Extremsportler Jonas Deichmann

"Ich war der deutsche Forrest Gump"

33:45 Minuten
Jonas Deichmann lächelt in die Kamera. Er trägt einen Vollbart und ein Basecap.
Extremsportler Jonas Deichmann hat die Welt im Triathlon umrundet. Als er durch Mexiko lief, erhielt er den Spitznamen „deutscher Forrest Gump“. © Jesus Moo Yam
Moderation: Tim Wiese |
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Jonas Deichmann radelte unbegleitet die Panamerika-Route sowie den Weg vom Nord- zum Südkap in Bestzeit. Jetzt hat er die Welt im Triathlon umrundet und ist ein Star – zumindest in Mexiko. Dort war er allabendlich in den Nachrichten.
Sportlich war der Baden-Württemberger Jonas Deichmann schon immer. Seinen Lieblingssport, das Radfahren, betrieb er viele Jahre auf Leistungsniveau.
Doch noch mehr als das Tempo reizt ihn das Abenteuer. So nahm er sich immer längere Strecken vor: Auf dem Fahrrad ging es einmal durch den eurasischen Kontinent, einmal vom Nord- zum Südkap und einmal vom äußersten Norden Nordamerikas bis an die Spitze Südamerikas. All das unbegleitet, also ohne Versorgungsfahrzeuge, und in Bestzeit.
Da ist es wichtig, nicht zu viel Gepäck zu haben. “Ich bin ein absoluter Minimalist und ich habe sogar meine Zahnbürste in der Mitte durchgesägt, um so die letzten Gramm und Packmaße zu sparen.”

Der schwimmende Radfahrer

 Jetzt ist Jonas Deichmann gerade von einer 14-monatigen Reise rund um die Welt zurückgekommen, einer Reise, die er radelnd, laufend und schwimmend absolviert hat, mit einer Strecke, die 120 Ironman-Triathlons entspricht. Erst ging es von München mit dem Rad über die Alpen nach Kroatien. Dort schwamm er 460 Kilometer die Küste entlang bis nach Dubrovnik.
Mit dem Fahrrad ging es weiter bis nach Wladiwostok an der Pazifikküste. Der Laufteil fand komplett in Mexiko statt: jeden Tag einen Marathon von Tijuana nach Cancún. Die letzte Etappe folgte dann wieder in Europa, von Portugal zurück nach München.
“Für mich war Schwimmen nicht nur körperlich, sondern auch mental mit Abstand die schwierigste Disziplin. Beim Laufen und beim Radfahren, da gibt es immer eine interessante Landschaft. Es gibt was zum Anschauen, es verändert sich was, und beim Schwimmen, da sehe ich den ganzen Tag nur Wasser und ab und an mal eine Plastiktüte, die vorbeischwimmt.”
Als er in Dubrovnik ankam, war das auch das Ende seiner Schwimmkarriere, sagt Deichmann: “Ich war ja kein Schwimmer, ich bin Radfahrer. Bevor ich losgeschwommen bin, hab ich mein Seepferdchen gehabt.”

Vom Marathonläufer zum Fernsehstar

Das Laufen war da schon angenehmer, erklärt Deichmann, vor allem aufgrund der interessanten und schönen Begegnungen in Mexiko: Erst schloss sich ihm eine Straßenhündin an und rannte 130 Kilometer mit ihm mit, dann wurden Presse und Fernsehen auf seinen Lauf aufmerksam: “Ich war in jedem Fernsehprogramm als der deutsche Forrest Gump.”
Jonas Deichmann am 4. Oktober 2021 in Mexiko, umringt von mehreren Läufern und Läuferinnen.
Jonas Deichmann am 4. Oktober 2021 in Mexiko, wo er als der deutsche Forrest Gump bekannt wurde.© imago images / Agencia EFE
Aus dem Fernsehen kannten ihn auch die Angehörigen des Sinaloa-Drogenkartells, die ihm unterwegs Schutz anboten. Die größte Gefahr, die er auf seinen Reisen erlebte, kam allerdings weder von direkten menschlichen, noch von tierischen Begegnungen, sondern vom Autoverkehr: “Kurz vor Moskau hat mich ein Lkw beim Überholen mit dem Seitenspiegel an der Schulter gestreift. Mir ist nichts passiert, aber in so einer Situation wurde mir natürlich klar, ich bin hier dem Tod nur knapp entgangen.”
Ans Aufhören denkt Deichmann noch lange nicht: “Ich hab mein nächstes großes Projekt bereits im Kopf. Das wird eher noch länger und schwerer und exotischer als Triathlon rund um die Welt.” Demnächst kann man erst mal sein letztes Abenteuer auf der Leinwand bewundern: Der Dokumentarfilm “Das Limit bin nur ich” kommt im April in die deutschen Kinos.
(mah)
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