Kaiser zwischen Heidentum und Christentum
Rimini versucht durch einen Imagewandel auch Kulturinteressierte als Touristen anzuziehen. Eine neue Ausstellung im Castel Sismondo stellt nun einen der berühmtesten und umstrittensten römischen Kaiser vor, einen Mann der Zeitenwende: Kaiser Konstantin.
An seinem Hof soll es recht üppig zugegangen sein. Der Adel kleidete sich in orientalisch aufwendige Gewänder und Eunuchen gab es zuhauf. Sie waren es, die jenen schweren Brokatvorhang aufzogen, hinter dem der prächtig ausstaffierte Kaiser thronte. Ein Vorhang, der ihn, den Gottgleichen, symbolisch von den gemeinen Menschen trennte, diese Trennung deutlich machen sollte. Immer wenn der Kaiser öffentlich etwas verkünden wollte wurde diese Zeremonie vollzogen. Weihrauch entströmte goldenen Gefäßen, so berichten zeitgenössische Quellen, und alle Anwesenden fielen auf den Bauch.
So zelebrierte sich Kaiser Konstantin der Große auf dem Höhepunkt seiner Macht. Eine Macht, die ihren Ausgang nahm in einer Schlacht am Ponte Milvio in Rom. An dieser Brücke schlug Konstantin Ende Oktober 312 seinen Rivalen Maxentius und wurde zum Herrscher des römischen Reiches. Konstantins Herr war wesentlich kleiner als das des Maxentius. Am Tag vor dieser Schlacht, es war der 27. Oktober, erschien Konstantin abends am Horizont ein "signum": Konstantin erkannte die beiden griechischen Buchstaben X und P, die Initialen des Namens Christi. Dieses so genannte Christogramm, das später zum konstantinische Monogramm wurde, ließ der Heerführer auf den Schutzschilden seiner Soldaten anbringen. Es wurde zu seinem Banner in dieser Schlacht. Eine Stimme soll Konstantin vor der Schlacht zugeflüstert haben "in hoc signo victor eris", in diesem Zeichen wirst du siegen. Konstantin siegte und förderte seitdem den christlichen Glauben in seinem riesigen Reich, erklärt der Historiker Augusto Fraschetti, der die große Konstantin-Ausstellung in Rimini mitorganisiert hat:
"An diese Schlacht, die im Zeichen des Christogramms stand, erinnern in der Ausstellung Reste und Funde von Waffen und Helmen, auf denen dieses Zeichen zu sehen ist. Sofort nach Konstantins Sieg und seiner Bekehrung zum Christentum gehörte es für viele Anhänger des Kaisers zum guten Ton sich ein Christogramm an ihren Helmen anbringen zu lassen, als Zeichen, dass auch sie sich für den neuen Glauben stark machen."
Zum ersten Mal überhaupt wird versucht das vielseitige Leben dieses widersprüchlichen Kaisers in Form einer Ausstellung nachzuerzählen. Die Ausstellung in Rimini bietet ein faszinierendes Spektrum künstlerischer, militärischer, architektonischer und religiöser Gegenstände aus der Zeit Kaiser Konstantins. Nach seinem epochalen Sieg am Ponte Milvio ließ Konstantin 313 das berühmte Edikt von Mailand verfassen, mit dem das Christentum zu einer legitimen Religion wurde. Sich selbst ließ aber erst in seiner Todesstunde 337 taufen. Augusto Fraschetti:
"Das ist ein wichtiger Aspekt, denn auch wenn er sich erst in der Todesstunde ganz zum Christentum bekehrte und von seinem Heidentum abwandte förderte er den neuen Glauben. In einer Art und Weise als ob er bereits ein Christ gewesen wäre. Doch gleichzeitig umgab er sich mit heidnischen Beratern und schloss nicht das Pantheon in Rom mit seiner Vielzahl heidnischer Götter. Und doch ließ er an wichtigen Orten große Basiliken errichten."
Im Jahr des Edikts von Mailand im 313 begann der Kaiser mit dem Bau von San Salvatore in Laterano in Rom und mit der Peterskirche auf dem vatikanischen Hügel. In ganz Italien wie auch in Jerusalem ließ der Herrscher christlichen Bauten errichten. Unter seinen Zivilbauten fasziniert vor allem jene Stadt am Bosporus, die seinen Namen trug: Konstantinopel, das heutige Istanbul, das zweite Rom. Hier entwickelte Konstantin jenen Kaiserkult, der den Herrscher in eine quasigöttliche Position erhob. Er gab sich den Titel "Isapostolo", zu deutsch: gleich den Aposteln und ließ ihn auf Münzen, Mosaiken und in Malereien verewigen. Gleichzeitig ließ er Münzen prägen, die ihn auch als heidnischen Sonnengott verherrlichten. Konstantin, das macht die Ausstellung in Rimini deutlich, bewegte sich Zeit seines Lebens zwischen Christentum und Heidentum. Auch wenn er die Arianer bekämpfte und 325 in Nicäa ein Edikt gegen sie erließ, entschied er sich nicht dazu, heidnische Tempel schließen zu lassen. Die Ausstellung zeigt auch Kunst der Arianer. Darunter eine sehr seltene Bronzetafel, die den zweifachen Christus darstellt: als Mensch und als Gott - eine, so Augusto Fraschetti, für die Arianer typische und von Konstantin bekämpfte Vision des Gottessohnes:
"Die Ausstellung bietet wunderschöne frühchristliche Objekte, die wahrscheinlich am kaiserlichen Hof benutzt wurden oder in den von Konstantin errichteten Basiliken. So zum Beispiel mehrere eucharistische Becher aus Silber, die zu den ältesten Kultgegenständen dieser Art gehören. Mit Konstantins Aufgeschlossenheit für das Christentum ändert sich die
Kunst: Künstler stellten nun immer öfter christliche Themen dar und nutzten dafür den Stil ihrer Zeit."
Die in Rimini ausgestellten Sarkophage zeigen keine antiken Götter und Helden mehr sondern Jesus und seine Jünger und biblische Gestalten. Die Kunsthandwerker ersetzten die heidnischen Figuren durch christliche, die übrigen Motive behielt man bei. Das gleiche galt für alle anderen Kunstgattungen, vom Mosaik bis zum Freskenbild. Die Konstantinschau stellt auch die düstere Seite des ersten christlichen Kaisers vor. Der ³Apostelgleiche² scheute sich nicht nach altrömischer Manier brutal Rache zu üben: so ließ er seinen erstgeborenen Sohn Crispo ermorden. Ihm wurde ein Verhältnis mit seiner Stiefmutter Flavia nachgesagt. Obwohl Konstantin diese junge Frau sehr geliebt haben soll ließ er sie in einem türkischen Bad einsperren, wo sie an der Hitze starb.
So zelebrierte sich Kaiser Konstantin der Große auf dem Höhepunkt seiner Macht. Eine Macht, die ihren Ausgang nahm in einer Schlacht am Ponte Milvio in Rom. An dieser Brücke schlug Konstantin Ende Oktober 312 seinen Rivalen Maxentius und wurde zum Herrscher des römischen Reiches. Konstantins Herr war wesentlich kleiner als das des Maxentius. Am Tag vor dieser Schlacht, es war der 27. Oktober, erschien Konstantin abends am Horizont ein "signum": Konstantin erkannte die beiden griechischen Buchstaben X und P, die Initialen des Namens Christi. Dieses so genannte Christogramm, das später zum konstantinische Monogramm wurde, ließ der Heerführer auf den Schutzschilden seiner Soldaten anbringen. Es wurde zu seinem Banner in dieser Schlacht. Eine Stimme soll Konstantin vor der Schlacht zugeflüstert haben "in hoc signo victor eris", in diesem Zeichen wirst du siegen. Konstantin siegte und förderte seitdem den christlichen Glauben in seinem riesigen Reich, erklärt der Historiker Augusto Fraschetti, der die große Konstantin-Ausstellung in Rimini mitorganisiert hat:
"An diese Schlacht, die im Zeichen des Christogramms stand, erinnern in der Ausstellung Reste und Funde von Waffen und Helmen, auf denen dieses Zeichen zu sehen ist. Sofort nach Konstantins Sieg und seiner Bekehrung zum Christentum gehörte es für viele Anhänger des Kaisers zum guten Ton sich ein Christogramm an ihren Helmen anbringen zu lassen, als Zeichen, dass auch sie sich für den neuen Glauben stark machen."
Zum ersten Mal überhaupt wird versucht das vielseitige Leben dieses widersprüchlichen Kaisers in Form einer Ausstellung nachzuerzählen. Die Ausstellung in Rimini bietet ein faszinierendes Spektrum künstlerischer, militärischer, architektonischer und religiöser Gegenstände aus der Zeit Kaiser Konstantins. Nach seinem epochalen Sieg am Ponte Milvio ließ Konstantin 313 das berühmte Edikt von Mailand verfassen, mit dem das Christentum zu einer legitimen Religion wurde. Sich selbst ließ aber erst in seiner Todesstunde 337 taufen. Augusto Fraschetti:
"Das ist ein wichtiger Aspekt, denn auch wenn er sich erst in der Todesstunde ganz zum Christentum bekehrte und von seinem Heidentum abwandte förderte er den neuen Glauben. In einer Art und Weise als ob er bereits ein Christ gewesen wäre. Doch gleichzeitig umgab er sich mit heidnischen Beratern und schloss nicht das Pantheon in Rom mit seiner Vielzahl heidnischer Götter. Und doch ließ er an wichtigen Orten große Basiliken errichten."
Im Jahr des Edikts von Mailand im 313 begann der Kaiser mit dem Bau von San Salvatore in Laterano in Rom und mit der Peterskirche auf dem vatikanischen Hügel. In ganz Italien wie auch in Jerusalem ließ der Herrscher christlichen Bauten errichten. Unter seinen Zivilbauten fasziniert vor allem jene Stadt am Bosporus, die seinen Namen trug: Konstantinopel, das heutige Istanbul, das zweite Rom. Hier entwickelte Konstantin jenen Kaiserkult, der den Herrscher in eine quasigöttliche Position erhob. Er gab sich den Titel "Isapostolo", zu deutsch: gleich den Aposteln und ließ ihn auf Münzen, Mosaiken und in Malereien verewigen. Gleichzeitig ließ er Münzen prägen, die ihn auch als heidnischen Sonnengott verherrlichten. Konstantin, das macht die Ausstellung in Rimini deutlich, bewegte sich Zeit seines Lebens zwischen Christentum und Heidentum. Auch wenn er die Arianer bekämpfte und 325 in Nicäa ein Edikt gegen sie erließ, entschied er sich nicht dazu, heidnische Tempel schließen zu lassen. Die Ausstellung zeigt auch Kunst der Arianer. Darunter eine sehr seltene Bronzetafel, die den zweifachen Christus darstellt: als Mensch und als Gott - eine, so Augusto Fraschetti, für die Arianer typische und von Konstantin bekämpfte Vision des Gottessohnes:
"Die Ausstellung bietet wunderschöne frühchristliche Objekte, die wahrscheinlich am kaiserlichen Hof benutzt wurden oder in den von Konstantin errichteten Basiliken. So zum Beispiel mehrere eucharistische Becher aus Silber, die zu den ältesten Kultgegenständen dieser Art gehören. Mit Konstantins Aufgeschlossenheit für das Christentum ändert sich die
Kunst: Künstler stellten nun immer öfter christliche Themen dar und nutzten dafür den Stil ihrer Zeit."
Die in Rimini ausgestellten Sarkophage zeigen keine antiken Götter und Helden mehr sondern Jesus und seine Jünger und biblische Gestalten. Die Kunsthandwerker ersetzten die heidnischen Figuren durch christliche, die übrigen Motive behielt man bei. Das gleiche galt für alle anderen Kunstgattungen, vom Mosaik bis zum Freskenbild. Die Konstantinschau stellt auch die düstere Seite des ersten christlichen Kaisers vor. Der ³Apostelgleiche² scheute sich nicht nach altrömischer Manier brutal Rache zu üben: so ließ er seinen erstgeborenen Sohn Crispo ermorden. Ihm wurde ein Verhältnis mit seiner Stiefmutter Flavia nachgesagt. Obwohl Konstantin diese junge Frau sehr geliebt haben soll ließ er sie in einem türkischen Bad einsperren, wo sie an der Hitze starb.