Joseph Haydns Streichquartette op. 33

Musik der "ganz neu besonderen Art"

Der Komponist Joseph Haydn
Genial und geschäftstüchtig: Der Komponist Joseph Haydn © picture alliance / akg
Moderation: Ulrike Timm · 03.11.2019
Papa Haydn, das war gestern. Das Bild vom gemütlichen Vater der Klassik hat ausgedient, nun rücken die aufregenden Seiten des Joseph Haydn in den Blick. Nirgendwo kommt seine Kunst besser zum Vorschein als in den Streichquartetten.
Neue Kammermusik von Joseph Haydn herausbringen zu können, das war für seinen Wiener Verlag Artaria ein großer Fang. Prompt verplapperte sich der Herausgeber, wies Wochen vor Erscheinen der Noten auf "6 ganz neue Quartette dieses grossen Mannes" hin, und brachte den Komponisten damit ernsthaft in Verlegenheit.

Hier geht es zur Playlist der Sendung.

Joseph Haydn hatte nämlich – geschäftstüchtig, wie er war – seine Streichquartette op. 33 auch mehreren betuchten Musikliebhabern in viel teureren handschriftlichen Vorausexemplaren angeboten. In Haydns Angebotsschreiben findet sich der viel zitierte Hinweis, seine Werke seien "auf eine gantz neu Besondere Art" geschrieben.

Für Kenner und Liebhaber

Der Verleger gab dem Zorn des Komponisten nach und brachte die Reihe erst ein Jahr später, 1782 heraus. Schnell erwies sich Haydns "gantz neu Besondere Art" als großer Erfolg bei Kennern wie Liebhabern gleichermaßen.
Neu an den Quartetten op. 33 ist die Freude, ist das feine Gespür des Komponisten für Witz und Überraschung, für unbeschwertere Grundstimmung und Zugänglichkeit. Hatte in den früheren Quartetten intensive kompositorische Arbeit und Gelehrsamkeit überwogen, so erschienen die Quartette op. 33 nun galanter, knapper in der Form und "volkstümlicher" im besten Sinn.

Der Anfang kommt am Ende

Der heitere Grundcharakter von op. 33 teilt sich unmittelbar mit, Witz und Scherz sind dagegen oft Teil der Komposition, etwa wenn Haydn einen Eröffnungssatz mit einer typischen Schlusskadenz beginnt oder umgekehrt an den Schluss ein Anfangsmotiv stellt. Wie "erzählen" uns die Interpreten diesen Witz, wie vermitteln sie Heiterkeit und stillvergnügtes Schmunzeln? Wie gehen sie mit dem musikalischen Diskurs um, der auf ein Gespräch zwischen vier Teilnehmern hinausläuft, in dem nicht mehr allein die erste Geige im Mittelpunkt steht?
In dieser Sendung zu hören sind u.a. die Quartett-Ensembles Mosaiques, Casals, Auryn und Hagen – allesamt neuere Aufnahmen, bei denen erstaunt, wie unterschiedlich diese trotz ihrer Erkenntnisse zur historischen Aufführungspraxis klingen.
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