„Jetzt geht’s loos! Die Fußball-WM in Südafrika“
Endlich ist sie gestartet, die Fußball-WM in Südafrika. Ihr Motto „Ke Nako“ – übersetzt: „Es ist an der Zeit“ – spiegelt die unbändige Freude, aber auch die große Hoffnung, die die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent mit diesem Mega-Ereignis verbinden. Fans auf der ganzen Welt freuen sich auf vier ausgelassene Wochen, der Weltverband Fifa auf Einnahmen von rund 2,8 Milliarden Euro.
„Für mich sind das vier schöne Festwochen“, sagt der Journalist und Fußballfan Christian Ewers. Schließlich schlage das Herz des Fußballs in Afrika. Nirgendwo auf der Welt besitze das Spiel eine solche Magie, sei derart verbunden mit Hoffnungen, aber auch mit Enttäuschungen, nirgendwo gebe es größere Talente.
Das erfuhr der Sportredakteur des Magazins stern auch, als er im Winter 2009 durch verschiedene afrikanische Länder reiste, um die Wirklichkeit des afrikanischen Fußballs hinter den Klischeebildern zu erkunden.
Der Titel seines Buchs ist ein Zitat des kamerunischen Stürmerstars Samuel Eto`o „Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer“. Der Untertitel zeigt auch die Schattenseiten: „Die Tragödie des afrikanischen Fußballs.“
Europa, so Ewers, sei der „goldene Kontinent“ für afrikanische Nachwuchskicker: „Es gibt viele junge Afrikaner, die sich ihr Weltbild zusammenschnipseln aus YouTube-Filmchen. Es gibt einen südafrikanischen Sender, der nahezu in ganz Afrika empfangbar ist. Und da läuft die englische Liga in einer Art Endlosschleife. Und das, was man in Afrika von Europa zu sehen bekommt, ist tatsächlich eine Best-Of-Auswahl. Das sorgt für eine verzerrte Wahrnehmung des Kontinents.“
Fußball sei die Chance für ein besseres Leben, nicht nur für die Spieler, sondern für die gesamte Familie. „Das heißt, man ist vermögend. Man wird berühmt. Man wird geliebt. Man wird in der Heimat geachtet. Das sorgt auch dafür, dass es schwer ist für einen Spieler, zurückzugehen. Also, es ist keine Option zu sagen, ich hab's nicht gepackt, ich geh zurück. Diese Option gibt's nicht, weil, man würde für eine riesige Enttäuschung sorgen in der Heimat.“
Auch in Europa sähe man nur die afrikanischen Stars, aber „hinter jedem Star wie Eto'o stehen Hunderte, wenn nicht gar Tausende gescheiterter Biografien.“
Fußball ist längst nicht mehr die „schönste Nebensache der Welt“, Fußball ist knallharter Kommerz. Auch dies zeigt die WM in Südafrika. Weltweit kassiert die Fifa 2,4 Milliarden Euro für die Fernsehrechte. „Der große Gewinner ist immer die Fifa“, sagt der legendäre Fußball-Reporter Manni Breuckmann, der den Rummel um den Ball seit fast 40 Jahren aktiv beobachtet. Sie kassiere Lizenzgebühren, diktiere die Vertragsbedingungen bis hin zur kleinsten Fanmeile.
In keiner Sportart sei die Kommerzialisierung und Medialisierung derart ausgeufert.
Fußball habe sich längst zur"Unterabteilung des Showbiz“ gewandelt. Dies wirke sich auch auf die Kommentierung aus, „alles wird so furchtbar aufgeblasen“.
2008 ist „Manni“, wie ihn Fans nicht nur in seiner Ruhrpott-Heimat nennen, aus dem aktiven Reportergeschäft ausgestiegen. In den 36 Jahren hinter dem Mikrophon hat er über 1000 Bundesliga- und Europacup-Spiele kommentiert. Kaum jemand konnte in der Bundesliga-Schalte so mitreißend „Toooor!“ schreien. Besonders, wenn sein Lieblingsverein Schalke spielte.
Das Herz der 59-Jährigen gehört immer noch dem Fußball und er freut sich auf seine erste WM ohne Reporterverpflichtung. „Ich freue mich darauf, dass es einen Monat lang rund um den Fußball geht, und dass es auch international rund geht. Und auf Knallerspiele, wie Brasilien gegen Portugal.“ Nur auf eines freut er sich nicht, auf das allgegenwärtige Getröte der Vuvuzelas: „Das ist Körperverletzung, das stelle ich den Ton ab!“
„Jetzt geht`s loos! Die Fußball-WM in Südafrika“
Über Kicken und Kommerz diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Manfred Breuckmann und Christian Ewers. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 – 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Literaturhinweis:
Christian Ewers: Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer – Die Tragödie des afrikanischen Fußballs. Gütersloher Verlagshaus 2010
Manfred Breuckmann: 50 legendäre Szenen des deutschen Fußballs. Westend Verlag, 3. Auflage 2009
Das erfuhr der Sportredakteur des Magazins stern auch, als er im Winter 2009 durch verschiedene afrikanische Länder reiste, um die Wirklichkeit des afrikanischen Fußballs hinter den Klischeebildern zu erkunden.
Der Titel seines Buchs ist ein Zitat des kamerunischen Stürmerstars Samuel Eto`o „Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer“. Der Untertitel zeigt auch die Schattenseiten: „Die Tragödie des afrikanischen Fußballs.“
Europa, so Ewers, sei der „goldene Kontinent“ für afrikanische Nachwuchskicker: „Es gibt viele junge Afrikaner, die sich ihr Weltbild zusammenschnipseln aus YouTube-Filmchen. Es gibt einen südafrikanischen Sender, der nahezu in ganz Afrika empfangbar ist. Und da läuft die englische Liga in einer Art Endlosschleife. Und das, was man in Afrika von Europa zu sehen bekommt, ist tatsächlich eine Best-Of-Auswahl. Das sorgt für eine verzerrte Wahrnehmung des Kontinents.“
Fußball sei die Chance für ein besseres Leben, nicht nur für die Spieler, sondern für die gesamte Familie. „Das heißt, man ist vermögend. Man wird berühmt. Man wird geliebt. Man wird in der Heimat geachtet. Das sorgt auch dafür, dass es schwer ist für einen Spieler, zurückzugehen. Also, es ist keine Option zu sagen, ich hab's nicht gepackt, ich geh zurück. Diese Option gibt's nicht, weil, man würde für eine riesige Enttäuschung sorgen in der Heimat.“
Auch in Europa sähe man nur die afrikanischen Stars, aber „hinter jedem Star wie Eto'o stehen Hunderte, wenn nicht gar Tausende gescheiterter Biografien.“
Fußball ist längst nicht mehr die „schönste Nebensache der Welt“, Fußball ist knallharter Kommerz. Auch dies zeigt die WM in Südafrika. Weltweit kassiert die Fifa 2,4 Milliarden Euro für die Fernsehrechte. „Der große Gewinner ist immer die Fifa“, sagt der legendäre Fußball-Reporter Manni Breuckmann, der den Rummel um den Ball seit fast 40 Jahren aktiv beobachtet. Sie kassiere Lizenzgebühren, diktiere die Vertragsbedingungen bis hin zur kleinsten Fanmeile.
In keiner Sportart sei die Kommerzialisierung und Medialisierung derart ausgeufert.
Fußball habe sich längst zur"Unterabteilung des Showbiz“ gewandelt. Dies wirke sich auch auf die Kommentierung aus, „alles wird so furchtbar aufgeblasen“.
2008 ist „Manni“, wie ihn Fans nicht nur in seiner Ruhrpott-Heimat nennen, aus dem aktiven Reportergeschäft ausgestiegen. In den 36 Jahren hinter dem Mikrophon hat er über 1000 Bundesliga- und Europacup-Spiele kommentiert. Kaum jemand konnte in der Bundesliga-Schalte so mitreißend „Toooor!“ schreien. Besonders, wenn sein Lieblingsverein Schalke spielte.
Das Herz der 59-Jährigen gehört immer noch dem Fußball und er freut sich auf seine erste WM ohne Reporterverpflichtung. „Ich freue mich darauf, dass es einen Monat lang rund um den Fußball geht, und dass es auch international rund geht. Und auf Knallerspiele, wie Brasilien gegen Portugal.“ Nur auf eines freut er sich nicht, auf das allgegenwärtige Getröte der Vuvuzelas: „Das ist Körperverletzung, das stelle ich den Ton ab!“
„Jetzt geht`s loos! Die Fußball-WM in Südafrika“
Über Kicken und Kommerz diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Manfred Breuckmann und Christian Ewers. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 – 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Literaturhinweis:
Christian Ewers: Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer – Die Tragödie des afrikanischen Fußballs. Gütersloher Verlagshaus 2010
Manfred Breuckmann: 50 legendäre Szenen des deutschen Fußballs. Westend Verlag, 3. Auflage 2009