Jugendkunstschule in Leipzig

Komm her und mal' mit!

13:54 Minuten
Ein Kind hängt selbstgezeichnete Bilder an einer Wäscheleine auf.
Um auch sozial Schwachen die Teilnahme an Kursen in den Jugendkunstschulen zu ermöglichen, übersteigen die Gebühren kaum 5 Euro pro Monat. © Picture Alliance / dpa / Jan Bauer
Von Karoline Knappe · 18.03.2020
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Kneten, bauen, malen, Theater spielen, Mode entwerfen oder Trickfilme animieren: Kinder aus allen Schichten können sich in der Jugendkunstschule Leipzig auf vielfältige Weise kreativ ausprobieren. Die Stadt finanziert das Angebot.
Ute Eidson ist in ihrem Element: Die Leiterin der Kinder- und Jugendkulturwerkstatt JOJO koordiniert und organisiert den Austausch von elf israelischen und zwölf deutschen Jugendlichen - mehr Mädchen als Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahren - die sich gerade erst kennen gelernt haben und nun in einem lockeren Kreis um Ute Eidson herum sitzen.
"You know, our topic is Bauhaus, 100th anniversary of Bauhaus, and we will work in workshops today with this topic."
100 Jahre Bauhaus, das ist das Thema, mit dem sich die Jugendlichen in der Woche ihres Austauschs beschäftigen. Es ist ein Ferienaustausch. Besonders kunst-affin musste keiner der Jugendlichen sein, um an diesem Projekt teilnehmen zu können. Die Teilnehmenden begeben sich zunächst auf Spurensuche, fahren nach Berlin. Dann nach Leipzig. In der Kinder- und Jugendkulturwerkstatt können sie sich einen Tag lang selbst ausprobieren: im Fotografieren, Weben oder beim Siebdruck.
"Wir bedrucken T-Shirts, damit wir Gruppen-T-Shirts haben, ich male da gerade eine Schablone, mit den Bauhaus-Formen und den Bauhaus-Farben."
Bei den internationalen Projekten geht es Ute Eidson vor allem um den Austausch zwischen deutschen und israelischen Jugendlichen. Die gemeinsame künstlerische Arbeit ist dabei nur ein Element, - eine Möglichkeit, in Kontakt zu kommen.

Kinder aus allen Milieus

Die Kinder- und Jugendkulturwerkstatt ist ein idealer Ort dafür. Hier gibt es Raum und Möglichkeiten: zum Drucken und Kneten, zum Malen und Bauen, zum Theaterspielen, Mode entwerfen, Trickfilme animieren.
Drei große Bereiche deckt die Kinder- und Jugendkulturwerkstatt JOJO damit ab: die bildende Kunst, die Medienpädagogik und das Theater. Für jeden dieser Bereiche hat Ute Eidson einen festangestellten Mitarbeiter. Finanziert wird JOJO komplett von der Stadt. Der ist diese Art der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit wichtig.
"Bei uns kostet ein Keramikkurs zum Beispiel fünf Euro im Monat. Es geht eben auch darum, Kindern so etwas zu ermöglichen, wenn die Familien nicht so gut aufgestellt sind. Und diese Projekte sind so, dass jeder, der Interesse hat, teilnehmen kann."
Und so finden immer wieder Kinder aus ökonomisch schwächeren Familien den Weg zu JOJO – egal, welches Geschlecht oder welche Religion sie haben und aus welchem Milieu sie kommen.
"Wir haben auch über Familienhelfer Kinder hier, die über diese Organisationen oder Vereine zu uns gelenkt werden, die in den Kursen aufgenommen werden und hier auch eine Bestärkung erleben. Wir hatten eine Theater-Präsentation, wo eine Mutti von so einer betreuten Familie da war, die dann in Tränen ausgebrochen ist, als sie gesehen hat, wie ihr Kind auf der Bühne gespielt hat."

Die Persönlichkeit fördern

Die Kursarbeit, die hier so leicht und spielerisch erscheint, ist das Alltagsgeschäft der Kinder- und Jugendkulturwerkstatt. Dahinter steckt ein klares pädagogisches Konzept. Jugendkunstschulen haben es sich auf die Agenda geschrieben, die Teilnehmer ihrer Kurse und Projekte in ihrer Persönlichkeit zu fördern, ihnen kulturelle und soziale Kompetenzen zu vermitteln und ihnen Freiräume zu eröffnen, in denen sie sich künstlerisch-experimentell ausprobieren können. Und für einzelne Projekte geht es auch in Schulen oder Kitas.
"Der Ansatz ist, dass jedem Kind, das gern künstlerisch arbeiten möchte, das auch ermöglicht werden soll. Deswegen ist es für uns wichtig, Schulprojekte und Kitaprojekte zu initiieren, um auch den Kindern, die nicht durch Zufall oder durch gezieltes Suchen zu uns kommen, zu sagen: Hier Leute, es gibt uns, wer Lust hat tiefer reinzugehen in die Materie, kann sich anmelden und die Kurse hier besuchen!"
Ute Eidson ist dankbar, dass ihre Arbeit in Leipzig auf stabilen finanziellen Füßen steht. Ihre Lage ist komfortabel. Doch das gilt nicht für alle sächsischen Jugendkunstschulen.
"In Sachsen ist die Situation für Jugendkunstschulen sehr schwierig, weil es keine Landesförderung für den landesweit arbeitenden Verband gibt, und es wäre eine große Erleichterung, wenn es eine Geschäftsstelle gäbe mit einer Person, die das alles koordinieren könnte, wie es ja in vielen Bundesländern auch üblich ist."
Wegen der Corona-Epidemie ist die Kinder- und Jugendkulturwerkstatt zurzeit leider geschlossen.
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