Joe Shuster als Comic-Held

Warum der Schöpfer von Superman in Armut lebte

Auf dem Ausschnitt aus dem Comic "Joe Shuster. Vater der Superhelden" von Julian Voloj und Thomas Campi ist Superman in einer Straßenszene zu sehen.
Ausschnitt aus dem Comic "Joe Shuster. Vater der Superhelden" von Julian Voloj und Thomas Campi © Joe Shuster © Julian Voloj / Thomas Campi, Carlsen Verlag Hamburg 2018
Julian Voloj im Gespräch mit Timo Grampes · 30.05.2018
Die Figur Superman wurde in den 1930er-Jahren in den USA erfunden - auch von dem Zeichner Joe Shuster. Der Comic "Joe Shuster: Vater der Superhelden" erzählt, wie es dazu kam - und warum Shusters Leben trotz der bahnbrechenden Schöpfung ziemlich tragisch war.
Die Figur Superman kennt so gut wie jeder. Doch bei Joe Shuster sieht es anders aus. Er ist der Zeichner, der Superman in den 1930er-Jahren erfunden hat, gemeinsam mit dem Autor Jerry Siegel. Und in der Comic-Biografie "Joe Shuster: Vater der Superhelden" ist er nun ausnahmsweise mal der Held. Das Werk ist am heutigen Mittwoch erschienen.
Dass der Comic-Zeichner zum Comic-Helden wurde, sei eher Zufall gewesen, sagt Julian Voloj, einer der beiden Macher des Comics, im Deutschlandfunk Kultur. "Ursprünglich sollte das Buch um beide gehen." Dann bekam er aber Zugang zu Briefen von Shuster - und damit "auch einen Einblick in sein Leben, den sonst noch niemand hatte", so Voloj. "Da wurde plötzlich aus der Nebenfigur der Erzähler der Geschichte." Der Hauptteil seien Briefe an Freunde und Bekannte gewesen, in denen er sie um Geld anbettelte. "Er konnte damals seine Miete nicht mehr zahlen, ihm drohte Zwangsräumung." Es sei erschreckend, in welcher Armut Shuster damals gelebt habe. Ebenso der Kontrast zu den Vorbereitungen für den ersten Superman-Film, die zu dieser Zeit stattfanden: "Ich glaube, Marlon Brando sollte für seine 10 oder 15 Minuten mehrere Millionen Dollar bekommen und Shuster hatte zu dem Zeitpunkt weniger als 5000 Dollar Jahreseinkommen", erklärt Voloj. Und das, obwohl die Superman-Comics damals schon einige Jahrzehnte auf dem Markt waren.

65 Dollar für die Schöpfer, Millionen für andere

Die ersten Jahre hätten Shuster und Siegel eigentlich ganz gute Konditionen gehabt: Sie hatten einen Standardvertrag und verkauften die Rechte an ihrer Figur für zehn Dollar pro Seite an den Verleger. "Sie bekamen 65 Dollar pro Person für Superman", so Voloj. Das sei 1938 gewesen. Doch dann sei Superman zu einem Überraschungserfolg geworden. "Niemand hatte damit gerechnet, dass plötzlich monatlich eine Million Hefte verkauft wurden." Nach zehn Jahren wollten Siegel und Shuster den Verlag verklagen. "Doch der Verlag hatte die besseren Anwälte und sie verloren nicht nur die Rechte an Superman, sondern auch ihren Job." Ab 1948 seien sie dann größtenteils arbeitslos gewesen.
Dabei haben sie mit ihrer Figur Geschichte geschrieben: "Superman ist der erste Superheld", sagt Voloj. Und dank Superman sei auch die Comic-Industrie zu einem rentablen Wirtschaftszweig geworden. "Somit ist die ganze Geschichte auch der Schöpfungsmythos der Comic-Industrie in Amerika."
(abr)
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