"Johnny English - Jetzt erst recht"

Von Hans-Ulrich Pönack · 05.10.2011
"Mr. Bean"-Darsteller Rowan Atkinson nimmt in der zweiten Folge der "Johnny English"-Reihe wieder die britischen Filme um den MI6-Agenten James Bond auf die Schippe. Weniger vorhersehbare Kalauer und mehr Slapstick hätten dem Streifen gut getan, meint unser Rezensent.
Natürlich bleibt er als egoistischer Sonderling-Tölpel "Mr. Bean" unvergessen - der heute 56-jährige britische Komiker-Schauspieler Rowan Atkinson. Sowohl durch diese legendäre TV-Serie, die von 1989 bis 1995 im britischen Fernsehen lief und bei uns immer noch ständig präsent ist, wie auch über die darauffolgenden beiden "Mr. Bean"-Kinofilme: "Bean – der ultimative Katastrophenfilm" (1997) sowie "Mr. Bean macht Ferien" (2007). Zwischen 1992 und 1997 trat Rowan Atkinson auch in populären Werbespots eines britischen Kreditkarten-Unternehmens auf. In denen mimte er einen vom ständigen Pech verfolgten Spion. Daraus entstand die Idee zur ersten "Mr. Bean"-Bond-Parodie: "Johnny English" (Regie: Peter Howitt). Der 2003 angelaufene Kinofilm bekam gemischte Kritiken und wurde mit über 160 Millionen Dollar Einnahmen ein weltweiter Erfolg.

Acht Jahre danach wird nun fortgesetzt. Mit dieser komischen Figur. Mit diesem infantilen MI7-Agenten Sir Johnny. Dem britischen "Clouseau". Dessen Fettnäpfchen-Tritte zu enorm waren, als dass man für ihn noch Verwendung hätte. Eigentlich. Zumal er ja damals den letzten Auftrag in Mozambique gründlich vermasselte. Und deshalb heute in Tibet bei einem Mönch meditierend Buße tut und asiatische Kampfkunst probt.

Als es aber Zuhause wieder mal zünftig grummelt, wird er von der neuen "M"-Chefin Pegasus-Pamela (Gillian Anderson, die "Rote" aus "Akte X") reaktiviert. Eigentlich unverständlich, denn was immer dieser selbstbewusste Bekloppte bekanntlich anstellt, mündet in chaotische Ergebnisse. Ereignisse. Wie das mit der Bürokatze seiner Chefin. Die Old-Boy Johnny, natürlich versehentlich, gleich mal aus dem Hochhausfenster schmeißt. Doch dann soll ausgerechnet er ein geplantes Attentat auf einen hochrangigen chinesischen Politiker in Britannia verhindern. Mit einem Milchgesicht von Tucker-Langweiler (Daniel Kaluuya) an seiner Aufpasser-Seite.

Dabei verändern allerdings Drehbuch-Autor Hamish McColl und Regisseur Oliver Parker ("Die Girls von St. Trinian") unbegreiflicherweise den Ton. Werden so etwas wie ernsthafter, seriöser und lassen den furchtlosen Typen sogar bisweilen fähig erscheinen. Ausschauen. Was dem Spaß gar nicht bekommt. Weil der dann in nur noch vorhersehbare Kalauer mündet. Mit reichlich Humor-Defiziten. Und ohne diesen sonst so verschmitzt-coolen Gesichts-Krawall auszukommen gedenkt. Also mit weniger Atkinson-Clown und mehr Harmlos-Bond. Also weder Gag-Fisch noch Spaß-Fleisch. Irgendwas dazwischen. Nur noch vereinzelt witzig. Wie etwa im von einem asiatischen Elektrokonzern gesponserten Büro-Alltag beim britischen Geheimdienst, genannt jetzt die "Toshiba British Intelligence". Oder die Sache mit dem etwas zu sehr beweglichen Bürostuhl beim Premiereminister. Mit dieser grotesken Groß-Klein-Witzigkeit.

Ansonsten aber geht es hier viel zu trocken zu. Actionreich bemüht. Mit den Stationen London, Hongkong, Macao, Schweizer Alpen. Und einem hübschen Running Gag. Über eine als Reinemachfrau getarnten Killerin. Die den Johnny laufend austrickst, woraufhin dieser sie fortan mit hochkarätigen Damen der britischen Gesellschaft verwechselt. Im smarten Würgegriff. Einschließlich natürlich dann auch der Queen. Halleluja-Krampf-Dampf.

Denn: Nee, besonders lustig ist diese zweite Johnny-Show nicht. Mehr tragischer Spleen. Ohne viele Slapstick-Überraschungen. Mit nur manchmal treffsicheren Grimassen-Pointen. Dafür mehr dummschwätzerischer. Das Motto - weniger (uriger) Trottel und mehr (simpler) Kerl funktioniert längst nicht so mimisch schönblöd- wie ulksinnig. Wie von Rowan-Bean-Johnny gewohnt. Als sozusagen kontrollierte Comedy wirkt "Johnny English 2" nur wie ein mäßiger parodistischer 007-Nummern-Aufguss.

Großbritannien 2011; Regie: Oliver Parker; Darsteller: Rowan Atkinson, Gillian Anderson, Dominic West, Rosamund Pike, Pierce Brosnan; ab 6 Jahren; 100 Minuten

Filmhomepage: "Johnny English - Jetzt erst recht"