Jurist warnt vor Baby-Blogs

"Das Internet vergisst nie"

Eine Frau liegt am 10.6.2010 in ihrer Wohnung auf dem Bett und schaut auf einen Computerbildschirm, während ihre acht Monate alte Tochter daneben liegt und zuschaut.
Eine Mutter und ihre Tochter im Säuglingsalter vor einem Laptop © picture-alliance / dpa / Andreas Gebert
Tobias Schäfer im Gespräch mit Ute Welty · 11.04.2015
Bloggende Eltern stellen Kinderfotos ins Netz und veröffentlichen Tagebücher im Namen ihrer Babys. Ob sie damit die Persönlichkeitsrechte ihres Nachwuchses missachten, ist noch nicht endgültig geklärt, sagt der Jurist Tobias Schäfer.
Der Jurist Tobias Schäfer warnt Eltern davor, leichtfertig im Internet Fotos und Tagebücher im Namen des Kindes zu veröffentlichen.
"Wir können gar nicht abschätzen, wer hat Zugriff und wie lange. Das Internet vergisst nicht", sagte Schäfer im Deutschlandradio Kultur. Wenn Eltern aus der Sicht ihres Kindes und in dessen Namen ein digitales Tagebuch im Internet oder Fotos veröffentlichen, sei ihnen oft die Konsequenz nicht klar. Die weiteren Folgen für das Kind seien bislang noch gar nicht abschätzbar. "Die Eltern sind sich nicht darüber klar, dass sie nicht im Interesse des Kindes handeln", kritisierte der Rechtsanwalt.
Möchte das Kind überhaupt im Internet sein ?
Grundsätzlich habe ein Kind ab der Geburt das Recht am eigenen Bild, dieses Recht werde aber zunächst durch die Eltern vertreten. Grenze des Elternrechts bilde das Kindeswohl, erklärte der Jurist. Speziell Eltern, die selbst viel posten, sei es rechtlich gesehen zunächst offenbar nicht zu verwehren, das dann auch im Namen ihres Kindes zu tun. "Aber richtige Entscheidungen dazu gibt es nicht, möchte ich betonen", sagte Schäfer. Eltern vergäßen, dass das Kind in dem Moment ja gar nicht darüber entscheiden kann: "Möchte ich überhaupt im Internet sein?"
Baby-Blog-Generation kann noch nicht klagen
Bislang gebe es Streit vor Gericht zu dieser Frage vor allem in familienrechtlichen Auseinandersetzungen, bei denen Ex-Partner über Veröffentlichungen streiten. Klagen von Kindern gebe es bislang keine. Die Generation, deren Aufwachsen öffentlich im Internet dargestellt wird, "deren Baby-Fotos und Kinder-Fotos ins Netz gestellt werden, die wächst ja gerade erst heran", sagte Schäfer. Er forderte: "Den Eltern muss aber vor Augen geführt werden, wie sie mit ihrem Kind im Internet umzugehen haben. Und das ist sicher ein Lernprozess."
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