Kaiser Franz Josef I. von Österreich

Rauschebart und fast 68 Jahre Regentschaft

Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, Gemälde von E. Laszor, 1899
Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn © dpa/picture alliance/MTI
Janko Ferk im Gespräch mit Nana Brink |
Er hatte den eindrucksvollsten Bart der österreichischen Geschichte: Der "ewige Kaiser" Franz Josef ist in der Erinnerung immer noch sehr präsent. Er sei Teil einer Vergangenheit, auf die man bis heute stolz sei, meint der Klagenfurter Jurist und Schriftsteller Janko Ferk.
In Bad Ischl beginnen heute die Geburtstagsfeierlichkeiten für Franz Josef. Sie fallen in diesem Jahr besonders groß aus, weil sich dessen Todestag im Herbst zum 100. Mal jährt. Er starb am 21. November 1916.
Der sogenannte "ewige Kaiser" sei im Gedächtnis der Österreicher immer noch sehr präsent, sagte der Jurist und Autor Janko Ferk im Deutschlandradio Kultur. Franz Josef habe schließlich durch seine lange Regentschaft von fast 68 Jahren viel Zeit gehabt, sich in den Köpfen der Menschen zu verankern:
"Und man darf ja auch nicht vergessen: Kaiser Franz Joseph hat ja doch vielleicht auch ein bisschen wie ein kleiner, lieber Gott ausgesehen. Und das wird auch schon eine Rolle dabei spielen, dass man ihn bis heute nicht vergessen hat."

Symbol der k.u.k.-Monarchie

Öffentlich präsent seien heute immer noch vor allem die Bilder des alten Kaisers – mit dem eindrucksvollen Rauschebart. Dieses Bild sei auf gewisse Weise zum Symbol der untergegangenen k.u.k.-Monarchie geworden, meinte Ferk. Doch wie weit geht die Nostalgie der Österreicher? Seine Einschätzung lautet:
"Ich glaube nicht, dass sich ein vernünftiger Mensch diese Zeit oder diese Gesellschaft zurückwünscht. Ich glaube aber, dass man zu dieser Vergangenheit steht und teilweise auch darauf stolz ist. Also nicht auf die Kriege, die die Habsburger geführt haben, aber auf viele andere Errungenschaften."
Janko Ferk ist Richter, Wissenschaftler und Schriftsteller. Er hat über das Attentat von Sarajevo den Roman "Der Kaiser schickt Soldaten aus" geschrieben.


Das Interview im Wortlaut:
Nana Brink: Bad Ischl. Wenn man diesen Namen des österreichischen Kurortes hört, dann dauert es bestimmt nicht lange und man hat die ganze K.-und-k.-Monarchie vor Augen. Bad Ischl war nämlich die sommerliche Kaiserresidenz von Franz Joseph I., 1853 hat er sich hier mit Elisabeth, mit der Sissi, einer bayrischen Prinzessin verlobt. Und in Bad Ischl beginnen heute die Geburtstagsfeierlichkeiten, Ende der Woche jährt sich nämlich der Geburtstag von Kaiser Franz Joseph, 1830 ist er geboren. Und überhaupt die Feierlichkeiten, die fallen in diesem Jahr besonders groß aus, weil sich nämlich auch im November sein Todestag zum 100. Mal jährt. Mitten im Ersten Weltkrieg, 1916, ist der Kaiser nach fast 68 Jahren Regentschaft gestorben. Das hat vor ihm kein Habsburger geschafft. Vielleicht auch deshalb feiert Österreich dieses Jahr ein Kaiserjahr. Janko Ferk ist Richter, Wissenschaftler und Schriftsteller und hat sich lange mit dem ewigen Kaiser beschäftigt. Schönen guten Morgen!
Janko Ferk: Guten Morgen nach Berlin!
Brink: Warum ist denn der Franz Joseph bis heute präsent in Österreich?
Ferk: Ich denke, dass Franz Joseph deshalb bis heute präsent ist, weil er eigentlich sozusagen der letzte große Kaiser war. Also, sein Nachfolger Kaiser Karl hat ja nur noch kurz regieren können und war eigentlich auch durch seine Regentschaft nicht besonders auffallend. Deshalb ist im Gedächtnis sicher der sogenannte ewige Kaiser geblieben, Kaiser Franz Joseph, zumal er ja 68 Jahre Zeit gehabt hat, sich in den Köpfen der Österreicher und Österreicherinnen oder in den Köpfen seiner Untertanen zu verankern.
Und man darf ja auch nicht vergessen, Kaiser Franz Joseph hat ja doch vielleicht auch ein bisschen wie ein kleiner lieber Gott ausgesehen und das wird schon auch eine Rolle spielen, dass man ihn bis heute nicht vergessen hat.
Brink: Also mit dem Rauschebart, das Bild, was man ja typischerweise immer …

Das Bild mit dem Rauschebart ist zum Symbol geworden

Ferk: Ja.
Brink: Man hat ja immer den alten Kaiser eigentlich im Blick, nicht den jungen. Ist das in Österreich auch so?
Ferk: Ja, natürlich. Also: Es gibt im Prinzip nur die Bilder mit dem Rauschebart, die öffentlich präsent sind und eben das Kaisertum Österreich symbolisieren. Also nicht nur ihn selber, sondern auch das, was wir einmal waren, wird eben durch dieses Bild am besten repräsentiert. Wenn Sie heute die Zeitungen aufschlagen, also nicht heute am Montag, sondern überhaupt in den letzten Wochen oder in den nächsten Wochen, dann wird man immer dieses Bild vor Augen haben, also das Symbol der K.-und-k.-Monarchie.
Brink: Weil Sie gerade gesagt haben: das, was wir mal waren … Sind das so Art Phantomschmerzen, die sich jetzt äußern in dieser Flut von Literatur, die gerade über Franz Joseph erscheint?
Ferk: Sicherlich nicht bei mir, aber es ist eine Erinnerung und man denkt vielleicht gerne zurück, weil man einmal größer war, und das, was übrig geblieben ist von dieser Größe: Ja nicht wirklich also im geographischen Sinn viel, aber im kulturellen, glaube ich, ist Österreich doch immer groß geblieben. Wenn man an die Kunst denkt, wenn man an die Geisteswissenschaften denkt, also, da ist großes Potenzial geblieben. Das hat man nicht – weil Sie Phantomschmerz sagen – bergab gehen sehen können, sondern dieses Potenzial hat sich nicht wirklich verringert.

Sehnsucht nach der Rückkehr des Kaisers?

Brink: Aber gucken wir doch noch mal auf Österreich, vor allen Dingen auch auf die politische Landschaft. Da muss ja die Bundespräsidentenwahl wiederholt werden. Wollen die Österreicher vielleicht dann doch lieber einen Kaiser haben oder eine Kaiserin?
Ferk: Nein, das glaube ich nicht. Und ich muss sagen, auch wenn ich mich mit dieser Zeit gerne beschäftige, wenn mich die Frage interessiert: Also, ich glaube, wir können alle froh sein, dass wir keinen Kaiser mehr haben und dass wir auch nicht in einer oktroyierten Zweiklassengesellschaft leben, wie das im Kaisertum ganz sicher der Fall war. Auf der einen Seite der Adel, der seine Privilegien hatte, und auf der anderen Seite die Bürger, die per se die zweite, dritte oder vierte Klasse dargestellt haben.
Also, ich glaube nicht, dass sich ein vernünftiger Mensch diese Zeit zurückwünschen würde oder diese Gesellschaft zurückwünschen würde. Ich glaube aber, dass man zu dieser Vergangenheit steht und auch teilweise wahrscheinlich darauf stolz ist. Also nicht auf die Kriege, die die Habsburger geführt haben, aber auf viele andere Errungenschaften.

Erinnerung an Sissi wird Franz Josef "übertrumpfen"

Brink: Apropos Kaiser oder vielmehr Kaiserin, den größten Hype gibt es ja eigentlich wohl um seine Frau Elisabeth. Jeder nennt sie ja nur Sissi und wer in Wien war, wird wahrscheinlich an keinem Souvenirshop vorbeikommen, ohne so ein Sissi-Haferl, also so eine Sissi-Tasse mitzunehmen.
Ferk: Ja, da haben Sie sicher recht. Also, Sissi ist wahrscheinlich in anderen Zeiten immer die Regentin, aber im heurigen Jahr wird sie Franz Joseph noch einmal übertrumpfen können.
Brink: Warum ist das so?
Ferk: Ganz sicher wegen des Ersten Weltkriegs, wegen des Attentats in Sarajewo, wo die ganze Geschichte noch mal rausgeholt worden ist, wo es einen Hype gegeben hat und vor allem weil heuer der 100-jährige Todestag ist, also der Todestag sich zum 100. Mal jährt im November. Und ich glaube, dass er da noch mal in den Vordergrund gerückt wurde vor allem auch deshalb, weil es doch sehr viele Bücher gibt, die aus diesem Anlass erscheinen. Also, gerade heuer im Jahr 2016. Und ich denke, dass man sich mit ihm vor allem auch aus geschichtlicher Perspektive noch einmal genau beschäftigt.
Wenn man sich mit Kaiserin Elisabeth beschäftigt, dann hat das eine andere Konnotation, keine politische oder historische sondern eher eine, ich würde fast sagen, modische (Konnotation). So in diese Richtung.
Brink: Herzlichen Dank, Janko Ferk, Wissenschaftler und Schriftsteller aus Österreich, schönen Dank für das Gespräch! Und wir sprachen über Franz Joseph I., in Bad Ischl beginnen heute die Feierlichkeiten zu seinem Geburtstag, der ist nämlich Ende der Woche, und vor allen Dingen jährt sich sein Todestag zum 100. Mal im November.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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