Influencer ersetzen Dr. Sommer
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"Jugendliche konsumieren komplett anders", sagt Daniel Barkowski von der Jugendmesse YOU in Berlin. Und deshalb bietet sie auch Influencern eine Bühne, denn auf deren Kanälen würden die Themen und die Musik verhandelt, die Jugendliche interessieren.
Die Musikerinnen und Musiker auf den Bühnen der "YOU" sind für ältere Menschen vermutlich fast gänzlich unbekannt. Daniel Barkowski, Projektleiter der "YOU" und mitverantwortlich für das Musikprogramm, sagt, das sei auch gut so.
Schließlich wolle man Jugendliche bis 16 Jahren erreichen und die "konsumieren komplett anders". Das Handy sei das wichtigste Begleitinstrument, Plattformen wie "TikTok" würden Jugendliche ihr eigenes Musikmedium bieten.
Trends im Netz: heute in, morgen out
Die Zusammenstellung des "YOU"-Musikprogramms sei in Zeiten von YouTube, Instagram und "TikTok" schwieriger geworden, sagt Barkowski: "Was heute noch in ist, ist morgen schon out."
Wichtig sei aber, Musikerinnen und Musiker auszuwählen, die eine Vorbildfunktion hätten. Die Influencerin "Enyadres" etwa spricht in ihren Videos über Mobbing. Auch diese ernsten Themen wolle man auf der Messe abbilden. Früher wäre dafür etwa "Dr. Sommer" in der "Bravo" zuständig gewesen, heute würden die Themen der Jugendlichen immer häufiger auf Kanälen von Influencern verhandelt werden. "Enyadres" etwa vertrete ihre Positionen glaubwürdig, meint Barkowski.
Auf die Frage, warum auch YouTuber und Rapper "ApoRed" auf der "YOU" auftrete, der wegen eines vorgetäuschten Attentats im Gefängnis gesessen hat, sagt Barkowski, dass "ApoRed" Reue gezeigt habe: "Er hat seine Strafe verbüßt, die Texte sind in Ordnung. Er verkörpert die Haltung: Ich habe Mist gebaut, aber daraus gelernt."
Auch klassische Musikvermittlung ist zeitgemäß
Obwohl der Schwerpunt des Musikprogramms auf der "YOU" auf Musikerinnen und Musikern liegt, die ihre Karriere im Internet begonnen haben, beginnt die Messe mit dem Auftritt eines klassischen Jugendchores und Gewinnerbands des Musikförderprogramms "Jugend musiziert".
Daniel Barkowski hält auch diese eher traditionelle Form der Musikvermittlung für zeitgemäß. Auch die klassische Musik sei eine gute Ausbildung.
(chm)