Joseph Brodsky

Ein Kakadu in Grönland

Der Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky
Der Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky © Imago
Von Birgit Veit · 15.05.2015
"Der Anblick eines Schriftstellers, der es genießt, unbedeutend zu sein, ist so selten wie der eines Kakadus in Grönland", schrieb Joseph Brodsky über das Dichterleben.
1940 in Leningrad geboren, wurde Brodsky 1972 aus der Sowjetunion ausgewiesen. Abgeschnitten von seiner Muttersprache und von seinen russischen Lesern, betrachtete er das Exil als eine Lektion in Demut. 1987 erhielt der amerikanische Dichter Joseph Brodsky den Literaturnobelpreis.
Was bleibt von seiner Lyrik, die inzwischen nach Rußland zurückgekehrt ist?
Im europäischen Vergleich ist es vor allem die Musikalität seiner Gedichte. Brodsky achtete die traditionellen Versmaße, von denen in Deutschland nach dem Krieg kaum einer etwas wissen wollte, als "heilige Gefäße" und verband diesen Traditionalismus mit einem sehr modernen Zeitempfinden.
Seine rhythmisch gegliederten Zeilen sind bewußt umstrukturierte Zeit, sie verwandeln die immer gleichen Sekunden in Klangvielfalt, trotzen der Monotonie der mechanisch tickenden Zeit die Harmonie des sinnvollen Gesangs ab.