Junge Muslime gegen Salafisten

Scheinhinrichtung in der Fußgängerzone

Palästinensische Salafisten auf einer Demonstration in Rafah 2013. Männer tragen Plakate und rufen Slogans auf einer Demo.
Wollen nicht nur spielen: Palästinensische Salafisten auf einer Demonstration in Rafah 2013. © SAID KHATIB / AFP
Moderation: Marianne Allweiss und André Hatting · 04.08.2015
Sie täuschen Hinrichtungen vor oder erklären den Islam für tot: Die junge muslimische Künstlergruppe 12thMemoRise geht mit provokanten Aktionen gegen Salafisten vor. Die Menschen sollten dadurch wachgerüttelt werden, sagt der Performer Hassan Geuad.
In Nordrhein-Westfalen mobilisiert die junge muslimische Künstlergruppe 12thMemoRise gegen Salafisten. Ihre spektakulärste Aktion war die Darstellung einer IS-Hinrichtung in der Essener Fußgängerzone. Aber auch ein Video sorgte für Aufsehen. Darin haben sie den Tod des Islam durch Extremisten verkündet und die Aufnahme ins Netz gestellt.
"Wir haben festgestellt, dass die Leute wachgerüttelt werden müssen, damit sie endlich die Gefahr erkennen", sagte der Germanistikstudent und Performer Hassan Geuad vor dem Hintergrund des Terroranschlags auf die Redaktion von Charlie Hebdo Anfang des Jahres in Paris. Die Passanten in Essen hätten schockiert auf ihre Aktion reagiert. "In der Psychologie heißt es, wenn man sich in einem Schockzustand befindet, schaltet man seinen Intellekt aus, seinen Verstand. Und man wartet auf einen Input von außen. Den haben wir gegeben – durch unsere Reden vor Ort."
"Wir lassen uns nicht einschüchtern"
Von Salafisten hätten sie bereits Hassmails erhalten. Geuad selbst sei auch schon einmal angegriffen worden, erklärte er. "Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir versuchen weiterhin, die moderaten Muslime wachzurütteln." Insbesondere Jugendliche wollte die Gruppe mit ihren Aktionen erreichen: "Wir wollen die Jugendlichen wachrütteln, dass sie mit uns auf die Straße gehen. Denn nur Muslime können gegen Salafisten etwas bewirken."
Kritik übte Geuad an den muslimischen Verbänden in Deutschland. Sie hätten die Gefahr durch den Extremismus verschlafen. Nötig seien nun Reformen innerhalb der Verbände, um die finanzielle Abhängigkeit aus dem Ausland, zum Beispiel der Türkei, Saudi-Arabien oder dem Iran, zu stoppen. So könne man erreichen, dass Prediger "hier vor Ort ausgebildet werden, durch moderate Muslime". Außerdem müsse durchgesetzt werden, dass "die deutsche Sprache als Hauptsprache in den Moscheen" eingeführt werde.
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