Junge Ausdrucksform des Geistes
Wie weit überschauen wir die technischen Grundlagen für eine bemannte Mars-Mission? Detailreich zeigt Jesco von Puttkamer, dass es an Ideen und realistischen Konzepten nicht mangelt.
Der bemannte Aufbruch zum Erdennachbarn Mars ist zweifellos das nächste große Ziel der Raumfahrt, ein internationales Unternehmen von historischer Bedeutung und eine gigantische technologische Herausforderung. Anvisiert ist die Mission für Anfang der 30er-Jahre unseres Jahrhunderts – also in gut 20 Jahren. Doch schon heute gibt es gemeinsame konkrete Überlegungen der weltweiten Raumfahrtagenturen, wie ein solches Vorhaben realisiert werden kann.
Einblicke dazu gibt Jesco von Puttkamers in seinem Buch "Projekt Mars – Menschheitstraum und Zukunftsvision". Der Autor, hochrangiger NASA-Veteran und enger Mitarbeiter von Wernher von Braun zu Apollo-Zeiten, war bei der Weltraumbehörde NASA maßgeblich an langfristigen Planungen bis hin zu Mond- und Mars-Konzeptstudien beteiligt. "Projekt Mars" ist die Neubearbeitung seines bereits 1997 bei Herbig publizierten Werkes "Jahrtausendprojekt Mars. Chance und Schicksal der Menschheit".
Um gleich Missverständnissen vorzubeugen: Der "neue" Mars ist von den Daten und Fakten her höchst aktuell. Lediglich der einleitende, noch üppige historische Teil erinnert an den Vorläufer und fällt gegen den weiteren Inhalt etwas ab. So widmet sich der Autor zum Beispiel auf 22 Seiten etwas kompliziert der Frage "Mars ist erreichbar – aber wie?", wobei aber die Reiserouten und die Himmelsmechanik anschaulich erläutert und beschrieben werden.
Ausführlich und kenntnisreich wird die Erkundung des Roten Planeten mit Raumsonden von 1962 bis heute behandelt. Enttäuscht hat hier allerdings das Fehlen der wirklich historischen "ersten Bilder" so die erste Sichtung eines Kraters von Mariner 4 im Juli 1965 oder erste Blick auf den Marsboden nach der Landung vom Viking 1 im Juli 1976, um nur einige Beispiele herauszugreifen. Von den über hundert Abbildungen, darunter viel "Art Work", hätte ich mir noch etwas mehr "realen" Mars gewünscht.
Sein Kapitel über die Erkenntnisse der Raumfahrterkundung des Nachbarplaneten hat der Autor treffend mit "Eine Welt voller Rätsel und Wunder" überschrieben. Der Leser erhält hier einen kompakten Überblick über den gegenwärtigen Wissensstand. Ganz in seinem Element ist von Puttkamer wenn es um "Menschen zum Mars – Visionen, Pläne und Konzepte" geht. Ausführlich behandelt werden die Studien Wernher von Brauns, die Ende der 60er-Jahre bei der NASA bereits konkrete Formen angenommen hatten und die nachfolgenden Überlegungen, die allerdings nur Papier geblieben waren. Wie stellt sich die Situation heute dar und wie weit überschauen wir die technischen Grundlagen für die bemannte Mars-Mission? Detailreich und sehr informativ zeigt von Puttkamer, dass es an Ideen und realistischen Konzepten nicht mangelt.
Warum aber wollen oder müssen wir unbedingt Menschen zum roten Planeten schicken? Diese Frage liegt dem Autor besonders am Herzen und er versucht, sie politisch, ökonomisch und philosophisch zu beantworten. Sein Fazit: "Die Aufgabe, neue Menschheitsziele auszuspähen und als Initiativen vorzustellen, ist in allen Bereichen unserer Kultur gestellt. Raumfahrt ist deren nur einer; eine trotz seiner 50 Jahre noch junge Ausdrucksform des Geistes und der Gesinnung des Menschen, doch hat sie das langfristige Potenzial, uns zu vormals undenkbaren Horizonten führen zu können. Mars ist dabei das nächste Ziel – Menschheitstraum und Zukunftsvision".
Projekt Mars ist ein informatives Buch, das uns den Erdennachbarn näher bringt, aber auch aufzeigt, dass sein Besuch, die vermutlich größte technologische Herausforderung in der Menschheitsgeschichte bedeuten wird.
Besprochen von Harro Zimmer
Jesco von Puttkamer: Projekt Mars – Menschheitstraum und Zukunftsvision
272 Seiten, 24,99 Euro
Herbig Verlag, München 2012
Einblicke dazu gibt Jesco von Puttkamers in seinem Buch "Projekt Mars – Menschheitstraum und Zukunftsvision". Der Autor, hochrangiger NASA-Veteran und enger Mitarbeiter von Wernher von Braun zu Apollo-Zeiten, war bei der Weltraumbehörde NASA maßgeblich an langfristigen Planungen bis hin zu Mond- und Mars-Konzeptstudien beteiligt. "Projekt Mars" ist die Neubearbeitung seines bereits 1997 bei Herbig publizierten Werkes "Jahrtausendprojekt Mars. Chance und Schicksal der Menschheit".
Um gleich Missverständnissen vorzubeugen: Der "neue" Mars ist von den Daten und Fakten her höchst aktuell. Lediglich der einleitende, noch üppige historische Teil erinnert an den Vorläufer und fällt gegen den weiteren Inhalt etwas ab. So widmet sich der Autor zum Beispiel auf 22 Seiten etwas kompliziert der Frage "Mars ist erreichbar – aber wie?", wobei aber die Reiserouten und die Himmelsmechanik anschaulich erläutert und beschrieben werden.
Ausführlich und kenntnisreich wird die Erkundung des Roten Planeten mit Raumsonden von 1962 bis heute behandelt. Enttäuscht hat hier allerdings das Fehlen der wirklich historischen "ersten Bilder" so die erste Sichtung eines Kraters von Mariner 4 im Juli 1965 oder erste Blick auf den Marsboden nach der Landung vom Viking 1 im Juli 1976, um nur einige Beispiele herauszugreifen. Von den über hundert Abbildungen, darunter viel "Art Work", hätte ich mir noch etwas mehr "realen" Mars gewünscht.
Sein Kapitel über die Erkenntnisse der Raumfahrterkundung des Nachbarplaneten hat der Autor treffend mit "Eine Welt voller Rätsel und Wunder" überschrieben. Der Leser erhält hier einen kompakten Überblick über den gegenwärtigen Wissensstand. Ganz in seinem Element ist von Puttkamer wenn es um "Menschen zum Mars – Visionen, Pläne und Konzepte" geht. Ausführlich behandelt werden die Studien Wernher von Brauns, die Ende der 60er-Jahre bei der NASA bereits konkrete Formen angenommen hatten und die nachfolgenden Überlegungen, die allerdings nur Papier geblieben waren. Wie stellt sich die Situation heute dar und wie weit überschauen wir die technischen Grundlagen für die bemannte Mars-Mission? Detailreich und sehr informativ zeigt von Puttkamer, dass es an Ideen und realistischen Konzepten nicht mangelt.
Warum aber wollen oder müssen wir unbedingt Menschen zum roten Planeten schicken? Diese Frage liegt dem Autor besonders am Herzen und er versucht, sie politisch, ökonomisch und philosophisch zu beantworten. Sein Fazit: "Die Aufgabe, neue Menschheitsziele auszuspähen und als Initiativen vorzustellen, ist in allen Bereichen unserer Kultur gestellt. Raumfahrt ist deren nur einer; eine trotz seiner 50 Jahre noch junge Ausdrucksform des Geistes und der Gesinnung des Menschen, doch hat sie das langfristige Potenzial, uns zu vormals undenkbaren Horizonten führen zu können. Mars ist dabei das nächste Ziel – Menschheitstraum und Zukunftsvision".
Projekt Mars ist ein informatives Buch, das uns den Erdennachbarn näher bringt, aber auch aufzeigt, dass sein Besuch, die vermutlich größte technologische Herausforderung in der Menschheitsgeschichte bedeuten wird.
Besprochen von Harro Zimmer
Jesco von Puttkamer: Projekt Mars – Menschheitstraum und Zukunftsvision
272 Seiten, 24,99 Euro
Herbig Verlag, München 2012