Das muss man gehört haben oder auch nicht

Ausflüge in neue Welten

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Singt zunehmend auch Englisch: Die spanische Sängerin Concha Buika © dpa / picture alliance / alvaro calvo
Von Vincent Neumann · 22.01.2016
In dieser Woche halten die Platten einige Überraschungen bereit: Die texanische Band "Shearwater" hat ihr lautestes Album produziert, Deluxe deuten auf ihrer Platte an, was einen live erwartet und auch die spanische Sängerin Buika beschreitet neue Wege.
Shearwater: "Jet Plane and Oxbow"
Seit mittlerweile 15 Jahren veröffentlicht die texanische Band "Shearwater" in schöner Regelmäßigkeit fast jedes Jahr ein Album mit grundsolidem Indie-Rock, angereichert mit einigen psychedelischen Elementen und einer Prise Folk. Kein Grund also, bei ihrem neuesten Werk irgendetwas anderes zu erwarten; doch – man höre und staune: "Jet Plane and Oxbow" ist nicht nur das bislang lauteste Album der Band; es wartet auch sonst mit einer ganzen Reihe von Überraschungen auf: Die Positivste davon ist sicherlich die Mitarbeit von Brian Reitzell, der als Filmkomponist und -Supervisor schon Filmklassikern wie "The Virgin Suicides" und "Lost in Translation" zum richtigen Ton verhalf. Seine ungewöhnlichen, leicht retro-angehauchten Klangfarben aus Perkussionsinstrumenten und Synthesizern heben die Musik von "Shearwater" auf ein neues Level – so, als ob man von Schwarz-Weiß auf Farbe umgestellt hätte.
Shearwaters neues Album "Jet Plane and Oxbow" – ein Beweis, dass man auch bei Bands, die man schon seit vielen Jahren zu kennen glaubt, die Hoffnung auf etwas Neues nie aufgeben sollte.
Deluxe: "Wait a Minute"
A propos Erwartungshaltung: Ginge es ausschließlich nach ersten Eindrücken, hätte ich bei dieser CD schon nach ein paar Sekunden wieder abgeschaltet:
Doch manchmal werden Geduld und der Glaube an das Gute im Menschen belohnt, und so findet man beim weiteren Hören auf dem zweiten Studio-Album der französischen Band "Deluxe" nicht nur platten Schalala-Mitsing –Pop, sondern auch den Beweis, warum diese sechsköpfige Truppe vom Mittelmeer derzeit zu den angesagtesten Live-Acts in Frankreich zählt:
Eine Stimme, die man so schnell nicht wieder vergisst, ein wilder Stil-Mix aus TripHop, HipHop, Electro, Funk, Swing und vielem mehr, sowie eine Bühnenpräsenz, die man auch auf diesem komplett live eingespieltes Album spürt – all das zeigt das Potenzial einer Band, die das perfekte Rezept zwar noch nicht gefunden, beim Rumprobieren aber schon einige leckere Resultate hervorgebracht hat. "Deluxe" aus Aix-en-Provence haben durchaus das Zeug, in absehbarer Zukunft auch bei uns in Deutschland die Bühnen zu erobern.
Buika: "Vivir sin miedo"
Diese Dame muss dagegen gar nichts mehr beweisen oder erobern – das hat sie nämlich schon lange getan. Sie sagt: "Ich denke nicht viel über die Zustimmung anderer Menschen nach" – und trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) wird sie seit Jahren international als eine der faszinierendsten und wandlungsfähigsten Stimmen überhaupt gefeiert. Auf ihrem neuen Album "Vivir sin miedo" begibt sich die spanische Sängerin Buika unter anderem auf die Spuren von Bob Marley.
Neben einem Ausflug in die Welt des Reggae gibt es auf dem neuen Buika-Album auch ein Duett mit dem US-amerikanischen Singer-Songwriter Jason Mraz; erstmals hat die gebürtige Mallorquinerin mit Wurzeln in Äquatorialguinea außerdem mehr englisch- als spanisch-sprachige Songs geschrieben – doch an keiner Stelle hat man das Gefühl, dass sich die 43-Jährige in unsicheres Fahrwasser begibt oder gar ihre Ursprünge vergisst.
Mit ihrem neuen Album – so scheint es – hat Buika die perfekte Symbiose aus Tradition und Moderne, aus individuellem und internationalem Sound gefunden; "Vivir sin miedo" ist nicht immer einfach, aber einfach immer spannend zu hören. "Ich möchte echt sein", sagt die Musikerin – und man glaubt ihr gerne. Diese Platte kommt von Herzen!
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