In ihrer bald neuen Heimat in der Toskana sei das allerdings alles entspannter:
"Die Kosten sind nicht mal ein Zehntel von dem, was ich hier habe. Ich habe Wasser im Überfluss, ich muss es nicht mal kaufen – oder stehlen, wie die Nordkalifornier sagen. Und das versuche ich jetzt einfach mal, gehe mal eine Weile zurück auch in die alte Welt. Ich glaube, uns allen tut es gut als Europäer, wenn wir in Amerika leben, auch mal eine Weile den Kopf dann wieder zu 'de-amerikanisieren'. Ich gehe jetzt auch leichter weg, weil Trump nicht gewonnen hat. Weil ich das Gefühl habe, Biden macht gerade so viele großartige Dinge, dass man nicht bleiben und kämpfen muss, weil einem Amerika auch so unheimlich viel gegeben und erklärt hat."
Vier Jahre Trump hätten, so Funke, ihre Spuren hinterlassen. Sie habe schon erschreckt, wie sehr die Schere zwischen Arm und Reich noch einmal aufgegangen sei. Davon möchte Cornelia Funke Abstand, wenigstens für ein paar Jahre. Eine Rückkehr möchte sie nämlich auch nicht ausschließen.
Auch erfolgreiche Unternehmen verlassen Kalifornien
Wenn nicht nur die Einwohner einen Bundesstaat verlassen, sondern auch deren Firmen, dann hat das auch Auswirkungen auf den kompletten Wirtschaftskreislauf. Vor allem, wenn diese Unternehmen für hoch bezahlte Jobs sorgen. Das ist dann ein großes Problem, sagt Lee Ohanian, Wirtschaftsprofessor an der Stanford Universität gegenüber dem TV-Sender CNBC:
"Wenn wir erfolgreiche Unternehmen wie Oracle oder Hewlett Packard verlieren, verändert das auch, wie viele hoch bezahlte Arbeitsplätze es gibt. Das hat Einfluss auf den gesamten Staat und die Frage, wieviel Steuergeld in der Hauptstadt Sacramento landet und wie viel Geld zur Finanzierung unserer Schulen zur Verfügung steht. Wie viel Geld bleibt übrig, um Straßen und Brücken zu reparieren? Das ist ein großes Problem für den Bundesstaat."
Kalifornien ist ein Bundesstaat, dessen Erfolgsgeschichte mit dem Goldrausch 1848 beginnt und im Grunde bis heute fortdauert. Bereits um 1900 ist der Staat eine bedeutende Wirtschaftsmacht innerhalb der USA. Tausende Menschen zieht es vor allem in den Norden Kaliforniens, nach San Francisco. Die Bay Area und das heutige Silicon Valley entwickelten sich schnell zu einem wichtigen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie der aufkommenden Halbleiterindustrie. Heute ist der Staat die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, direkt hinter Deutschland. Der Erfolg des Silicon Valley ist zugleich auch seine Gefahr, meint Professor Ohanian:
"Die ganzen Kapitalgeber sind in San Francisco und dem Silicon Valley konzentriert. Sobald ein Start-up eine Finanzierung erhalten hat und erfolgreich auf eigenen Beinen steht, nimmt der Vorteil, in Kalifornien, im Silicon Valley zu sein, schnell ab. Und genau das können wir gerade beobachten."
Flexibilität durch Homeoffice
Die Pandemie hat den Trend, das Silicon Valley zu verlassen, beschleunigt. "Remote Work", die Arbeit im Homeoffice, macht die Fixierung auf eine bestimmte Region entbehrlich. Das Silicon Valley kann überall sein. Erica Douglass hat ihr erstes Start-up in der High-Tech-Region gegründet. Mittlerweile lebt sie aber in Austin, Texas. Die Pandemie hat ihre Investoren umdenken lassen, erzählt sie dem TV-Sender CNBC:
"Als ich vor ein paar Jahren Investoren für mein Start-up gesucht habe, haben mir viele Kapitalgeber in San Francisco gesagt, sie wollen persönlich an Geschäftsleitungssitzungen teilnehmen. Sie würden nur in Firmen im Umkreis von 80 Kilometern um San Francisco Geld stecken. Jetzt finden Meetings via Zoom-Konferenz statt und Protokolle werden per E-Mail verteilt."
Namhafte Firmen wie der Computerhersteller HP haben sich aus der Gegend bereits verabschiedet. Neuer Firmensitz ist nun Houston in Texas. Auch das Datenbankunternehmen Oracle ist in diesen Bundesstaat umgezogen. Palentier, ein hochspezialisiertes Unternehmen für Datenanalyse, ist nach Denver in Colorado gezogen. Und selbst die schillerndste Figur des Silicon Valley, Tesla-Mitgründer Elon Musk, ist jüngst von Los Angeles nach Austin in Texas umgesiedelt.
"Überraschend ist, dass große Unternehmen, die hier verwurzelt sind, den Bundesstaat verlassen. Sie nehmen 20 oder drei Angestellte mit, aber nicht tausende."
Apple, Google und Facebook wollen bleiben
In einer Umfrage unter 2700 Angestellten in der Bay Area sagen zwei Drittel, sie überlegen, aus der Region fortzuziehen. Sie sind dafür sogar bereit, Einbußen beim Gehalt hinzunehmen. Unternehmen wie Dropbox, Twitter oder Facebook bezahlen ihren Beschäftigten im Silicon Valley mehr, weil die Lebenshaltungskosten hier hoch sind. Auch einflussreiche Manager der Techindustrie sind auf dem Absprung. Oracle-Chef Larry Ellison ist bereits weggezogen, genauso wie Dropbox-Chef Drew Houston oder Palentier-Mitgründer Joe Lonsdale.
Ist Kalifornien an einem Wendepunkt? Wenn Tausende dem Bundesstaat den Rücken kehren, wie lange lässt sich das Erfolgsmodell des Golden State noch aufrechterhalten? Die Mahnungen sind angebracht, sagen Experten. Reformen können den schleichenden Exodus aber aufhalten.
Fakt ist auch: Die großen Tech-Konzerne Apple, Google, Facebook und Co. haben keine Pläne, den Bundesstaat zu verlassen. Gerade diese Firmen haben in der Coronakrise besser verdient als zuvor.
Hoffnung auf eine erfolgreiche Impfkampagne
Auch Hollywood ist nach vielen, vielen Totsagungen nicht unterzukriegen - noch immer sitzen in Kalifornien die ganz großen Produktionsfirmen und Studios wie Disney, Universal oder Sony.
Auch wenn Elon Musk als Privatmann nach Texas gezogen ist, noch sitzen seine Firmen wie Tesla und SpaceX in Kalifornien. Der Bundesstaat punktet nach wie vor mit einer günstigen Infrastruktur, zwei Großflughäfen und zwei der größten Umschlagplätze für Schiffscontainer.
Und nicht zuletzt: Die Impfkampagne läuft erfolgreich, die Covid-Fallzahlen sinken. Mitte Juni soll die Wirtschaft wieder normal anlaufen, so plant das zumindest die kalifornische Regierung und hofft auf einen schnellen Aufschwung nach der Pandemie.