Jury gibt Grimme-Preisträger bekannt

13.03.2012
Vorbildlich und modellhaft, so lautet der Anspruch an die Träger des Grimme-Preises. Besonders vorbildllich waren nach Ansicht der Jury auch in diesem Jahr die öffentlich-rechtlichen Produktionen. Bis auf die Unterhaltung sei das deutsche Fernsehen insgesamt gut aufgestellt, sagt Jury-Mitglied Hans Hoff
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Dass die privaten Sender nur einen von zwölf Preisen gewinnen konnten, führt Fernsehkritiker Hoff auf die starke Konfektionierung des privaten TV-Angebots zurück. Im Deutschlandradio Kultur sagte Hoff:

"Das Privatfernsehen ist insofern unterrepräsentiert, weil es sehr, sehr viel konfektionierte Ware gibt im Privatfernsehen. Wenn Sie schauen: 'Deutschland sucht den Superstar' oder 'Let's dance' - oder was wir da noch so alles habe - das sind ja meistens Formate, die aus irgendwelchen anderen Ländern importiert worden, und das ist nicht unbedingt der Sinn des Grimme-Preises, irgendwelche Adaptionen zu prämiieren."

In den Bereich Information und Kultur wie auch im Bereich Fiktion sei das deutsche Fernsehen gut aufgestellt, Mängel gebe es dagegen in der Unterhaltung. Weil viel zu viele aus anderen Ländern adaptierte Produktionen liefe, klaffe in der Unterhaltung "ein großes Loch", sagte Hoff.

Der private Fernsehsender "Tele 5" habe dagegen Mut bewiesen, als er "Walulis sieht fern" ins Programm genommen habe. Die Macher hätten das Konzept, bei dem bekannte Fernsehformate durch den Kakao gezogen werden, in einer Fortbildungsmaßnahme ersonnen, und "Tele 5" habe "wahrgenommen, was eigentlich Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender gewesen wäre".

Wie Philipp Walulis ebenfalls im Deutschlandradio Kultur sagte, ist es ihm und seinem Team vor allem darum gegangen, den Machern der parodierten Formate "den Spiegel vorzuhalten, ohne plump zu sein". Das gelte auch für die "Tatort"-Parodie, denn der Tator sei ein Format, das von vielen Menschen gerne gesehen werde.

"Wir haben Sachen parodiert, die es so im Fernsehen ja schon gab, und wollten uns ja auch nicht mit dem Holzhammer über die Sachen lustig machen und das alles in den Dreck ziehen, sondern unsere Parodien sind ja ein bißchen differenzierter, also es gibt ja noch so Grautöne im Fernsehen."

Jury-Mitglied Hoff lobte auch den zweiten Preisträger in der Kategorie Unterhaltung, die NDR-Comedy "Der Tatortreiniger". Darin spielt Bjarne Mädel den Tatortreiniger Heiko "Schotty" Schotte, der, mit Desinfektionsmitteln, Schrubber und Putzlappen bewaffnet, immer der letzte am Leichenfundort ist.

Etwas schade sei es allerdings, dass die Folgen im Nachtprogramm gelaufen seien. Immerhin seien jetzt acht neue Folgen in Auftrag gegeben, und eine der vier prämiierten Folgen werde am Himmelfahrtstag sogar in der ARD ausgestrahlt.


Die vollständigen Gespräche mit Hans Hoff und Philipp Walulis können Sie mindestens bis zum 13.09.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.

Mehr Infos im Netz: Gewinner des 48. Grimme-Preises bekanntgegeben