Journalistin zur Debatte um EU-Zuschüsse

"Wir waren nicht vertrauenswürdig"

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Der Altare della Patria in Rom - ein Momument mit Säulen im Halbbogen, in der Mitte eine Skulptur
Der Altare della Patria in Rom © dpa / picture-alliance / Piovanotto Marco/ABACA
Tonia Mastrobuoni im Gespräch mit Anke Schaefer  · 10.07.2020
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Wiederaufbauhilfen in Form von Zuschüssen oder nur als Kredite? Darüber streiten die EU-Länder momentan. Die Journalistin Tonia Mastrobuoni kann verstehen, dass manche Staaten Italien das Geld lieber nicht ohne Bedingungen in die Hand drücken wollen.
In der EU wird über den geplanten Wiederaufbaufonds gestritten: Sollen 500 Milliarden Euro Finanzhilfe als Zuschüsse an die EU-Länder vergeben werden? Oder nur in Form von Krediten, die an wirtschaftliche Reformen geknüpft werden - wie es die so genannten sparsamen Vier, also Österreich, Schweden, Dänemark und die Niederlande, fordern?

Entscheidend sind die Reformen

Am Ende wird man ein Abkommen mit einer Regelung der Zuschüsse finden, glaubt die Journalistin Tonia Mastrobuoni. Das sei aber gar nicht so sehr der Punkt, betont die Deutschland-Korrespondentin der Zeitung "La Repubblica". Zuletzt habe sich viel auf das Thema verlegt, "wie bringt man Staaten wie Italien, die natürlich sehr viele Zuschüsse bekommen werden, dazu dann auch wirkliche Reformen durchzführen - das ist die große Frage."

Italien muss jetzt liefern

Bei den Zuschüssen handele es sich ja um so etwas ähnliches wie Strukturfonds, so Mastrobuoni. Italien habe hier leider keine gute Tradition: "Wir haben die immer schlecht ausgegeben, wir haben die wenig ausgegeben und das heißt, wir sind nicht unbedingt vertrauenswürdig gewesen." Hinzu kämen die häufigen Regierungswechsel in dem Land. "Ich kann schon verstehen, dass man sagt: Naja, Italien muss jetzt schon auch liefern."

Deutschland wird als Freund gefeiert

Der italienische Blick auf Deutschland habe sich im Zusammenhang mit der Wiederaufbaufonds-Debatte verändert, berichtet die Journalistin. Über die Misstöne zu Beginn der Coronakrise rede jetzt keiner mehr, "denn es ist ja unbestreitbar, dass Deutschland momentan der größte Alliierte Italiens ist." Die Bundesrepublik werde daher in den italienischen Medien und der Politik als "Freund gefeiert".

(ckü)
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