Club K41 in Kiew

Ein Technoclub im Kriegsgebiet

14:30 Minuten
Ein gesichtsloser Neubau der mit einem Backsteingebäude verbunden ist. Er beherbergt den Klub "K41".
Wird oft mit dem legendären Berliner „Berghain“ verglichen: der Kiewer Club "K41" © Lotta Wieden / Deutschlandfunk Kultur
Max Eulitz im Gespräch mit Massimo Maio · 24.02.2022
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Der K41 in Kiew ist nicht nur der angesagteste Club der Ukraine, für Max Eulitz, Autor des Buchs "Notes on 41", steht der Technoclub auch für ein Kontrastprogramm zu Militarismus und Imperialismus. Der russische Angriff sei eine Tragödie, so Eulitz.
Fotos im K41 sind verboten, Journalisten sind nicht gerne gesehen. Oft wird der Kiewer Club mit dem legendären Berliner Berghain verglichen.

„Mir blutet das Herz“

Max Eulitz hat den Essayband "Notes on 41" über den Technoclub und seine Bedeutung geschrieben, lange stand er in engem Kontakte zu dessen Betreibern. Über den russischen Militärschlag zeigt sich der Frankfurter Autor und Künstler erschüttert. Er habe sich einen Angriff Russlands noch am Mittwoch nicht vorstellen können, so Eulitz. „Mir blutet das Herz, ich kann das nicht anders sagen.“
Der Club K41 sei ein Stück weit ein Antidot zu dem, was sich von den Grenzen aus und mittlerweile auch innerhalb der Ukraine abspiele, glaubt Autor Eulitz. Es gebe dort ein starkes Gemeinschaftsgefühl, eine gut vernetze queere Szene. Der Club sei ein Safe Space und eine subkulturelle Institution, er stehe für Individualismus und ein „Sich-Ausleben“. Dies stehe im Kontrast zu Militarismus, Nationalismus und Imperialismus.

Fluchtszenarien wurden durchgespielt

Im Vorfeld der russischen Angriffe seien die Besucherzahlen im K41 zwar nicht gesunken, berichtet Eulitz. Zugleich sei die Anspannung aber „extrem groß“ gewesen. Im Club befinde sich eine Art Schutzbunker. Es habe Fluchtszenarien gegeben, Menschen hätten überlegt, das Land im Fall eines russischen Militärschlags zu verlassen. Er gehe davon aus, so Eulitz, dass aus Sicherheitsgründen kein Betrieb möglich sei, so lange Kampfhandlungen in Kiew stattfänden.
In der jetzigen Lage sei die Infrastruktur des K41 wertvoll, wenn es darum gehe, sich gegenseitig zu helfen und vielleicht auch weltweit Spenden und andere Formen der Solidarität einzufordern, glaubt Eulitz.

Wunsch nach Frieden und Selbstbestimmung

Für den Künstler steht fest: „Die Menschen in der Ukraine wünschen sich, als Teil der europäischen Völkerfamilie in Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung zu leben. Dass ihnen das nun von russischer Seite verwehrt wird, ist eine Tragödie.“ Der Angriff sende auch fatale Signale in andere Länder wie Georgien, Moldau oder Weißrussland.
(tmk)
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