Jiddisch von Kindesbeinen an
Drei Millionen Menschen sprechen Jiddisch. Meist sind es religiöse Juden in den USA und Israel. In Deutschland wird die Sprache kaum noch gesprochen, schon gar nicht von Kindern. Doch es gibt Ausnahmen: Simon Neuberg, Professor für jiddische Sprache und Literatur, unterhält sich mit seinen drei Kindern ausschließlich auf Jiddisch.
"Mit meinem Papa rede ich Jiddisch, mit meiner Mama Französisch und im Kindergarten Deutsch."
Alix Treine aus Trier ist fünf Jahre alt. Alix ist ihr französischer Name, Treine der jiddische. Beide Eltern kommen aus Frankreich, ihr Vater lehrt Jiddisch an der Universität und hat es von Anfang an mit seiner Tochter gesprochen. So kennt Treine viele jiddische Geschichten: zum Beispiel die vom Wurm im Meerrettich.
"Liegt a Woren in a Chein und tracht: Wie siß is leben,ich dank dir, gott, hasts beste mir gegebn..."
Der Wurm fühlt sich im Meerrettich so wohl, dass er die Bienen bedauert, die im Honig leben müssen.
Gerade lernt Treine, jiddsche Wörter zu lesen. "Lokschen" steht in hebräischen Buchstaben am Küchenschrank. Das bedeutet "Nudeln". Schoibn steht auf der Fensterscheibe und "Tir" am Ausgang von Treines Zimmer.
Treines Vater, Simon Neuberg, ist Professor an der Uni Trier und hat Jiddisch selbst als Fremdsprache gelernt. Er ist erstaunt, wie selbstverständlich Treine und ihre jüngeren Geschwister die jiddischen Wörter gebrauchen. Wörter, die sie nur von ihm haben können.
"Ich kann mich erinnern, als Treine noch ganz klein war und Einzelkind, wir nach Paris gefahren sind zu einem germanistischen Kongress, wo wir als Familie hingereist sind und ihr ist im Auto krank geworden. Und sie sagt mir, nachdem sie gebrochen hat: 'Tattee ich hab a rois gemajked', und ich war schon sehr verblüfft, dieses Wort für Erbrechen zu hören und ich konnte mich nicht erinnern, das jemals benutzt zu haben, und wir gehen hinaus, und plötzlich zeigt sie mir a telefonbuttke, also Telefonzelle, das ist ein Wort, das mir nicht gleich eingefällt, das gehör aber dieses kleine Kind, hatte schon ein Wort dafür und für sie war das ein Wort, wie jedes andere auch."
Simon Neubergs Vater war ein deutscher Jude, der sich vor den Nazis nach Frankreich retten konnte und sich dort versteckte. Mit dem Sohn sprach er stets Französisch. Deutsch lernte Simon Neuberg erst in der Schule.
Als 12- oder 13-Jähriger nahm er sein erstes jiddisches Buch in die Hand: eine Witzesammlung in lateinischer Umschrift. Seitdem hat ihn die Faszination der jiddischen Sprache nicht mehr losgelassen.
"Ich habe das Glück, dass ich mich hauptsächlich professionell mit dem Jiddischen beschäftigen kann, das geht nicht allen Jiddisten so, das ist ein seltenes Glück. Das ist so, als hätte man ein großen Schatz erworben, und man möchte das mit anderen Leuten teilen. Wenn man gerade Kinder hat, spricht man das mit denen und sonst spreche ich Jiddisch bei jeder Gelegenheit, die sich nur bietet."
Häufig liest Simon Neuberg seinen Kindern auf Jiddisch vor: zum Beispiel von Sindbad dem Seefahrer oder von der Fliege, die aus dem Netz der Spinne gerettet wird.
"Fliegerle migerle, schuscherle schum ..."
Beim Vorlesen hat Simon Neuberg oft einen Bleistift in der Hand. Vielleicht fällt ihm ja eine Wendung auf, die er brauchen kann. Er arbeitet an einem deutsch-jiddischen Wörterbuch.
Alix Treine aus Trier ist fünf Jahre alt. Alix ist ihr französischer Name, Treine der jiddische. Beide Eltern kommen aus Frankreich, ihr Vater lehrt Jiddisch an der Universität und hat es von Anfang an mit seiner Tochter gesprochen. So kennt Treine viele jiddische Geschichten: zum Beispiel die vom Wurm im Meerrettich.
"Liegt a Woren in a Chein und tracht: Wie siß is leben,ich dank dir, gott, hasts beste mir gegebn..."
Der Wurm fühlt sich im Meerrettich so wohl, dass er die Bienen bedauert, die im Honig leben müssen.
Gerade lernt Treine, jiddsche Wörter zu lesen. "Lokschen" steht in hebräischen Buchstaben am Küchenschrank. Das bedeutet "Nudeln". Schoibn steht auf der Fensterscheibe und "Tir" am Ausgang von Treines Zimmer.
Treines Vater, Simon Neuberg, ist Professor an der Uni Trier und hat Jiddisch selbst als Fremdsprache gelernt. Er ist erstaunt, wie selbstverständlich Treine und ihre jüngeren Geschwister die jiddischen Wörter gebrauchen. Wörter, die sie nur von ihm haben können.
"Ich kann mich erinnern, als Treine noch ganz klein war und Einzelkind, wir nach Paris gefahren sind zu einem germanistischen Kongress, wo wir als Familie hingereist sind und ihr ist im Auto krank geworden. Und sie sagt mir, nachdem sie gebrochen hat: 'Tattee ich hab a rois gemajked', und ich war schon sehr verblüfft, dieses Wort für Erbrechen zu hören und ich konnte mich nicht erinnern, das jemals benutzt zu haben, und wir gehen hinaus, und plötzlich zeigt sie mir a telefonbuttke, also Telefonzelle, das ist ein Wort, das mir nicht gleich eingefällt, das gehör aber dieses kleine Kind, hatte schon ein Wort dafür und für sie war das ein Wort, wie jedes andere auch."
Simon Neubergs Vater war ein deutscher Jude, der sich vor den Nazis nach Frankreich retten konnte und sich dort versteckte. Mit dem Sohn sprach er stets Französisch. Deutsch lernte Simon Neuberg erst in der Schule.
Als 12- oder 13-Jähriger nahm er sein erstes jiddisches Buch in die Hand: eine Witzesammlung in lateinischer Umschrift. Seitdem hat ihn die Faszination der jiddischen Sprache nicht mehr losgelassen.
"Ich habe das Glück, dass ich mich hauptsächlich professionell mit dem Jiddischen beschäftigen kann, das geht nicht allen Jiddisten so, das ist ein seltenes Glück. Das ist so, als hätte man ein großen Schatz erworben, und man möchte das mit anderen Leuten teilen. Wenn man gerade Kinder hat, spricht man das mit denen und sonst spreche ich Jiddisch bei jeder Gelegenheit, die sich nur bietet."
Häufig liest Simon Neuberg seinen Kindern auf Jiddisch vor: zum Beispiel von Sindbad dem Seefahrer oder von der Fliege, die aus dem Netz der Spinne gerettet wird.
"Fliegerle migerle, schuscherle schum ..."
Beim Vorlesen hat Simon Neuberg oft einen Bleistift in der Hand. Vielleicht fällt ihm ja eine Wendung auf, die er brauchen kann. Er arbeitet an einem deutsch-jiddischen Wörterbuch.