Jenseits vom Ballermann

Pauschalurlaub heute und morgen

Der Strand von Es Portixol und die Kathedrale der Heiligen Maria in Palma de Mallorca auf Mallorca (Spanien).
40 Prozent der deutschen Urlauber nutzen Pauschalreisen - zum Beispiel nach Mallorca. © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Von Christof Spittler · 06.07.2016
Bettenburgen, Putzfraueninsel und Teutonengrill: Im digitalen Zeitalter, in dem jeder Kunde seine Traumreise selbst zusammenklicken kann, sollte das doch reichlich überholt sein. Die Nachfrage nach Pauschalreisen ist trotzdem noch immer ungebrochen.
"Mallorca, für fünf Tage kann man das super machen. Wann möchten Sie denn reisen?"
"Nächsten Monat vielleicht?"
"Ok, kleinen Moment..."
Eine Pauschalreise? Nach Mallorca? Das geht doch jetzt mal gar nicht. Pauschalurlauber, das waren mein Leben lang immer die anderen. Die Spießer, die Prolls, die Konsumenten. Eine Reise sollte ein Abenteuer sein, voller unvorhersagbarer Begegnungen, voller überraschender Wendungen und doch bitte nicht mit vorausgebuchtem Hotel.
"All inclusive ist als Mahlzeiten Frühstück, Mittag, Abendessen, alles in Buffetform. Und alkoholische und nichtalkoholische Getränke sind jeweils von 10 bis 23 Uhr mit inklusive. Hier wäre zum Beispiel auch Tages- und Abendanimation, und was auch inklusive ist, Minigolf, Tennis, Tischtennis und Billard wäre mit dabei."

Mallorca aus Recherchezwecken

Ich habe noch nie eine Pauschalreise gemacht. Aber diesmal soll es das volle Programm sein. Zu Recherchezwecken, versteht sich. Mallorca. Putzfraueninsel. Ballermann-Strand. So billig wie es geht.
"Dann sind wir bei einem Dreisternehotel, wenn wir jetzt mit All-inclusive schauen..."
Sage und schreibe 245 Euro für fünf Tage. Nur in die Türkei geht's noch billiger:
"Das hat auch mit der Situation im Moment, äm, zu tun, durch die vielen Anschläge in Istanbul und Ankara sind halt viele Reisende verunsichert."

Bequemlichkeit als Grundmotiv

"Pauschalreisen waren früher natürlich sehr stark standardisierte Produkte, im Grunde genommen Reisen von der Stange."
Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin treffe ich Mario Köpers, den Sprecher des weltgrößten Tourismuskonzerns, der TUI:
"Die Grundmotive haben sich eigentlich wahrscheinlich seit Entstehung der Pauschalreise gar nicht mal verändert. Das ist vor allen Dingen Bequemlichkeit und Komfort, aber auch das Thema Sicherheit und Orientierung: Gerade die Deutschen sind im internationalen Vergleich sehr sicherheitsbewusst."
69 Millionen Urlaubsreisen haben die Deutschen im letzten Jahr gemacht. Über 42 Prozent davon sind Pauschalreisen. Sie gehen zu 37 Prozent in die Mittelmeerregion, kosten bei der Buchung im Schnitt 550 Euro pro Person und dauern 10,2 Tage.

Ankunft in der Bettenburg

"Hola!"
"Sprechen Sie Deutsch?"
"Ja. Ankunft, ja?"
"Genau."
Das 245-Euro-Hotel auf Mallorca entpuppt sich als klassische Bettenburg. Acht Gebäude, zwei Pool-Landschaften, fünf Restaurants.
Eine trinkende Männergruppe am Strand von Mallorca.
Eine trinkende Männergruppe am Strand von Mallorca.© picture alliance / dpa / Andreas Lander
"So, das ist die Zimmernummer. Das ist bei Gobi. Das braune Gebäude da, da gegenüber. Und für All-inclusive müssen Sie hier hin. Bei Havanna."
"Da gibt es alle Mahlzeiten?
"Ja, für die Mahlzeiten, Getränke und alles."
"Und das kann man nicht abmachen?"
"Nein!"
Die nächsten fünf Tage laufe ich also mit einem weißen Armbändchen herum, und das ist mir wirklich peinlich. Habe ich genug langärmlige Hemden mit?

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