Jurowski und das RSB gehen in die Vollen

Mahlers Auferstehungssinfonie

21.09.2017
Einen "Kavaliersstart" nannte eine Zeitung die Art, wie Vladimir Jurowski Musiker und Publikum bei seinem Einstandskonzert sofort mit höchsten Herausforderungen – Yun, Schönberg, Nono – konfrontierte. Sein zweites läuft zwar in bekannteren, aber nicht weniger anspruchsvollen Bahnen.
Wobei es auch diesmal wieder Schönberg zu hören gibt, zwar nur fünf Minuten lang, aber dafür mit einer besonders exponierten Stück: das "De profundis" gehört zu den letzten, als op. 50 (und im Jahre 1950!) komponierten Werken des Komponisten, der wenige Monate später starb.
Während hier die Gesangsstimmen ohne Orchesterbegleitung erklingen, geht es danach umso mehr in die Vollen: Gustav Mahlers 2. Sinfonie, schon bald nach dem im Finalsatz verwendeten Klopstock-Text als "Auferstehungssinfonie" bezeichnet, stellt sich in gewaltiger zeitlicher Ausdehnung und mit einem entsprechend großen Klangapparat existenziellen Grundfragen des Menschseins: solchen nach dem Tod des Einzelnen und seinem Fortleben im Gedächtnis der Mitmenschen und vielleicht auch in Räumen jenseits des Irdischen. So resultiert die ungebrochene Beliebtheit des Riesenwerks nicht nur aus seinen gigantischen, geradezu niederschmetternden Klangvisionen vor allem in den beiden Außensätzen, sondern ebenso daraus, dass auch im digitalen Zeitalter und über alle Tageshektik hinweg jedes Individuum weiter mit den Sehnsucht nach Geborgenheit und der Hoffnung auf tröstliche Zuwendung in Momenten der Trauer lebt und leben muss – Gefühle, die sich in Mahlers Klängen unmittelbar manifestieren.


Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 20.09.2017


Arnold Schönberg
"De profundis" (Psalm 130) für sechsstimmigen Chor a cappella op. 50b
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 2 c-Moll für Soli, Chor und Orchester


Maria Bengtsson, Sopran
Sarah Connolly, Alt
Rundfunkchor Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski


Hier können Sie das Abendprogramm lesen: