Jenseits von Bollywood
Die musikalischen Bollywood-Schmachtfetzen aus den Filmstudios von Bombay haben in Deutschland längst ein Publikum erobert. Das Filmfestival „Bollywood and Beyond“ möchte vor allem ambitionierte Filme jenseits des Klischees von Tanz und Heirat zeigen.
In Stuttgart – Stuttgart ist Partnerstadt von Bombay – wurde im letzten Jahr unter dem Titel „Bollywood and Beyond“ das erste Indische Filmfestival in Deutschland eröffnet. In diesem Jahr geht es weiter: Vom 13. bis 17. Juli werden dann wieder rund 20 Filme präsentiert. Ein schöner, aktueller Aufhänger, dem Wesen des indischen Films nachzugehen. Insbesondere da sich fast alle bisherigen Beiträge über das indische Kino darin erschöpfen, Klischees von Tanz, Heirat und einem dahinschmachtenden Millionenpublikum zu wiederholen.
Dabei bietet Bollywood in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Hollywood: Während das US-Kino immer wieder die Heldengeschichte vom Individuum erzählt, dass sich gegen alle anderen durchsetzt – häufig gegen die eigene Familie –, geht es in den indischen Filmen immer wieder um gesellschaftliche Verantwortung und darum, dass „der Held / die Heldin“ Opfer bringen muss, damit es der Familie, dem Dorf, den Angehörigen besser geht …
Natürlich ist Bollywood kein Mainstream-Hype à la „Star Wars“, aber eine Bewegung, die immer mehr an Breite gewinnt – das indische Kino erobert Deutschland! Mit Bollywood ist vor allem das indische Filmzentrum Bombay gemeint. Weit über 200 Filme werden jedes Jahr in der Filmmetropole gedreht, rund 1000 im ganzen Land. Sie sind meist drei Stunden lang, beinhalten fünf bis sechs gewaltige Gesangs- und Tanzsequenzen, drehen sich viel um die Liebe, sind farbenprächtig und amüsant. Lange Zeit schien sich niemand außerhalb Indiens für diese Werke zu interessieren. Ein Film, der länger als 100 Minuten ist, wollte man im Westen dem Publikum nicht zumuten. Außerdem sind die indischen Musicals gewöhnungsbedürftig, vereinen sie doch häufig verschiedene Genres in sich.
Aber als der indische Film „Lagaan“ 2001 für den Oscar nominiert wurde und den Publikumsfilmpreis beim Filmfestival in Locarno gewann, war das der Beginn einer Welle, mit der das indische Kino auch den Westen überzeugte. Filme wie „Kick it like Beckham“, „Sometimes Happy, Sometimes Sad“, „Indian Love Story“ oder der gerade gestartete „Main Hoon Na – Ich bin immer für dich da“ gehören dazu. Seit zwei Jahren widmet sich unter dem Motto „Bollywood macht glücklich“ der Kölner Filmverleih RapidEyeMovies dem indischen Film. Es ist der erste Filmverleih, der die indischen Filme in erwähnenswertem Umfang in die deutschen Kinos bringt. Und RapidEyeMovies veröffentlicht Bollywood auch auf einem eignen DVD-Label. Außerdem haben die Kölner mit RTL2 eine Kooperation aufgebaut.
Ausgerechnet der Sender, dessen Unterhaltungsniveau meist die untersten Schubladen bedient ("Big Brother, Staffel 25…“, „Frauentausch“ etc.) hat die Zeichen der Zeit erkannt und strahlt seit November letzten Jahres als erster deutscher Sender Bollywood-Filme aus. Heimlich erhofft hatten sich die Programmmacher einen Marktanteil von neun bis zehn Prozent der 14 bis 29-jährigen Zuschauer. Erreicht haben sie über 15 Prozent.
Der Weg des indischen Kinos wurde allerdings auch durch die unermüdlichen Bemühungen des Berlinale-Forums geebnet. Denn die Berlinale widmet Bollywood schon seit einigen Jahren eine spezielle Mitternachtsschiene. Umgekehrt beeinflusst das indische Kino inzwischen sogar Hollywood: Jedenfalls wären Musicals wie „Chicago“ oder „Moulin Rouge“ ohne den Einfluss Bollywoods kaum denkbar. Und auch die Choreographien vieler Musikvideos von MTV und Viva ähneln denen der indischen Filme.
Service:
Das 2. indische Filmfestival „Bollywood and beyond“ findet vom 13. bis 17. Juli 2005 in Stuttgart statt.
Dabei bietet Bollywood in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Hollywood: Während das US-Kino immer wieder die Heldengeschichte vom Individuum erzählt, dass sich gegen alle anderen durchsetzt – häufig gegen die eigene Familie –, geht es in den indischen Filmen immer wieder um gesellschaftliche Verantwortung und darum, dass „der Held / die Heldin“ Opfer bringen muss, damit es der Familie, dem Dorf, den Angehörigen besser geht …
Natürlich ist Bollywood kein Mainstream-Hype à la „Star Wars“, aber eine Bewegung, die immer mehr an Breite gewinnt – das indische Kino erobert Deutschland! Mit Bollywood ist vor allem das indische Filmzentrum Bombay gemeint. Weit über 200 Filme werden jedes Jahr in der Filmmetropole gedreht, rund 1000 im ganzen Land. Sie sind meist drei Stunden lang, beinhalten fünf bis sechs gewaltige Gesangs- und Tanzsequenzen, drehen sich viel um die Liebe, sind farbenprächtig und amüsant. Lange Zeit schien sich niemand außerhalb Indiens für diese Werke zu interessieren. Ein Film, der länger als 100 Minuten ist, wollte man im Westen dem Publikum nicht zumuten. Außerdem sind die indischen Musicals gewöhnungsbedürftig, vereinen sie doch häufig verschiedene Genres in sich.
Aber als der indische Film „Lagaan“ 2001 für den Oscar nominiert wurde und den Publikumsfilmpreis beim Filmfestival in Locarno gewann, war das der Beginn einer Welle, mit der das indische Kino auch den Westen überzeugte. Filme wie „Kick it like Beckham“, „Sometimes Happy, Sometimes Sad“, „Indian Love Story“ oder der gerade gestartete „Main Hoon Na – Ich bin immer für dich da“ gehören dazu. Seit zwei Jahren widmet sich unter dem Motto „Bollywood macht glücklich“ der Kölner Filmverleih RapidEyeMovies dem indischen Film. Es ist der erste Filmverleih, der die indischen Filme in erwähnenswertem Umfang in die deutschen Kinos bringt. Und RapidEyeMovies veröffentlicht Bollywood auch auf einem eignen DVD-Label. Außerdem haben die Kölner mit RTL2 eine Kooperation aufgebaut.
Ausgerechnet der Sender, dessen Unterhaltungsniveau meist die untersten Schubladen bedient ("Big Brother, Staffel 25…“, „Frauentausch“ etc.) hat die Zeichen der Zeit erkannt und strahlt seit November letzten Jahres als erster deutscher Sender Bollywood-Filme aus. Heimlich erhofft hatten sich die Programmmacher einen Marktanteil von neun bis zehn Prozent der 14 bis 29-jährigen Zuschauer. Erreicht haben sie über 15 Prozent.
Der Weg des indischen Kinos wurde allerdings auch durch die unermüdlichen Bemühungen des Berlinale-Forums geebnet. Denn die Berlinale widmet Bollywood schon seit einigen Jahren eine spezielle Mitternachtsschiene. Umgekehrt beeinflusst das indische Kino inzwischen sogar Hollywood: Jedenfalls wären Musicals wie „Chicago“ oder „Moulin Rouge“ ohne den Einfluss Bollywoods kaum denkbar. Und auch die Choreographien vieler Musikvideos von MTV und Viva ähneln denen der indischen Filme.
Service:
Das 2. indische Filmfestival „Bollywood and beyond“ findet vom 13. bis 17. Juli 2005 in Stuttgart statt.