Jugendsachbuch über die Steinzeit
In großen Schritten erzählt der berühmte Steinzeitforscher Yves Coppens vom Einstieg der frühen Menschen in die Kultur. Die Sprache bleibt leicht verständlich, dennoch entfaltet der einfühlsame Text eine eigentümliche Intensität und Tiefe.
Das Instrument sieht vertraut aus: Eine Reihe von Klang-Stäben, dazu zwei Holzhämmerchen, um der pentatonischen Tonleiter eine Melodie zu entlocken. Das „Litophon“ gilt als früher Verwandter des Xylophons. Es stammt aus Vietnam und erklang zum ersten Mal vor zwanzigtausend Jahren. Die Lieder und Gebete dazu, die Gebräuche, Tänze und Träume unserer steinzeitlichen Ahnen hingegen sind unwiederbringlich versunken. Das betont der Paläontologe Yves Coppens in seinem neuen Jugendsachbuch „Unsere Vorgeschichte“ gleich zu Beginn – und verleiht seiner Präsentation auf diese Weise umso mehr Gewicht. Denn nur einige kostbare Funde, aus Höhlen, Schluchten und tiefen Erdschichten gegraben, können die geistige Welt der Früh- und Vormenschen bezeugen.
In wenigen Kapiteln und großen Schritten – Formensprache, Jenseitsvorstellungen, Musikinstrumente, Wandzeichnungen, Architektur – erzählt der berühmte Steinzeitforscher vom Einstieg der frühen Menschen in die Kultur. Der Einleitung ins Thema folgen jeweils Beispiele archäologischer Fundstücke aus aller Welt. Yves Coppens Sprache bleibt leicht verständlich, dennoch entfaltet sein einfühlsamer Text eine eigentümliche Intensität und Tiefe.
Es sind sorgfältig gestaltete Steinfiguren, gefärbte Steine oder Gegenstände ohne ersichtlichen Nutzen, die Paläontologen aufmerken lassen. Muscheln, Zähne und Knochen wurden schon vor mehr als hunderttausend Jahren zu Schmuckbändern aufgefädelt. Bunte Anhäufungen seltsam gefärbter Steine und Fossilien zeigen, dass Menschen schon vor tausenden von Jahren Sammelleidenschaften hegten. Und natürlich haben Forscher auch Musikinstrumente finden können: Pfeifen aus Knochen gibt es seit fast einhunderttausend, Flöten seit mindestens fünfunddreißigtausend Jahren. In Mittel- und Osteuropa spielten unsere Vorfahren auf Mammut-Elfenbein Trommel und sie fertigten daraus Rasseln, die sich Tänzerinnen und Tänzer über Arme und Beine streifen konnten.
„Unsere Vorgeschichte“ ist der letzte Teil einer gelungenen Trilogie, die für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen reizvolle Einblicke in die Welt der Frühzeit bietet. 2010 erschien „Die Geschichte der Affen“, ein Jahr darauf „Das Leben der frühen Menschen“. Jeden der Bände bereichert der französische Grafiker Sacha Gepner mit seiner ausdrucksstarken Bilderwelt. In dunklen, warmen Tönen gehalten, verschränken die Illustrationen zeichnerische und fotografische Elemente und lassen Raum für Fantasie. Vieles bleibt unscharf – wie unser Blick in die Vorzeit. Und die Steinzeitmenschen erscheinen reif und nachdenklich, versunken geben sie sich auf diesen Bildern ihrem Tun und Schaffen hin.
Gleich viermal, in China, Mesopotamien, Ägypten und dem präkolumbianischen Amerika, wurde die Schrift aus der Taufe gehoben. Mit dieser grandiosen Erfindung tritt die Vorgeschichte in die Geschichte ein – und das wunderbare Jugendsachbuch-Dreigestirn von Yves Coppens findet hier sein Ende.
Besprochen von Susanne Billig
Yves Coppens: Unsere Vorgeschichte – Der Weg des Menschen in die Kultur
Illustriert von Sacha Gepner
Übersetzt von Ilse Rothfuss
Hanser Verlag, 64 Seiten, 17,90 Euro
In wenigen Kapiteln und großen Schritten – Formensprache, Jenseitsvorstellungen, Musikinstrumente, Wandzeichnungen, Architektur – erzählt der berühmte Steinzeitforscher vom Einstieg der frühen Menschen in die Kultur. Der Einleitung ins Thema folgen jeweils Beispiele archäologischer Fundstücke aus aller Welt. Yves Coppens Sprache bleibt leicht verständlich, dennoch entfaltet sein einfühlsamer Text eine eigentümliche Intensität und Tiefe.
Es sind sorgfältig gestaltete Steinfiguren, gefärbte Steine oder Gegenstände ohne ersichtlichen Nutzen, die Paläontologen aufmerken lassen. Muscheln, Zähne und Knochen wurden schon vor mehr als hunderttausend Jahren zu Schmuckbändern aufgefädelt. Bunte Anhäufungen seltsam gefärbter Steine und Fossilien zeigen, dass Menschen schon vor tausenden von Jahren Sammelleidenschaften hegten. Und natürlich haben Forscher auch Musikinstrumente finden können: Pfeifen aus Knochen gibt es seit fast einhunderttausend, Flöten seit mindestens fünfunddreißigtausend Jahren. In Mittel- und Osteuropa spielten unsere Vorfahren auf Mammut-Elfenbein Trommel und sie fertigten daraus Rasseln, die sich Tänzerinnen und Tänzer über Arme und Beine streifen konnten.
„Unsere Vorgeschichte“ ist der letzte Teil einer gelungenen Trilogie, die für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen reizvolle Einblicke in die Welt der Frühzeit bietet. 2010 erschien „Die Geschichte der Affen“, ein Jahr darauf „Das Leben der frühen Menschen“. Jeden der Bände bereichert der französische Grafiker Sacha Gepner mit seiner ausdrucksstarken Bilderwelt. In dunklen, warmen Tönen gehalten, verschränken die Illustrationen zeichnerische und fotografische Elemente und lassen Raum für Fantasie. Vieles bleibt unscharf – wie unser Blick in die Vorzeit. Und die Steinzeitmenschen erscheinen reif und nachdenklich, versunken geben sie sich auf diesen Bildern ihrem Tun und Schaffen hin.
Gleich viermal, in China, Mesopotamien, Ägypten und dem präkolumbianischen Amerika, wurde die Schrift aus der Taufe gehoben. Mit dieser grandiosen Erfindung tritt die Vorgeschichte in die Geschichte ein – und das wunderbare Jugendsachbuch-Dreigestirn von Yves Coppens findet hier sein Ende.
Besprochen von Susanne Billig
Yves Coppens: Unsere Vorgeschichte – Der Weg des Menschen in die Kultur
Illustriert von Sacha Gepner
Übersetzt von Ilse Rothfuss
Hanser Verlag, 64 Seiten, 17,90 Euro