Journalistin Caroline Fetscher

Was hinter Söders klimapolitischer Wende steht

06:33 Minuten
30.07.2019, Bayern, München: Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, nimmt an der Pressekonferenz zur Kabinettssitzung im Hofgarten teil.
Alles nur Taktik? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) präsentiert sich derzeit ungewöhnlich klimafreundlich. © picture alliance/Lino Mirgeler/dpa
Moderation: Anke Schaefer · 05.08.2019
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Ganz neue Töne von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU): Im ARD-Sommerinterview präsentierte sich Söder als Klimaschützer, forderte sogar einen vorzeitigen Kohleausstieg. Meint er das ernst? Das haben wir die Journalistin Caroline Fetscher gefragt.
Mehrwertsteuerfreie Bahntickets, keine Plastiktüten mehr, Klimaschutz als Staatsziel: Von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sind in diesen Tagen Töne zu hören, wie man sie von einem CSU-Politiker normalerweise nicht kennt.
"Die CSU erlebt sozusagen eine Invasion der grünen Marsmännchen", kommentiert die Journalistin Caroline Fetscher. "Die Lodenjacken sind ja auch grün. Insofern passt es." Sie vermutet im neuen klimapolitschen Fokus der CSU vor allem ein strategisches Kalkül: Denn früher hat sich Söder eher an der AfD und deren Themen abgearbeitet. Aber er habe offenbar gemerkt, dass "dieses Anti – gegen die AfD, gegen die Rechten – ihm gar nichts wirklich gebracht hat." Das habe die AfD im Gegenteil sogar aufgewertet. "Und jetzt sagt er: Ich bin! Ich bin grün, ich bin in Ordnung, mit uns hat die Schöpfung eine Zukunft", so die Journalistin. "Und das ist wahrscheinlich die klügere und positivere Strategie."
Diese Strategie sei natürlich sehr durchsichtig, räumt Fetscher ein. Was für sie aber kein Problem wäre: "Hauptsache, es folgen dann tatsächlich auch Taten."

Lösungen für die Lausitz finden

Dass Forderungen Söders wie die nach einem Kohleausstieg bis 2030 in Regionen wie der Lausitz wenig Anklang finden, ist für die Journalistin offenbar nachvollziehbar.
"Die Lausitz, und das steht vor der Tür, da sollen jetzt Milliarden investiert werden, völlig zu Recht", sagt sie. "Aber das ist ein Problem, was tatsächlich Herr Söder in München zuhause nicht hat. Wo der Bund einschreiten muss und man gemeinsam Lösungen finden muss."
Caroline Fetscher
"Söder hat kein primäres Interesse, über die Lausitz zu sprechen", sagt Caroline Fetscher.© Deutschlandradio / Manfred Hilling
Im Umgang mit diesen Regionen habe es zahlreiche Versäumnisse gegeben, so Fetscher. "Aber das Gejammer in die Vergangenheit nutzt nichts. Jetzt muss man halt schauen, wie das in die Zukunft geht. Und da hat Herr Söder jetzt kein primäres Interesse daran, über die Lausitz zu sprechen."
(uko)

Caroline Fetscher ist Redakteurin des Berliner "Tagesspiegel". Zu ihren Themen gehören gesellschaftliche Debatten in den Bereichen Kultur und Politik, insbesondere Menschenrechte und Kinderschutz.

Die gesamte Sendung "Der Tag mit Caroline Fetscher" können Sie hier nachhören:
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