Journalist kritisiert Coronavirus-Krisenmanagement

"Bei vielen Absagen dominiert die Angst"

06:26 Minuten
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei einer Pressekonferenz: Der Minister steht in schwarzem Anzug, weißem Hemd und dunkler Krawatte vor einem mittelblauen Hintergrund und hält beide Handflächen offen nach vorn.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: "Aus der Coronaepidemie in China ist eine Pandemie geworden." © imago images / IPON / Stefan Boness
Stefan Braun im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 04.03.2020
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Buchmesse in Leipzig abgesagt, Internationale Tourismusbörse in Berlin abgesagt, Hannover-Messe auf Juli verschoben. Die Regierung delegiere Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf die Veranstalter, kritisiert der Journalist Stefan Braun.
Buchmesse in Leipzig abgesagt, Internationale Tourismusbörse in Berlin abgesagt, Hannover-Messe auf Juli verschoben. Der Coranavirus legt immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft lahm.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet derweil mit weiteren Infektionen mit dem neuen Coronavirus. "Der Höhepunkt der Ausbreitung ist noch nicht erreicht", sagte der CDU-Politiker im Bundestag.
Die Behörden zielten weiterhin darauf, die Entwicklung zu verlangsamen und einzudämmen. "Die Sicherheit der Bevölkerung geht im Zweifel vor, auch vor wirtschaftlichen Interessen." Spahn rief die Bürger zu Besonnenheit und Zusammenhalt auf. "Aus der Corona-Epidemie in China ist eine Pandemie geworden", betonte der Minister.

"Entscheidung muss der Veranstalter treffen"

Kritisch beurteilt in unserem Programm der Journalist Stefan Braun das Krisenmanagement der Bundesregierung und auch des Robert-Koch-Instituts als oberster Bundesbehörde für Infektionskrankheiten. Den Ausrichtern von Großveranstaltungen würden nur "Empfehlungen" geben, Verantwortung werde von den Behörden delegiert.
Braun bemängelt: "Die harte Verantwortung übernimmt nicht die Politik. Sie definiert quasi Kriterien, aber die jeweilige Entscheidung muss der Veranstalter der Buchmesse treffen, muss der Veranstalter der ITB treffen. Und dadurch, dass jeder das auch ein bisschen delegiert, ist die Aufregung noch viel größer." So würden viele Absagen aus Angst getroffen.
Inzwischen gibt es nach Regierungsangaben rund 240 bestätigte Infektionen, die Lage sei regional aber unterschiedlich. Der Krisenstab der Bundesregierung hat als weitere Krisenmaßnahme beschlossen, dass der Bund dringend benötigte Schutzkleidung für Praxen und Krankenhäuser jetzt zentral beschafft. Zudem werden Exporte weitgehend verboten.
(huc)
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