Kabarettist Carsten Höfer über den "neuen Mann"

Im Inneren haust immer noch der Macho

Der Kabarettist und Comedian Carsten Höfer, bekannt geworden durch sein Buch "Frauenversteher" (die Aufnahme entstand während des ZDF Mittagsmagazins)
Außen weich, innen das alte Raubein: Kabarettist Carsten Höfer nimmt den "neuen Mann" aufs Korn. © picture alliance/dpa/Erwin Elsner
Moderation: Nana Brink · 10.02.2016
Viele singen ein Loblied auf den neuen, jungen Mann: Endlich eine Generation, die ihre weiblichen Anteile zulässt, voller Hingabe an die Familie! Von wegen, sagt Kabarettist Carsten Höfer. Alles Tarnung, um keinen Stress mit emanzipierten Frauen zu bekommen.
Die Dresdner Therapeutin Astrid Friesen sieht die Generation der 30-jährigen Männer auf einem "guten, historisch einmaligen Weg": Es seien Männer, die auch ihre weibliche Seite zuließen - mit "großer Selbstverantwortung und Hingabe an die Familie".
Ja, von wegen, sagt der Karbarettist Carsten Höfer, Autor des Buches "Frauenversteher". Denn tief in seinem Inneren sei der Mann von heute immer noch ein Raubein:
"Ich glaube, dass der Mann von heute das einfach nur besser kaschiert. Er passt sich sehr gut ein und vermittelt oft den Frauen den Eindruck, dass er sowohl das Männliche als auch das Weibliche, da einen guten Ausgleich gefunden hat und ohne Gezicke und Gejammere das so gut und souverän hinkriegt."
Männer hätten sich im Laufe der Zeit einfach gut angepasst. Höfers Erfahrung sein, dass "viele Männer da nach außen hin sich so präsentieren, weil sie wissen, dass es gut ankommt, dass es insbesondere von emanzipierten Frauen auch gern so gesehen wird. Im Inneren aber steckt dann immer noch so der leicht Unterdrückte, der Archaische, der Macho, der aber nicht mehr so rausgelassen werden darf oder nur im geschützten Territorium, wenn Männer mal unter sich sind."


Das Interview im Wortlaut:
Nana Brink: Vielleicht haben Sie ja unser politisches Feuilleton heute früh gehört von der Dresdener Therapeutin Astrid von Friesen. Damit hat sie sich ja mit der Geschlechterfrage beschäftigt, aber genaugenommen, eigentlich mit der neuen Männerbewegung:
Astrid von Friesen: Vielleicht ist ja die Generation der 30-Jährigen auf einem guten, historisch erstmaligen Weg. Die beiden schon immer vorhandenen Seiten des Menschseins zu leben: das Männliche und das Weibliche, Yin und Yang, Anima und Animus. Und das alles ohne Gezicke und Gejammere, in großer Selbstverantwortung, mit viel Hingabe an die Familie und, wie ich finde, mit einem großen Strahlen und männlicher Kraft.
sagt die Dresdener Therapeutin Astrid von Friesen in unserem politischen Feuilleton heute früh. Das Ganze können Sie natürlich bei uns im Internet noch mal nachlesen. Wir wollen jetzt aber mal diese neue Männerbewegung ein bisschen aufs Korn nehmen. Das hat uns so beschäftigt, und wir haben einen Kenner der Materie dazu eingeladen, nämlich den Comedian Carsten Höfer. Er hat ein Buch geschrieben, das nennt sich "Frauenversteher". Guten Morgen!
Carsten Höfer: Ja, guten Morgen, ich freue mich, dass ich dabei sein darf.
Alles eine Täuschung
Brink: Der heute 30-Jährige, ist das der idealste aller möglichen Männer?
Höfer: Das wäre natürlich toll, wenn das so wäre. Aber wenn ich noch mal auf das Zitat rückbeziehen darf: Es mag sein, dass einigen Frauen das so vorkommt, aber für mich... meine Erfahrung ist anders. Ich glaube, dass der Mann von heute das einfach nur besser kaschiert. Er passt sich sehr gut ein und vermittelt oft den Frauen den Eindruck, dass er sowohl das Männliche als auch das Weibliche, da einen guten Ausgleich gefunden hat und ohne Gezicke und Gejammere das so gut und souverän hinkriegt.
Meine Erfahrung aber ist, dass viele Männer da nach außen hin sich so präsentieren, weil sie wissen, dass es gut ankommt, dass es insbesondere von emanzipierten Frauen auch gern so gesehen wird. Im Inneren aber steckt dann immer noch so der leicht unterdrückte, der archaische, der Macho, der aber nicht mehr so rausgelassen werden darf oder nur im geschützten Territorium, wenn Männer mal unter sich sind. Und es ist interessant, dass gerade Frauen dieses neue Männerbild ...so sagen, ach, jetzt haben wir endlich den idealen Mann. Für die Männer ist das aber oft dann leider nicht so der Fall.
Brink: Sie meinen, wir sind auf den Trick nicht gekommen, oder wie?
Höfer: Ich glaube, dass die Männer sehr gut...
Brink: Sagen Sie nicht, wir gehen Ihnen auf den Leim!
Höfer: Nein, ich glaube nicht, dass Frauen den Männern auf den Leim gehen. Ich habe die Erfahrung, der Mann von heute weiß sehr wohl, dass die Rollen ganz anders, ja, gar nicht mehr definiert sind. Wenn wir jetzt die Generation unserer Eltern mal anschauen, da gab es klare Rollenbilder, die auch von der Gesellschaft vorgelebt, definiert und ziemlich streng auch, sage ich mal, gesehen wurden.
Früher machte Mama das Essen
Ich erinnere mich da sehr schön an meine Eltern, wenn es jetzt mal ums Essenmachen geht. Damals als Kind konnte ich das gut beobachten, die Mama hat das Essen gemacht, stand in der Küche. So der Klassiker, dieses Rollenbild: Die Frau steht in der Küche, macht das Essen. Und mein Erlebnis war, der Papa sitzt während der Zeit auf dem Sofa und macht schon mal die Kissen warm. Das war so das Erlebnis. Und heutzutage ist das nicht, und das wissen die Männer natürlich auch, trauern dem nicht nach, aber ich glaube, sie würden das auch gerne mal haben. Sie würden das immer noch gerne haben, aber sie wissen, das läuft nicht. Gerade im Privaten ist das ganz, ganz schlecht.
Brink: Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen, aber ich habe noch ein schönes Zitat für Sie, nämlich am 18. Januar 2016 stand in der "Bild"-Zeitung: "Hochzeitsvorbereitungen – für Männer ein Albtraum, für Frauen der Sinn des Lebens". "Ajatollah Khomeini hätte es nicht schöner sagen können", so schreibt Sabine Rückert in der "Zeit" – wunderbares Stück von ihr. Ist der Grand Canyon zwischen Mann und Frau dann unüberwindbar?
Höfer: Nein, das glaube ich überhaupt nicht. Ich würde dieses Zitat von der "Bild"-Zeitung auch nicht unterschreiben. "Bild", das wissen wir alle, überspitzt und versucht zu provozieren und zu polarisieren. Was da vielleicht drin steckt so ein bisschen, ist, das erlebe ich durchaus, dass Frauen schon auch eine größere Affinität zum Schmücken, für das Dekorative haben und Männer eher immer noch auch mehr aufs Praktische, aufs Analytische gucken.
Deswegen mag es sein, dass Frauen da in der Hochzeitsvorbereitung dann mehr Blick auch für die Details haben und das lieber machen und Männer dann mehr so den Ablauf betrachten. Ich glaube nur, dass man sich das immer wieder bewusst machen muss, dass es da noch Unterschiede gibt und diese Unterschiede aber oft, wie ich eingangs schon sagte, von den Männern nicht mehr so kommuniziert werden. Also, meine Erfahrung ist auch, dass Männer diese Emanzipation der Frau sehen, auch gern nach außen hin immer wieder begrüßen. Denn es wäre natürlich fatal, wenn irgendein Mann jetzt sagen würde, nein, eigentlich finde ich das mit der Emanzipation nicht so gut, also sie würden natürlich in Grund und Boden gestampft. Auch ich würde so was nie sagen. Natürlich ist das wichtig.
Mann fügt sich gut ein
Brink: Aber denken. Jetzt kommt es raus! Enthüllen Sie uns Ihre Gedanken!
Höfer: Genau, ich glaube, dass sich der Mann von heute sehr gut da einfügt in diese emanzipatorische Bewegung und dass Rollenbild, das von ihm erwartet und gewünscht wird, so dieser moderne Mann, der alles gut kann, dass er sich da sehr gut einfügt, um, sage ich mal, weil viele Männer eben das, was auch zu dem Männlichen gehört, Konflikt zu leben.
Da, glaube ich, da hapert es bei vielen Männern, dass sie dazu nicht bereit sind, sondern eher so die softe Variante suchen und dann sagen, okay, dann füge ich mich da ein, und ich gehe auch mit ihr bummeln, und ich – und da gibt es Männer, die dann das so sehr verinnerlicht haben, weil die Kindheit ja auch jetzt anders ist als meine Kindheit noch – dass die sich da unheimlich gut einfügen und dann manchmal gar nicht mehr so, nur noch so ein Unwohlsein spüren, wenn sie mal im geschützten Territorium sind und sagen, hey, ich weiß auch nicht, aber irgendwie so richtig – und dann bricht es manchmal aus ihnen heraus, weil sie sagen, ich würde gern mal.
Und dann kommen so ganz klassisch typisch männliche Dinge dann raus, die aber wirklich nicht vor Frauen kommuniziert werden. Das ist, glaube ich, das Schwierige dann für Frauen, tatsächlich den eigentlich oftmals durch die Emanzipation ein bisschen verschütteten Mann noch mal herauszukitzeln in Partnerschaften. Das ist, glaube ich, ganz spannend.
Brink: Sagt der Frauenversteher Carsten Höfer. Vielen Dank, und ich bin mir ziemlich sicher, wir werden in diesem Programm noch eine weibliche Antwort darauf finden. Danke schön für das Gespräch, Carsten Höfer!
Höfer: Ich danke auch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Mehr zum Thema